„Morwen? Mein Vater möchte gern mit dir sprechen."
Unbeweglich blickte Morwen weiter geradeaus, Richtung Südosten. Ich hätte die Gelegenheit, ada wieder mächtig zu machen. Ich selbst könnte unendlich mächtig werden. Warum habe ich den Ring nicht an mich genommen?
„Morwen? Hörst du mir überhaupt zu?" Mittlerweile hatte Elladans Stimme einen sehr genervten Unterton. „Du kannst doch nicht einfach für immer und ewig schweigen. Komm schon, sprich doch mit meinem Vater, er kann dir bestimmt Rat geben."
„Ich sollte irgendwohin gehen, wo der Ring für mich unerreichbar ist", flüsterte Morwen kaum hörbar, „er ruft mich, Elladan. Er sieht in mich hinein und weiß, wer ich bin und wer ich werden könnte."
„Du kannst nicht davonlaufen. Das wird alles nur schwieriger machen", widersprach Elladan energisch, „na los, Vater wartet bei der Brücke. Sprich mit ihm, bitte. Er kann dir helfen."
„Meinst du wirklich, dass mir irgendjemand helfen kann?", fragte Morwen, „ich werde immer Saurons Tochter sein. Vielleicht ist es mir ja auch bestimmt, an seiner Seite über Mittelerde zu herrschen."
„Du bist nicht wie er. Du hast ein gutes Herz. Das hast du schon oft genug gezeigt."
Morwen blickte Elladan zweifelnd an. „Ich werde mit Elrond sprechen", murmelte sie dann, „auch wenn ich nicht sicher bin, ob er irgendetwas tun kann." Langsam erhob sie sich von der steinernen Bank, auf der sie die meiste Zeit seit ihrem Eintreffen in Imladris einige Tage zuvor verbracht hatte.
„Er kann immer etwas tun." In Elladans Augen konnte Morwen die tiefe Zuneigung erkennen, die er für seinen Vater empfand.
Wenn das nur wahr wäre. Er kann nicht ändern, wer ich bin. Morwen nickte Elladan zu, dann machte sie sich auf den Weg zu Elrond.
Er entdeckte sie, sobald sie die Terrasse vor der Brücke betrat.
„Morwen. Wie geht es dir?"
„Ich habe Kopfschmerzen", murmelte Morwen.
Elrond nickte langsam. „Das ist interessant."
Morwen runzelte die Stirn. „Warum denn?", fragte sie verwundert.
„Weil der Ring sich auf dem Weg hierher befindet", erklärte Elrond, „meine Tochter brach gestern auf, um den Halbling, der ihn bei sich trägt, vor den Nazgûl zu schützen."
„Wenn die Nazgûl ihn jagen, hat der Hobbit nicht den Hauch einer Chance", bemerkte Morwen.
„Ich vertraue darauf, dass Arwen ihn rechtzeitig findet. Aber darum geht es gerade nicht."
„Und worum dann?", fragte Morwen verwundert.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass der Ring in falsche Hände gerät. Wir werden ihn zerstören müssen."
Als Morwens Augen sich weiteten, nickte Elrond ernst.
„Ja, Morwen, ich weiß, was das für deinen Vater bedeutet. Aber dennoch ist es die einzige Möglichkeit, Mittelerde vor seinem Einfluss zu schützen."
„Und warum erzählt Ihr mir das?", wollte Morwen wissen.
„Wer auch immer Richtung Mordor aufbrechen wird, wird Hilfe benötigen. Niemand hier kennt dieses Land so gut wie du." Elrond schien einen Moment zu zögern. „Ich weiß, dass ich viel von dir verlange, Morwen, aber ich möchte dich bitten, diejenigen zu begleiten, die diese Aufgabe ausführen werden."
DU LIEST GERADE
Morwen, Tochter Saurons
FanfictionNachdem ihr Vater Sauron durch Galadriels Macht aus seinem kurzzeitigen Zuhause Dol Guldur vertrieben wurde, ist Morwen allein. Sie muss lernen, sich in einer fremden Welt zurechtzufinden und nach Möglichkeit geheimzuhalten, wer sie wirklich ist. Ab...