Our Place

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Es geschah nicht oft, dass ein Mensch zu dieser Wiese im Wald gelangte, die von hohen Kiefern auf der einen Seite und von einem steinigen Abgang auf der anderen Seite abgegrenzt wurde. Nicht oft strich die Hand eines Menschen den in der Sonne glänzenden Stein, der wie ein Denkmal mittig zwischen den hohen Gräsern stand. Und diese Gräser waren voller Blumen, die ihre Pracht an diesem friedlichen Ort erst zu zeigen wagten. Seltene Veilchen und Narzissen, Vergissmeinnicht und einiges an ungewöhnlichem Kraut und Klee.

Wenn aber doch ein Mensch dort eintraf, so würde er von dem Anblick entzückt sein und der Ort würde ihm heilig erscheinen. Doch da dies eine seltene Sache war, würde er sicher nicht auf einen zweiten zufälligen Besucher treffen. Denn dieser Ort war nicht für Zufälle bestimmt. Und so war es für die Lichtung ein einzigartiger Tag, als sich zwei junge Menschen eben dort begegneten.

Der eine Mensch war ein Bauernjunge aus dem Dorf. Ihm war die Lichtung nie zu weit weg, um gelegentlich einen Abstecher dorthin zu machen und die Stille und die prächtige Aussicht auf das Dorf darunter zu haben. Nicht zu vergessen: der Anblick des Königsschlosses, welches in der Ferne so klein Aussah, dass der Junge sich garnicht mehr vorstellen konnte, dass die Menschen, die dort lebten, einen so großen Einfluss auf ihn und alle anderen Bewohner der Stadt und des Umlands haben sollten. Wenn er sich also die Zeit nahm und durch einen unauffälligen Waldpfad zur Lichtung emporstieg, war er immer in Zufriedenheit gehüllt.

Der andere Mensch war ebenfalls noch ein Junge im Alter von Siebzehn Jahren, doch lag auf ihm eine ganz andere Last. Anstatt einer armen Bauernfamilie anzugehören, war er der Sohn des Königs und somit der Prinz. Er lebte in dem Schloß, welches der Andere von der Lichtung aus nachdenklich beobachtete und vielleicht kam es mal vor, dass er gerade aus einem der pompösen Fenster in eben die Richtung des Hügels schaute. Oder dass er auf einer Terrasse oder dem Balkon saß und die Sonne über
dem Wald ihr letztes warmes Licht abwerfen sah, während der Andere gerade in seine Richtung zu dem prächtigen Gebäude schaute und von der Spiegelung der Sonne in den großen Fenstern zwar nicht geblendet, aber doch von der Anmut dieses Anwesens gefesselt wurde.

Auf der Lichtung selbst allerdings waren sich die beiden Jungen die letzten sieben Jahre nicht mehr begegnet. Vor dieser Zeitspanne jedoch war es garnicht einmal so selten gewesen, dass sie sich an diesem Ort über den Weg gelaufen sind. Ihre erste Begegnung eignete sich folgendermaßen ab:
Der Bauernjunge Jimin pflückte gerne die Blumen am Waldrand, um sie seiner Mutter oder seiner Schwester zu schenken. Er liebte die Düfte und auch der erdige und feuchte Waldgeruch lockte ihn an. Mit Acht Jahren überwand die Ehrfurcht die Neugierde und er erkundete den Weg in den dichter werdenden Wald. Was er nicht wusste, war, dass ein zehnjähriger Junge, der gerade seinem Behüter ausgebüxt war, ihm auf einigen Metern Abstand folgte. Beide auf ihre Weise vergnügt über das Abenteuer, drängten sie sich durch den kleiner werdenden Pfad, strichen an Büschen vorüber und stolperten über Wurzeln. An einer Wegbiegung blieb der Achtjährige abrupt stehen und lauschte in den Wald hinein. Jetzt hörte er im Dunst der vielfältigen Waldgeräusche ein Rascheln hinter sich, dass ihn alarmierte. War das ein Tier? Er trat einige Schritte weiter, die Büsche hinter sich fixierend. Da erspähte er einen dunklen Haarschopf, der sich gleich darauf aus dem Grün erhob und zu einem Kindergesicht gehörte, das ihn mit dunklen Augen ansah.
„Du bist doch kein Geist, oder?", fragte der erste Junge skeptisch und doch erleichtert. Der Schwarzhaarige hatte eine beinahe leichenblasse Haut, wodurch der Kontrast zwischen Haut und Haar ihm einen Hauch von Unwirklichkeit verlieh. Er schüttelte den Kopf und schaute den Anderen weiter stumm an.

Yoonmin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt