Under The Light Of The Moon

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Wörteranzahl: 4380
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Er schaute sich verstohlen um und schob den Schlüssel mit einer fließenden Bewegung in seine Jackentasche. Es war eine graue, vom Wetter schon ausgewaschene, aber dennoch angenehm warme Jacke. Er ließ die Kapuze über seine verstrubbelten und gefärbten, beinahe weißen Haare gleiten, vergrub die blassen Hände in den tiefen Hosentaschen - sowie die Jacke war auch seine Hose schon sichtbar abgenutzt - , und lief endlich, im nebeligem Morgendunst über den menschenleeren Asphalt.
Bald schon ging der glatte Stein in einen holprigen Untergrund über und nach wenigen Minuten lief der 18-Jährige über weichen Sand. Er nahm die Hände wieder aus den Taschen und spürte den sachten Wind um ihn herum. Er schob die Kapuze zurück. Mit dem Blick auf den Horizont vergaßen seine Augen allmählich die Müdigkeit. Sein Körper lockerte sich und er atmete tief ein. Das Wasser began aus seiner Stille aufzuwachen und trieb flache Wellen mit einem leisen Rauschen ans Ufer. Und doch erschien alles um den Jungen herum so lieblich und friedvoll, wie an jenen Tagen, wo das Meer wie ein glatter Spiegel erschien und sich kaum bewegte, sodass man denken könne, es würde sich nicht um einen Ort handeln, in dem Leben vorhanden sei. Und doch wimmelte es in den Tiefen des Gewässers von Leben.

Der Junge fühlte einen unbehaglichen Schauer durch seinen Körper strömen, als er daran dachte. Der helle Gesang nach Sonnenuntergang, die Geschichten der Alten, die Bücher und die Zeichnungen. All das - ob nun der Wahrheit entsprechend oder hinzugedichtet, - hatte auf ihn, wie auch auf viele andere Menschen die hier lebten, eine alarmierende Wirkung. Und doch kam in ihm eine unterdrückte Anerkennung auf, wenn er an die ungewöhnlichen, märchenhaften Geschöpfe dachte, die nur so wenige Menschen, wenn überhaupt, zu Gesicht bekamen.
Und wenn es dann einmal passierte, dass ein Mensch auf ein Wesen des Wassers traf, so verschwanden diese Menschen auf unerklärliche Weise und mussten - zur Aufregung aller- für Tod erklärt werden. Auch kam es vor, dass einige Bewohner von einem Tag auf den anderen sich so sehr veränderten, so abwesend wurden, dass sie all ihre Kontakte verloren und, ebenso wie die einsamen Fischer, sich abschotteten und zu Eremiten wurden. Solange, bis sich die Aufregung im Ort wieder gelegt hatte. Wenn ein Mann verschwand oder eine Frau vermisst wurde, blieb das Meer ruhig und die Mythen und Legenden wurden in den Köpfen der Menschen zu den Erinnerungen an vergangene Zeiten sortiert. Niemand wollte es wahrhaben, dass solch ein Ereignis, in diesem Ort direkt an der Küste, so present war, dass man es in der Luft riechen und am Wind spüren konnte. Und wenn man nur lange genug ins Wasser starrte oder sich in der Nacht verirrte, so kamen die Erinnerungen plötzlich wieder hoch und man eilte zurück in die Sicherheit der Häuser.

Der Junge aber, der zu so früher Stunde nun am Strand entlang ging, hatte schon immer an diesem Ort gelebt und spürte dennoch nie das Verlangen, fortzurennen. Seine Gedanken wanderten weiter als das Meer, überflogen es, erreichten die Wolken und malten ihm Bilder von den Göttern der Griechen oder der Kelten in den Himmel. Es war nicht so, als würde er an diese glauben, nicht, als würde er eine Verbundenheit zu dem Spüren, was er sich vorstellte. Nein, er selbst würde sich nicht als gläubig beschreiben.
Es war ganz einfach das, was er aus den Büchern seines verstorbenen Großvaters kannte. Jahre waren vergangen, in denen er die Abbildungen der anmutigen Figuren betrachtet hatte. Zeile um Zeile hatte er gelesen und vieles jedes Jahr von neuem.
Neben den Büchern über Mythologie, hatte er noch ein weiteres Gebiet für sich entdeckt: den Nachthimmel. Zwar konnte er mit dem Begriff der Astronomie nicht viel Anfangen, doch hatte er einige Werke gründlich studiert, die, in Form von Zeichnungen und vergilbten Fotos wie Postkarten, welche im Haus seiner Großmutter zu finden gewesen waren, nun in seinem kleinen Zimmer seine graue Wand übersäten.

Yoonmin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt