The Moon Is Falling

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Wörteranzahl: 2980
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Jimin schaute zum Mond hinauf und dachte, er würde auf ihn hinab fallen. Umso länger er starrte, um so sicherer wurde er sich dessen. Doch da er so in diesen Moment versunken war, strauchelte er, als er einen weiteren Schritt auf der vom Regen gewaschenen Straße tat. Sein Blick ging ruckartig nach unten, um das Gleichgewicht wiederzuerhalten. Gruselig, dachte er, wie man so die Orientierung verlieren kann. Das lag sicher nicht nur daran, dass er gerade aus einer Bar kam und noch den Geschmack des kalten Biers auf der Zunge hatte. Er ging kleine Schritte und schloss ab und zu die Augen, um zu testen, wie lange er brauchte, um seine Lider automatisch, aus einem Impuls heraus, wieder aufzureißen und um sich zu blicken.
Dieses erhöhte Herzklopfen, dieses sonderbare Gefühl von Lebendigkeit. Es konnte sich jedesmal anders und neu anfühlen. Jeder Moment im Leben war ein Herzschlag, dachte Jimin, jeder Moment so essenziell, um zu überleben. Und doch war das Klopfen mal eher nur ein leichtes Kribbeln und mal ein Hämmern.

Bei diesem Gedanken stand Jimin plötzlich vor der Haustür des Gebäudes, in dem er mit seinen Bandmitgliedern lebte. Die Lampe an der Außenwand spendete gerade genug Licht, um die Tür zu öffnen. Der Schlüssel klimperte. Sonderbar still war es in dem kleinen Hausflur und er trat so sanft wie möglich auf, nahm den Schlüsselbund so in die Hand, dass das Klimpern verstummte und bückte sich, um die glänzenden Schnallen seiner neuen, pechschwarzen Stiefel zu öffnen. Er spürte die stagnierende Kälte des Flurs sich an seine Füße schmiegen. Mit den Schuhen in der Hand öffnete er die Tür zur Wohnung. Sobald er die Tür vorsichtig hinter sich geschlossen hatte, hielt er kurz inne um zu horchen. Erst war alles leise, doch dann erklang eine sanfte Klaviermusik aus einem der hinteren Räume an sein Ohr.
Daraus schloss er, dass außer Yoongi, der den ganzen Tag hier verbracht hatte, niemand zurückgekehrt war. Nichts anderes hatte er erwartet. Die fünf anderen hatten angekündigt, erst am nächsten Tag wieder in Seoul zu sein. Jimin schloss die Augen, lehnte sich erschöpft gegen die Tür und gab sich dem Gedanken hin, dass er sogar froh darüber war.

In der Küche tapste er zum Kühlschrank und fand einen Wein. Mit einem kleinen Glas davon setzte er sich ins Wohnzimmer und lauschte. Zu der leisen Klaviermelodie kam nur das Geräusch der regelmäßig tickenden Wanduhr hinzu.
Als er von der Uhr wieder herunter schaute, war das Glas vor ihm leer. Dass er so in Gedanken versunken war, kam in letzter Zeit häufiger vor. Er dachte an den Moment auf der Straße zurück, als er den Mond angeschaut hatte. Eine Unruhe überkam ihn und sein schnelleres Atmen mischte sich unter die dezenten Geräusche.

Er ging zum Fenster und suchte das helle, weiße Leuchten. Zwischen einem Getümmel an Ästen und Zweigen mit den ersten, zitternden Blättern, entdeckte er schließlich, als er sich weit hinauslehnte, den vollen Mond. Der Frühling war noch in seinen Anfängen und ließ die verschiedensten Düfte hinaufsteigen. Es war ihm noch nie so sehr bewusst geworden, dass Bäume die Quelle eines so intensiven Geruchs sein konnten. Herzhafter und erdiger als Blumen, aber doch nicht weniger stark.
Er füllte das Glas erneut und trank, während er am Fenster stand. Die Geräusche der Straße vermischten sich hier nur noch zu einem dumpfen Rauschen. Jimin schloss die Augen und bildete sich ein, dass es das Meer war, dass dort draußen lag und mit dem Wind in romantischem Einklang tanzte.

Yoonmin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt