Daydreaming

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Wörteranzahl: 4466
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„Deine Noten verschlechtern sich.", hallte die Stimme meines Vaters durch mein Zimmer. Ich blickte nicht auf. Ich wollte, dass mein Vater endlich aus meinem Zimmer verschwand, damit ich mich wieder ins Bett legen konnte, die Augen schließen konnte und von ihm träumen konnte.
Stattdessen saß ich an meinem Schreibtisch über die Chemiehausaufgaben gebeugt. Die Formeln gaben mir natürlich keinerlei Anhaltspunkte. Sie verschwammen vor meinem Auge zu seltsamen Mustern und irgendwann bildeten sich Herzen. Herzen, die ich gedankenlos neben die Aufgaben kritzelte. Mein Vater hatte sich still über meinen Hefter gebeugt, doch jetzt seufzte er und legte seine Hand auf meine Schulter.

„Jetzt verstehe ich. Du bist verliebt, hm? Ist sie ein Mädchen aus deiner Klasse? Oder aus deinem Tanzkurs?" In seiner Stimme schwang ein Schmunzeln mit und ich wusste, jetzt war die Möglichkeit, ihn loszuwerden. Soll er doch denken, dass ich ein Mädchen aus meinem Tanzkurs mag. Niemals könnte ich ihm sagen, dass ich einen Jungen liebe.

„Jetzt geh endlich.", meckerte ich und mein Vater verließ lachend mein Zimmer. Endlich! Ich seufzte auf und streckte mich. Durch das Fenster sah ich, wie die Laternen aufleuchteten um der aufkommenden Dunkelheit zu trotzen.
Die Herbstferien waren nur noch eine Woche entfernt. Somit würde ich Ihn bald für zwei Wochen nicht sehen. Ich mahlte mir in Gedanken aus, wie es wäre, mit ihm in den Urlaub zu fahren. Nur mit ihm, ohne dass irgendjemand aus der Schule es mitbekommen würde. Und dann, wenn Schule wieder anfängt, würden wir Händchen haltend in das Gebäude treten und jeder würde es sehen können. Und ich würde lächeln und denken: Ha! Seht ihr nicht? Ich habe geschafft, was ihr alle nicht schaffen konntet. Er liebt mich und euch schaut er nicht einmal an.

Leider war es eben genau anders herum. Er hatte mich womöglich noch nie angesehen. Wusste er überhaupt meinen Namen?

Am nächsten Tag regnete es, als ich in den Raum trat. Die Lehrerin war noch nicht da, Schüler saßen auf Tischen und unterhielten sich lautstark. Er saß an seinem gewöhnlichen Platz am Fenster, an einem Bleistift kauend. Ich beobachtete, wie seine fast weiße Hand den Stift langsam drehte. Es war ein Vorteil, wenn man keine Freunde hatte. Niemand konnte bemerken, wenn man jemanden durchgängig anstarrte und man musste niemandem zuhören, der bemerken könnte, dass man eben das nicht tat.

Die Stunde begann und die Lehrerin kündigte eine Partnerarbeit an.
„Jimin, da du alleine sitzt, möchtest du bitte mit Yoongi arbeiten, da seine Sitznachbarin heute nicht da ist."
Da geschah es das erste mal, dass er den Kopf in meine Richtung wandte und wir uns anschauten. Sofort spürte ich eine Gänsehaut am ganzen Körper und mein Herz zog sich seltsam zusammen.

Yoonmin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt