Morwen, Tochter Saurons

Kapitel 57 - Elladan

„Am wahrscheinlichsten ist es, dass sie den Weg durch die Pforte von Rohan genommen haben", überlegte Elladan, „das war doch Mithrandirs Plan."

Elrohir nickte. „Dort angekommen sind sie gewiss noch nicht. Schnelles Reisen mit vier Hobbits dürfte kaum möglich sein."

„Was uns zugutekommt", erwiderte sein Bruder. „Je eher wir sie einholen, desto schneller werde ich wieder ruhig schlafen können."

„Das wirst du erst, wenn wir wieder in Imladris eintreffen. Ich denke nicht, dass dafür während der Reise viel Zeit sein wird", stellte Elrohir klar. „Und du wirst auch nicht viel Zeit haben, Morwen hinterher zu starren", fügte er mit einem Grinsen hinzu. Dann jedoch wurde er wieder ernst. „Du bist in der letzten Zeit entsetzlich unruhig gewesen. Das war kaum noch mitanzusehen. Es ist gut, dass wir ihnen folgen."

Eine Zeit lang gingen die Brüder schweigend nebeneinander her. Elladan ließ wachsam seinen Blick über ihre Umgebung schweifen. Ich hoffe, wir sind auf dem richtigen Weg. Aber wenn diese Träume etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben, wo soll es hier Eiseskälte oder lodernde Flammen geben?

„Elladan, hier drüben!" Elrohir war ein Stück von ihm entfernt auf eine kleine Anhöhe gestiegen. „Hier hat jemand Feuer gemacht und sehr eilig wieder gelöscht!"

Eilig lief Elladan zu seinem Bruder. Prüfend musterte er die schwach bewachsene Anhöhe. „Und an diesen Büschen sind Zweige abgebrochen", fügte er hinzu, „das ist noch nicht lange her. Sie müssen sich vor irgendetwas versteckt haben."

„Oder vor jemandem", sagte Elrohir beunruhigt. „Denkst du, die Nazgûl könnten sie bereits verfolgen?"

Elladan schüttelte sie entschieden den Kopf. „Die müssen sich erst von ihrem Bad im Bruinen erholen", meinte er grimmig, „so schnell sehen wir die nicht wieder."

„Erwähnte Mithrandir nicht, dass Saruman verschiedene Tiere als Späher einsetzt?", fragte Elrohir nachdenklich.

„Du hast recht." Elladan nickte. „Und hier ist man gut sichtbar, besonders aus der Luft."

„Vögel?", fragte Elrohir.

„Das wäre denkbar." Elladan überlegte kurz. „Wenn du Mithrandir wärst und nicht sicher sein könntest, ob sie dich gesehen haben..."

„Dann würde ich meinen Weg überdenken", führte Elrohir den Gedankengang seines Bruders fort. „Und die Pforte von Rohan liegt gefährlich nah an Isengard."

„Damit gäbe es noch zwei mögliche Wege auf die andere Seite des Nebelgebirges. Über den Pass des Caradhras oder durch die Minen von Moria." Elladan verzog das Gesicht. „Keinen von beiden würde ich angenehm nennen."

„Lieber frieren als tagelang unter der Erde sein", brummte Elrohir, „und das auch noch in Gesellschaft unzähliger Zwerge."

„Ich weiß nicht", überlegte Elladan, „sie haben immerhin einen Zwerg dabei. Und für die Hobbits wäre die Überquerung des Passes eine gewaltige Herausforderung."

„Also Moria?" Elrohir seufzte.

„Ich denke schon", erwiderte Elladan. Wenn auch die Kälte in meinen Träumen für den Caradhras sprechen würde. Doch ein Gefühl sagt mir, dass ich dort oben nichts finden werde. Aber was nur hat das Feuer zu bedeuten?