Yoonmin Oneshots

Eye Contact Pt. 2

Wörteranzahl: 1980
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Blass schimmernde Wangen. Die Augenlieder zuckten matt. Sein Atem war beständig doch die Stirn heiß. Heißer als gewöhnlich...für einen Menschen. Yoongi fuhr mit einer Hand unter Jimins Shirt und tastete sich voran, prüfte jeden Zentimeter auf Anzeichen von Kälte. Im Herzen fing die Kälte sich an auszubreiten. Von dort aus durchfloß sie den Körper wie Blut, strömte, rauschte, bekam die Oberhand und setzte sich letztendlich auch im Kopf fest. Dann würde Yoongi wissen, dass die Verwandlung abgeschlossen war. Wenn Jimins Stirn an Temperatur abgenommen hatte, würde sein eigener Kopf sich ebenfalls nicht mehr so heiß anfühlen. Doch nun war der Schatten mit allem Eifer dabei, sich in Jimins Körper auszubreiten. Yoongi spürte die Kälte in der Brust des Jüngeren. Er legte den Kopf auf seine Schulter und spürte, wie auch diese langsam an Wärme verlor.

Alles ist gut. Alles ist richtig so... redete Yoongi auf seine Zweifel und Sorgen ein, die sich in ihm anstauten und wie Geister in den dunklen Ecken des Zimmer umherschwirrten, als würden sie bloß auf den richtigen Moment lauern, um wieder mit Vorwürfen auf ihn einzudreschen: Wie konntest du nur diesen unschuldigen Jungen in ein Leben voller Gefahren und Probleme ziehen? Er bedeutete dir doch so viel, dass du dir hoch und heilig versprochen hattest, ihn zu verschonen!

Das klirrende Geräusch der Türklingel riss ihn wieder in die Realität. Schnell wurde ihm klar, dass er sich etwas ausdenken musste, um die anderen von Jimin fernzuhalten. Mit klopfendem Herzen stolperte er zur Tür. Ihm war garnicht mehr nach einem Halloween-Spieleabend zumute.

„Süßes oder Saures!", rief eine kleine Gruppe, bestehend aus einem hoch geratenem Kürbis, zwei Zauberern und zwei Gespenstern.
„Meine Güte, ihr seht ja schrecklich gruselig aus. Was habt ihr denn vor, wenn ich euch nichts Süßes gebe?"
„Ach Yoongi, du Spaßverderber!", rief eines der Gespenster aus.

Mit einem inszenierten Lächeln tat er einen Schritt zur Seite und ließ seine Freunde eintreten.
Zwei Keksschachteln wurden klappernd auf den Wohnzimmertisch gestellt, eine Packung Chips wurde knisternd dazugeworfen.
„Wir haben ein paar Zwischenstopps bei einigen netten Nachbarn gemacht und würden unseren Gewinn mit euch teilen.", erklärte der Kürbis und hielt eine Tüte hoch.
„Wo versteckt sich denn Jimin?", wollte das zweite Gespenst wissen, während die Zauberer ihre Tüten ausschütteten und darüber zu Wetten anfingen, wer wohl mehr erworben hatte.

„Jimin fühlt sich nicht gut...", begann Yoongi zaghaft und merkte dann, dass das ja sogar stimmen musste. Also fuhr er entschiedener fort: „Er hat sich hingelegt - in meinem Zimmer - und es wäre besser, wenn wir ihn nicht stören. Er hatte eine stressige Woche und sah sehr müde aus. Vielleicht muss er sich nur kurz ausruhen aber falls er doch krank wird, wollen wir uns ja nicht anstecken. Ich werde ab und zu nach ihm schauen und euch Bescheid geben, wie es ihm geht."
Alle schauten bedrückt auf den Boden.
„Wie schade.", flüsterte ein Zauberer, nun bedacht darauf, möglichst leise seine Süßigkeiten zu zählen.

„Er wünscht sich, dass wir uns trotzdem einen schönen Abend machen.", lächelte Yoongi und machte sich eilig daran, den Kakao zuzubereiten, den seine Gäste so gerne tranken.
Der Abend verlief ohne Zwischenfälle. Sie spielten einige Spiele und ernährten sich von Schokolade und Keksen, doch Yoongis Gedanken schweiften ständig ab. Er hatte Jimin markiert. Viel wusste er nicht über die magischen Vorgänge, doch er wusste, dass Jimin - wie er selbst auch - zu einem Halbvampir werden würde. Er würde lernen müssen, den Schatten zu kontrollieren.

Yoongi selbst wurde schon als Kind mit dem Schatten in seinem Herzen geboren, denn seine Eltern waren ebenfalls Halbvampire.
Er wusste nicht, wie sich eine Verwandlung anfühlte, doch es sollte nicht gerade eine angenehme Erfahrung sein.
Gegenüber Menschen glichen die Symptome des Gebissenen einem hohen Fieber, doch Vampire nahmen körperliche Anzeichen anders wahr. Sie konnten riechen, wenn ein anderer Vampir in der Nähe war und sie konnten den Herzschlag eines Menschen identifizieren.
Bei Halbvampiren waren diese Merkmale schwächer ausgeprägt. Noch nie zuvor war es Yoongi passiert, dass er aufgrund seiner halbstarken Instinkte die Kontrolle verloren hatte. Der Durst in ihm war nie essenziell, er war optional. Yoongi musste sich nicht von Blut ernähren und er musste auch niemanden beißen. Aber das Bedürfnis danach zu verspüren, war nichts ungewöhnliches. Diesmal hatte sich sein Schatten durchgesetzt. Seufzend erhob sich Yoongi, um ins Badezimmer zu gehen. Er hatte ganz vergessen, dort aufzuräumen. Zum Glück hatten seine Freunde sich nicht beschwert. Er hoffte nur, dass Niemandem die Sache seltsam vorkam.