My Secret Wish

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Wörteranzahl: 3540
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Es war wie von einem Hochhaus zu fallen und dann aufzuwachen, um zu merken, dass es kein Hochhaus war, sondern nur der halbe Meter aus dem Bett. So dachte ich zumindest erst. Meine Augen schloßen sich wie automatisch, als würde es das Geschehene ungeschehen machen können. Als sei ein Jetzt das selbe wie das Zuvor. Sie zuckten nervös und dieses Zuckern übertrug sich auf meinen Körper bis ich mich zitternd auf den Boden setzten musste. Das nasse Gras war durch meine Kleidung zu spüren.

Ich redete mir ein, dass nichts passiert war. Ich stellte mir vor, wie ich neben meinem Bett lag, verwirrt, was passiert war. Ja, es kann vorkommen, dass ich mich im Schlaf zu sehr bewege und dann falle ich hinunter. Jedesmal aufs neue fühlt es sich für einen Moment an, als würde die Erde beben, die Stadt brennen und das Flugzeug abstürzen.

Doch als ich in das bleiche, ja totenbleiche Gesicht meines Vaters blickte, wusste ich, dass ich auf keine Pointe hoffen durfte.
Ich konnte in diesem Moment an nichts denken. Nicht daran, wie meine Mutter es erfahren würde, die am Abend zurück sein sollte. Nicht daran, wie mich jeder Raum unseres Hauses, jede Straße in diesem verdammt kleinem Dorf mich an ihn erinnern würden. Nicht daran, wie er nie Erfahren würde, was aus mir später geworden ist. Nicht daran, wie die Beerdigung stattfinden sollte, wer Eingeladen werden musste, wie viel Geld wofür gebraucht und bekommen wurde. Nicht daran, was ich im nächsten Augenblick tun sollte.

Und so tat ich zuerst nichts, saß nur neben meinem Vater im Garten, während die Wolken vorbei zogen. Meine Reaktion war verlangsamt, als mich etwas an der Schulter berührte. Erst dachte ich, es müsste meine Mutter sein, doch als ich mich umwandte, sah ich etwas anderes.

Es musste der Tod sein, dachte ich. Er war hier, um meinen Vater zu sich zu nehmen. Ich spürte die Hitze, als meine Tränen wieder aufstiegen. Ich erinnerte mich daran, wie mein Vater mir versicherte: „Es ist okay zu weinen, Yoongi. Emotionen zu zeigen ist natürlich."
Jetzt, wo er so still und reglos da lag, war er in meinem Kopf umso lebendiger.

„Du musst jetzt mit uns mitkommen, Kind", sprach die dunkle Gestalt mit tiefer, langsamer Stimme, immer noch hinter mir stehend. Erst jetzt blickte ich mich um, realisierte meine Umgebung. Unser Garten war bereits in Dunkelheit getaucht und die Schatten der Bäume wirkten vervielfacht. Der Mond leuchtete am Himmel, so schweigend und unbewegt wie mein Vater vor meinen Füßen.

Doch außer die Gestalt war niemand anderes da. „Wo ist meine Mutter? Sie müsste längst hier sein!", brachte ich bebend hervor und wurde panisch. Ich rappelte mich auf und wollte ins Haus laufen, doch hielt die Hand an meiner Schulter mich zurück.
„Deine Eltern hat ein Schicksal getroffen. Und auch du hast eines, allerdings ein anderes. Ich respektiere deine Trauer, doch du musst jetzt mit uns gehen, ich kann dir was das angeht leider keine Wahl lassen."

Vollkommen verwirrt, aber doch zu erschöpft um darüber nachzudenken, entgegnete ich: „Man hat immer eine Wahl, dass hat mein Vater mir gesagt und er hat recht! Ich weiß, dass er recht hat!"
Die letzten Worte schrie ich, sofern es meine Stimme her gab. Ich war verzweifelt und traurig. Warum wollte mich diese Kreatur abhalten, zu meiner Mutter zu laufen? Was war mit ihr passiert?

„Manchmal ist die Wahl nicht ganz so fair wie man denkt. Willst du nicht gehorchen, musst du sterben. Ich hätte es gerne vermieden, dich dieser Entscheidung auszusetzen. Aber du scheinst stur und naiv zu sein.", raunte die Stimme und die Gestalt trat ins Licht: Ein blasses Gesicht gab diesem grauhaarigem Mann einen leblosen Charakter und doch war etwas mächtig erscheinendes an ihm. Er hatte einige Falten, doch seine Haut schien rein. Seine Lippen, bemerkte ich, waren kräftiger gefärbt als gewöhnlich. Doch was mich am meisten irritierte, waren seine Augen, durch die sich das Licht spiegelte, als wären sie aus Glas. Mein erster Gedanke war, dass seine Augen so grau waren, weil er blind und alt war. Doch im nächsten Augenblick erkannte ich, dass nicht nur das Licht in ihnen sichtbar war, sondern dass sie von selbst glühten; ein leuchtendes rot.

Yoonmin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt