Als Morwen wieder aufwachte, warf sie zuerst einen Blick an den Himmel. Soweit sie erkennen konnte, stand die Sonne ziemlich hoch. Enttäuscht stöhnte Morwen auf, denn eigentlich verspürte sie wenig Lust auf einen weiteren Ritt durch die Helligkeit und Wärme, die von der Sonne ausgingen. „Dûr!", rief sie leise und wenig später sah sie das dunkle Fell der Wargin zwischen den Bäumen. Erleichtert bemerkte sie, dass ihre Freundin die Verletzung nicht mehr zu spüren schien und geschickt schwang sie sich auf Dûrs Rücken. Ohne, dass sie ein Zeichen geben musste, setzte sich diese in Bewegung und hielt auf den Waldrand zu.
Wieder einmal strahlte die Sonne unangenehm hell vom Himmel und es kam Morwen beinahe so vor, als würde der Tag niemals enden wollen. Nur gut, dass ich nach Norden reite. Wenigstens scheint mir so die Sonne nicht ins Gesicht. Die Umgebung veränderte sich allmählich, immer weniger Vegetation begleitete Morwen auf ihrem Weg und alles schien stiller zu werden. Das einzige, was gleichblieb, war der dunkle Schatten des Düsterwaldes zu ihrer Linken.
Als die Sonne sich schließlich doch allmählich rot verfärbte, konnte Morwen unweit von ihr entfernt einen Fluss erkennen. Er war offenbar nicht besonders tief und eher schmal, doch sein Anblick brachte sie zum Nachdenken. Hatte ihr Vater nicht einmal einen See erwähnt, als er über den Erebor gesprochen hatte? War es möglich, dass sie schon beinahe am Ziel angelangt war?
Auch, wenn Morwen nicht sicher war, ob es eine gute Entscheidung war, beschloss sie, dem Flussverlauf zu folgen. Nun wandte sie sich ein wenig in Richtung Nordwesten und nach etwa einer Stunde verschwand der Fluss im Dunkel zwischen den Bäumen des Düsterwaldes. Morwen seufzte leise. Hoffentlich verliere ich dort drinnen nicht die Orientierung.
Dem Fluss auch im Wald weiterhin zu folgen erwies sich jedoch als deutlich einfacher, als sie es sich erhofft hatte. Neben dem Wasser befand sich ein recht kahler Streifen, dem Dûr folgen konnte, und wenn dieser einmal zu schmal wurde, lief die Wargin kurzentschlossen im Fluss weiter.
Es dauerte nicht lange, bis Morwen schon wieder das Ende des Waldes absehen konnte. Als Dûr zwischen den Bäumen hervortrat, warf die junge Frau einen prüfenden Blick zum Himmel, an dem sich längst zahllose Sterne zeigten. Noch immer war sie in Richtung Norden unterwegs, was sie unheimlich beruhigte.
Nur kurz stieg Morwen ab, um Dûr eine kurze Pause zu gewähren, denn sie wollte so schnell wie möglich am Erebor ankommen. Als sie an den einsamen Berg dachte, wanderte ihre Hand unwillkürlich zu ihrem Schwert. Ob der Kampf schon vorüber sein würde? Oder würde sie selbst kämpfen müssen? Würde möglicherweise sogar ihr Vater dort auf sie warten? Mit all diesen Fragen im Kopf brach sie auf Dûrs Rücken wieder auf.
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Morwen, Tochter Saurons
FanfictionNachdem ihr Vater Sauron durch Galadriels Macht aus seinem kurzzeitigen Zuhause Dol Guldur vertrieben wurde, ist Morwen allein. Sie muss lernen, sich in einer fremden Welt zurechtzufinden und nach Möglichkeit geheimzuhalten, wer sie wirklich ist. Ab...