#1 Eine Aufgabe

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Dylan

Freudig schmiss ich meine Schultasche in eine Ecke, des Flures. Endlich Sommerferien. Der letzte Tag Schule für dieses Schuljahr war vorbei. Sechs Wochen, bis der wirkliche Horror beginnen würde. Voller Prüfungen und Druck.

„Jungs", rief Mom aus der Küche.

Gemeinsam mit meinem Bruder, Calvin, liefen wir in den Raum, wo die Stimme unserer Mutter herkam. Grinsend saß sie mit einem Glas Rotwein an der Küchentheke. Anscheinend musste etwas positives geschehen sein, denn ansonsten würde sie nicht mitten am Tag schon Alkohol trinken.

„Meine Lieblingssöhne", versuchte Mom sich bei uns einzuschleimen. „Wir sind deine einzigen", erinnerte ich sie grinsend. „Du hast Kuchen gebacken", fiel Calvin auf, als er auf den Küchentisch schaute. „Einer von euch beiden darf den Kuchen morgen den Nachbarn vorbeibringen. Streitet euch darüber, wer diese erfreuliche Aufgabe erledigen darf", verkündete Mom uns mit einem Lächeln.

Seit drei Jahren stand das Haus nebenan leer, aber vor ein paar Wochen wurde das zu verkaufen Schild entfernt. Aus unerklärlichen Gründe hatte Mom anscheinend herausgefunden, wann die neuen Nachbarn einziehen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass diese Frau insgeheim beim FBI arbeitete und nicht in einem Autohaus.

„Ich nicht", lehnten Calvin und ich gleichzeitig ab. „Schnick Schnack Schnuck?", schaute Calvin mich auffordernd an.

Wie es nicht anders kommen konnte, hatte ich natürlich verloren. Na super. Belustigt schaute Mom uns an, da sie nicht verstand, was unser Problem war. Calvin und ich hatten kein Interesse an neuen Nachbarn, da wir schon die Sorge hatten, dass es totale Spießer seien oder noch schlimmer. Total unnötig, aber für uns war es wichtig. Wir wollten nicht, dass die Polizei gerufen wird, wenn man uns Mal in der Nachruhe hören würde. Es war leider nichts seltenes für uns, besonders jetzt im Sommer.

„Was ist das für Kuchen?", wollte ich wissen. „Keine Ahnung, auf jeden Fall vegan und so einen Mist. Möchte die neuen doch nicht direkt an ihrem ersten Tag vergiften. Vielleicht irgendwann mal", lachte Mom zum Ende hin. „Du hast eindeutig zu viel Wein getrunken", merkte Calvin belustigt an. „Versuch du mal beim Backen so eines Kuchens nüchtern zu bleiben", gab sie gespielt beleidigt von sich.

Mom trank gerne Mal ein Glas Wein oder direkt eine ganze Flasche, wenn sie unter Stress stand. Uns hatte es bisher noch nie gestört, wodurch wir es bis jetzt noch nie kommentiert haben. Dad hatte schon öfter etwas dazu gesagt, aber das interessierte sie natürlich nicht. Kopfschüttelnd wollte Calvin etwas von dem Kuchen probieren, aber durch den Blick von Mom traute er sich schließlich doch nicht. Moms Blickte sagte so viel aus, wie, Berühr diesen Kuchen und ich hacke dir deine Finger ab.

„Die Sommerferien haben angefangen und ihr beide seit hier zuhause, habt ihr etwa keine Freunde?", witzelte Mom. „Nein, Mom. Die Menschen, die bis jetzt hier waren, waren nur eine Einbildung", gab ich Sarkastisch von mir, wodurch ich ihr ein leises lachen entlockte. „Wir treffen uns heute Abend mit Ruby und Jamie am See", antworte ihr Calvin mit ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit.

Ruby kannten wir schon seit der ersten Klasse. Man konnte dadurch sagen, dass sie unsere beste Freundin war. Jamie haben wir erst in der vierten Klasse kennengelernt, als er mit seiner Familie von Chicago hier her gezogen ist.

„Was ist denn mit Casper?", interessierte Mom sich. „Der denkt, dass er nicht kann. Seine Noten sahen nicht sonderlich berauschend aus, wodurch er vermutet, dass er Hausarrest bekommt", erklärte ich. „Apropos eure Zeugnisse bitte einmal, damit ich etwas habe worüber ich mich entweder amüsieren oder angeben kann", forderte Mom. „Dieses Mal kannst du sogar beides", verließ Calvin die Küche.

Mom schaute mich irritiert an, da sie meist nur eins von beidem konnte. Da es so ganz und gar nicht mein Jahr war, konnte sie dieses Mal beides. Calvin hatte mein Zeugnis auch mitgebracht, wodurch er ihr beide hinhielt. Als Mom zu lachen anfing, kratzte ich mir nur verlegen am Hinterkopf. Normalerweise waren meinen Note besser als die von meinem ein Jahr jüngeren Bruder.

„Unser lernen hat wohl nicht viel gebracht", schaute Mom mich entschuldigend an. „Wird nächstes Jahr besser", versprach ihr indirekt.

Es fühlte sich so an als ob es erst gestern gewesen wären, dass wir bis tief in der Nacht am Tisch saßen und versucht haben die Themen, der Klausuren, in meinen Kopf zubekommen. Nachdenklich schaute Mom zur Terrassentür, wobei sich ein Lächeln auf ihren Lippen legte.

„Jetzt raus mit euch. Die Sonne scheint", scheuchte Mom uns aus der Küche. „Das ist nichts neues im Sommer", kommentierte Calvin, als er in den Garten lief. „Du auch", schaute Mom mich fordernd an.

Kurz lächelte ich ihr zu, bevor ich nach oben in mein Zimmer lief. Ich hörte, wie Mom mir hinterher rief, aber ignorierte es gekonnt. In meinem Kleiderschrank suchte ich nach einer Badehose. Nun musste ich nur noch hoffen, dass sie mir passte, als ich endlich eine fand. Ich konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, dass ich die gekauft habe. Das Glück stand anscheinend ausnahmsweise auf meiner Seite. Mit einem Handtuch über der Schulter schlenderte ich die Treppe wieder runter. Im Garten bekam ich einen halben Schock, als ich kaltes Wasser an meiner Brust spürte. Calvin stand mit einer Wasserpistole lachend am Rand des Pools. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sein Handy auf dem Gartentisch lag, wodurch ich anfing zu grinsend. Zu Calvins Pech hatte er noch seine Kleidung an, aber für mich machte es die ganze Situation noch witziger, als ich auf ihn zu gerannt kam. Zusammen landeten wir im Pool.

„Scheiße, ist das kalt", tauchte Calvin nach Luft schnappend wieder auf. „Selber Schuld", grinste ich. „Danke, Arschloch", spritzte er mir Wasser ins Gesicht.

Calvin schien es kein Stück zu interessieren, dass er seine Kleidung noch anhatte. An seiner Stelle wäre ich schon längst aus dem Pool, aber er schwamm ungestört herum. Entweder machte er das, damit ich dachte, dass es ihn nicht stört oder es störte ihn wirklich nicht. Leicht irritiert von der Reaktion meines Bruders, hievte ich mich aus dem Pool, damit ich mich auf den Rand setzen konnte. Meine nassen braunen Haare fielen mir in die Augen, wodurch ich diese nach hinten strich. Ein Frisörbesuch würde auf jeden Fall nicht schaden, dachte ich mir.

Der Verrat in PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt