Freedom

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Wörteranzahl: 2500
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"Ein Ticket bitte!"

„Bitte sehr, junger Mann!"

„Danke."

Er ging über Bord und schaute sich verstohlen um. Seine Kleidung war vornehm und seine schwarzen Haare waren unter einer Mütze versteckt.

Er setzte sich auf den seidenen Stoff der Sitzbänke und schaute aus dem Fenster. Dann wurde angekündigt, es würde endlich los gehen. Der junge Mann war erleichtert. Er hörte zu, wie der Sprecher etwas über die Fahrt erzählte, die zwei ganze Stunden dauern würde. Er schloß die Augen und lehnte sich zurück.

Das Brummen des Motors und die rauschenden Wellen durchdrangen seine Ohren. Ab und zu schreckte er aus seinem Schlummer auf und sah sich um. Er bestellte nichts zu essen. Er war müde.
Es war früh morgens und die Möwen kündigten einen grauen Tag an...

Der junge Mann hinter der Theke der Cafeteria des Schiffes spielte gedankenverloren an seiner Uniform. Wenn man es denn Uniform nennen konnte. Doch das Schiff sollte eine Altertümliche Wirkung bei den Gästen erzielen und so war alles, auch die Kleidung der Bediensteten, angepasst. Er machte diesen Job schon seit zwei Jahren. Gestern war er 18 Jahre alt geworden und der "Kapitän" hatte ihm ein paar Geldstücke mehr als verdienst gegeben.

Jetzt lauschte er den heiteren Gesprächen der Gäste, doch nichts schien spannend zu sein. Manche sah er öfter. Sie fuhren an einem Tag hin und ein paar Tage danach wieder zurück. Manche bestellten auch immer das selbe Getränk. Dann fragte er sich, ob ihr Alltag sich vielleicht garnicht mal so sehr von den seinem unterschied. Die Routine war der einzige halt in seinem Leben und doch auch das einzige, dass er nicht an seinem Leben mochte. Am Anfang hatte er sich frei gefühlt wenn er auf See war, jetzt fühlte er sich wie ein Versager, weil er wusste, er war genau so wie die meisten anderen, überhaupt nicht frei...

Eine Stunde war vergangen, als er wieder aufwachte. Zwei Kinder kamen gerade vom Deck hinunter gerannt und trampelten gewaltig, wobei ihre Eltern sie ermahnten, es seien noch andere Gäste da, die nicht gestört werden wollten.

Er setzte sich auf und schaute in seiner Tasche nach, ob noch alles da war. Einen dunkelblauen Pullover hatte er dabei, dann ein Brötchen, dass er aus der Küche seiner Eltern gestohlen hatte, einen Anhänger mit seinem Namen: „Jimin", ein Taschentuch, eine halb-volle Wasserflasche und seine Personalien. Das Geld, was er mitgenommen hatte, würde noch eine Weile reichen. Es war viel Geld, aber es war das einzige was er hatte.
Und die Freiheit, dachte er. Bald würde er frei sein, von seiner schrecklich ernsten Familie, frei von Traditionen, mit denen er sich nicht verbunden fühlte, frei von gezwungener Freundlichkeit und Kontakten, die lediglich dem Zweck dienten. Einfach frei...

Yoonmin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt