Kapitel 37 - Legolas

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Den Valar sein Dank, ich habe es geschafft. Als Legolas erkannte, dass er endlich die Grenze von Imladris erreicht hatte, beschloss er, Alagos wenigstens eine kurze Pause zu erlauben. Die Reise war anstrengend gewesen, doch der Prinz hatte keine Zeit verlieren wollen. Nun beschloss er, ein wenig zu Fuß weiterzugehen – Alagos würde ihm folgen, das wusste er.

Einen Moment lang schloss Legolas seine Augen, lauschte dem Gesang der Vögel und genoss es, den besonderen Zauber zu spüren, der auf Imladris zu liegen schien. Hierher bin ich schon immer gern zurückgekehrt.

Während er langsam weiterging, ließ Legolas seinen Gedanken freien Lauf. Wie es Aragorn hier wohl ergangen ist? Er wird sich bestimmt gut mit Elronds Söhnen verstehen. Nach und nach jedoch wanderten Legolas' Gedanken weiter zu einer anderen Person. Warum? Warum hat sie mir geholfen?

Seit Morwen ihn aus den Händen der Orks befreit hatte, dachte Legolas schon darüber nach. Als ich erkannt habe, wer sie ist, war ich mir so sicher, dass sie mir nur schaden will. Dass sie vielleicht nur auf Saurons Befehl hin mit mir zusammentraf und mit mir reiste. Er scheint mich ja unbedingt in seinen Händen sehen zu wollen. Aber warum hat sie mir dann geholfen? Wozu stellt sie sich gegen ihren Vater?

Legolas' Gedanken wurden unterbrochen, als Alagos ihn von der Seite anstieß und leise schnaubte. Sofort richtete der Elb seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Umgebung.

Als er weiterging, konnte er zwischen den Bäumen eine hochgewachsene Gestalt mit blonden Haaren ausmachen, die eine kunstvolle Krone aus Zweigen trug.

„Ada!" Legolas beschleunigte seine Schritte, während Thranduil sich überrascht umdrehte.

„Legolas, es geht dir gut." Die Erleichterung stand Thranduil ins Gesicht geschrieben.

Seit wann zeigt ada Gefühle? Verwundert blieb Legolas vor seinem Vater stehen.

Seine Verwunderung wurde noch größer, als Thranduil ein paar Schritte auf ihn zukam und ihn fest in die Arme schloss.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht", flüsterte Thranduil, als er seinen Sohn wieder losließ, „ich hätte es nicht ertragen, dich auch noch zu verlieren."

„Es geht mir gut, ada", beruhigte Legolas ihn, während er noch immer seinen Augen und Ohren nicht traute. Was war seinem sonst so distanzierten Vater geschehen. „Was hat dir solche Sorgen bereitet?"

„Ich habe Gerüchte gehört, dass eine Gruppe Orks einen Elben gefangen nahmen", erklärte Thranduil, „und mancher meinte, dich erkannt zu haben. Doch nun weiß ich, dass es nicht so war."

„Ada..." Legolas zögerte einen Moment. „Die Gerüchte waren wahr", sagte er dann leise.

Thranduil wurde blass. „Aber wie...?"

„Kurz vor dem Eryn Galen hat mich eine große Gruppe Orks überrascht", berichtete Legolas leise, „ich war zu Fuß unterwegs und hatte kaum Gelegenheit, mich zu verteidigen. Irgendwann habe ich erfahren, dass sie den Auftrag erhalten hatte, mich nach Mordor zu bringen. Und diesen Auftrag hätten sie auch erfüllen können, wenn mir nicht jemand geholfen hätte."

„Wer?", fragte Thranduil heiser.

„Jemand, den ich zuvor als Saurons stärkste Verbündete eingeschätzt hatte. Der ich misstraut habe, obwohl ich mit ihr gereist bin. Vor der ich dich warnen wollte. Doch nun möchte ich dich nur bitten, ihr nicht als Feind gegenüberzustehen, wenn du sie jemals treffen solltest."

„Du sprichst von Saurons Tochter", stellte Thranduil fest, „von Morwen, nicht wahr?"

Legolas nickte. „Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit, ihr zu danken."

„Nun, es sieht so aus, als wollten die Valar dir diese Gelegenheit geben", sagte Thranduil.

Legolas runzelte die Stirn. „Und wie?"

„Weil vor einigen Tagen eine junge Frau auf einem Warg Elrond um Unterschlupf gebeten hat. Und er ihr erlaubte, hierzubleiben."

Ein Lächeln glitt über Legolas' Gesicht. „Es ist eine Wargin", korrigierte er seinen Vater sanft. „Und wo kann ich Morwen finden?"

Morwen, Tochter SauronsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt