Kapitel 47

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Ja, es ist lange her, dass ich an dieser Geschichte geschrieben habe. Oder überhaupt geschrieben habe.

Aber es scheint so, als würde die Kreativität nach Jahren der Abwesenheit wieder zu mir zurückkommen. Und ich hoffe, sie wird bleiben.

Daher nun ein ganz frisch geschriebenes Kapitel von Morwen. Bitte seht es mir nach, wenn die Formulierungen nicht ganz so sind wie in den alten Kapiteln, das ist der erste Text seit bestimmt zwei Jahren und ich muss erst wieder richtig reinkommen ;).

In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen!


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„Die Gemeinschaft wartet auf den Ringträger. Frodo?" Gütig blickte Gandalf auf den Hobbit, dessen Unsicherheit beinahe greifbar schien.

„Mordor, Gandalf, liegt das rechts oder links?", wisperte er so leise, dass selbst Morwen Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen.

„Links."

Morwen nickte in Gedanken. Nun beginnt sie also. Diese Reise, von der ich noch immer kaum glauben kann, dass ich sie tatsächlich antrete. Bedächtig ließ sie ihren Blick über die Bewohner von Imladris gleiten. Die meisten von ihnen hatten sich hier eingefunden, um die Gemeinschaft zu verabschieden.

Elladan. Morwen spürte, wie ein Lächeln über ihr Gesicht wanderte, als sie dem Blick von Elronds Sohn begegnete. Ganz kurz nur sah sie ein silbernes Schimmern um seinen Hals aufblitzen. Mein Ring. Er trägt ihn an einer Kette um seinen Hals. Er nimmt sein Versprechen wirklich ernst, darauf aufzupassen.

Ein letztes Mal lächelte sie ihren Freund an und genoss die Vertrautheit, die aus seinem Blick sprach. Vermischt mit Sorge zwar, doch so gut verborgen, dass sie diese vielleicht gar nicht bemerkt hätte, wäre da nicht das Gespräch zwischen Elladan und Legolas gewesen, das sie zufällig mitangehört hatte.

Als sie sich umwandte, um der restlichen Gemeinschaft zu folgen, bemerkte sie, dass sie nicht die einzige war, die einen Abschiedsblick mit einem Bewohner von Imladris getauscht hatte. Gerade wandte Aragorn sich von Arwen ab. Natürlich, erinnerte sich Morwen, Elladan hat das mehr als einmal angedeutet. Das ist bestimmt nicht einfach für Elrond.

Langsam folgte sie nun den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft. Sie passten sich an die Geschwindigkeit der Hobbits an, wollten sie doch vermeiden, dass diese zu schnell ermüdete. Nach der Energie, die ich bei Hobbitkindern erlebt habe, würde ich eher vermuten, dass der Mensch zuerst müde wird. Wie war doch sein Name? Boromir, oder?

Wehmütig ließ Morwen ihren Blick zwischen den hellen Bäumen hindurchschweifen. „Ich werde diese Wälder vermissen", murmelte sie unwillkürlich.

„Wer einmal die Schönheit von Imladris erkannt hat, den wird es immer wieder hierher zurückziehen."

Morwen zuckte zusammen. Dann lächelte sie. „Legolas. Du hast mich erschreckt. Ich war"

„in Gedanken, ich weiß. Wie meistens, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind." Der Elb sah sie freundlich an. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass du weit fort bist mit deinen Gedanken." Sein Blick wurde ernster. „Das könnte auf dieser Reise zur Gefahr werden, Morwen. Für dich, aber auch für uns alle hier. Was auch immer dich bewegt, es darf dich nicht kontrollieren. Um der ganzen Unternehmung willen. Wir dürfen unter keinen Umständen scheitern."

Seine Stimme war lauter geworden, sodass sich Aragorn und Boromir, die direkt vor ihnen gingen, verwundert umdrehten.

„Verzeih", murmelte Legolas verlegen, „das war unangebracht. Es ist kein Wunder, dass es vieles gibt, was dir jetzt durch den Kopf gehen muss."

„Wie die Frage, wem ihre Treue gilt?", zischte Boromir verächtlich.

„DAS war unangebracht." Aragorn funkelte ihn wütend an, bevor er sich Morwen zuwandte. „Ich sage es nur ungern, aber Legolas hat recht. Wir brauchen dich, Morwen. Hier, mit all deinen Sinnen. Ich kenne dich nun schon einige Jahre und ich weiß, dass du aufmerksam bist, und geschickt, und dass du vieles weißt, was uns weiterhelfen wird. Lass deinen Gedanken ihren Lauf, aber lass dich nicht von ihnen kontrollieren."

„Ich weiß", murmelte Morwen, „meine Gedanken nicht die Kontrolle übernehmen zu lassen ist die größte Herausforderung auf dieser Reise."

Wohlweißlich hatte sie so leise gesprochen, dass nur Legolas sie verstehen konnte.

„Du bist stark, Morwen, stärker als du denkst. Und stark genug, um dem Ring widerstehen zu können."

„Nur wie lange?" Morwen blickte ihn zweifelnd an. „Je eher wir am Ziel sind desto besser. Und je größeren Abstand ich zu Frodo halte. Der Ring weiß genau, wer ich bin. Er wird bei jedem hier versuchen, ihn zu verführen, aber ich wäre für ihn am wertvollsten. Gandalf mag mächtiger sein, doch ich bin ein vertrautes Wesen für ihn."

„Dann kennt er dich nicht." Legolas blieb stehen und sah Morwen bestimmt an. „Jemandes Tochter zu sein bedeutet nicht, sein Wesen zu teilen. Du bestimmst dein Wesen, du allein, Morwen. Und du hast dich für uns entschieden, für dein Volk. Du wirst das schaffen, das weiß ich."

„Hannon le." Morwen lächelte dankbar. Ihr wurde zwar nur wenig leichter ums Herz, doch dass Legolas solch ein Vertrauen in sie zeigte, bewegte sie. Das hätte ich nie gedacht, damals im Norden. Damals, als wir Aragorn zum ersten Mal begegnet sind. Vor einer Ewigkeit. Damals war ich noch Morwen, die Tochter Saurons. Nun bin ich Morwen, die Tochter Edhellos'. Zumindest ist es das, was ich sein möchte.


Morwen, Tochter SauronsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt