Dylan
Ungeduldig stand ich am Vormittag in unserer Küche, da Mom den Kuchen unbedingt nochmal in eine andere Dose verpacken wollte. Bloß nicht in einer richtigen Tupperdose, lieber in so eine No Name Kiste. In dem Punkt musste man die Frau nicht verstehen. Sie tat so, als ob die Welt untergehen würde, wenn einer dieser Dosen verschwinden würde. Ich kann mich noch daran erinnern, dass sie mal eine ganze Woche sauer auf mich war, als ich eine verloren wäre. Wenn Dad nicht gewesen wäre, hätte Mom mich wahrscheinlich enterbt.
„Viel spaß", hielt sie mir lächelnd die Kiste hin. „Danke", verdrehte ich meine Augen.
Im Flur stellte ich die Dose kurz auf die weiße Kommode, damit ich in meine Schuhe schlüpfen konnte. Sonderlich begeistert war ich noch immer nicht über die ganze Aktion, aber ich tat es Mom zur Liebe. Laut ihr kam wieder Leben in die Nachbarschaft. Unmotiviert lief ich zum Haus unserer neuen Nachbarn. Die Umzugshelfer waren schon seit einer Stunde weg. Die Klingel zeichnete auch schon einen neuen Namen. Hunter. Unbeeindruckt drückte ich die Klingel in der Hoffnung, dass mir keiner aufmachen würde. Leider schwand meine Hoffnung, als die Tür von einer jungen Frau aufgerissen wurde. Ihre Blonden Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden. Ein weißes Top und eine schwarze Shorts zierten ihren dünnen Körper.
„Hey, wir haben gesehen, dass ihr hier neu eingezogen seit. Meine Mutter wollte, dass ich den Kuchen vorbei bringe als Willkommensgeschenk", nannte ich mein Anliegen, wobei ich den Kuchen hochhielt. „Danke, sehr nett von deiner Mutter", nahm sie mir die Kiste lächelnd ab. „Mom", hörte ich ein Mädchen aus dem Haus schreien.
Seufzend drehte sich die Frau um. Ein Mädchen, circa in meinem Alter, schob sich in mein Blickfeld. Sie sah fast aus, wie eine Kopie ihrer Mutter.
„Riley, das ist- ähm wie war dein Name?", schaute die Frau mich entschuldigend an. „Dylan", verriet ich ihr meinen Namen, da ich mich zuvor gar nicht vorgestellt hatte. „Ach gottchen, ich hatte mich vorhin auch nicht vorgestellt. Lina Hunter", hielt die Frau mir ihre Hand hin, welche ich freundlicherweise annahm.
Riley schien mich zu mustern, denn ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Anscheinend hatte sie auch vergessen, weswegen sie eigentlich zur ihre Mutter gekommen war. Also so faszinierend war ich dann auch nicht. Ihr Blick fiel dann auch auf den Kuchen, wodurch ich ihr Lächeln noch größer wurde.
„Ich gehe dann Mal wieder", wollte ich mich schon umdrehen, aber wurde aufgehalten. „Möchtest du nicht mit uns ein Stück Kuchen essen?", fragte Riley unsicher. „Klar, warum nicht", lächelte ich. „Super", hielt Lina mir die Tür auf. „Austin", rief Riley mit voller Lautstärke die Treppe hoch.
Wenn mein Trommelfell vorher noch nicht bei Calvin kaputt gegangen war, war es spätestens nach diesem Schrei kaputt. Entschuldigend schaute Riley mich an. Zögerlich folgte ich ihr durch die ganzen Kartons. Aus einem Karton fischte Riley Pappteller und Plastikgabeln.
„Entschuldige für die Unordnung, aber bei den zwei Kindern kommt man leider nicht so schnell zum ausräumen", entschuldigte Lina sich, als sie mir ein Stück Kuchen gab. „Nicht schlimm. Ihr seid ja gerade Mal ein Paar Stunden in dem Haus", lächelte ich.
Als ich zur Treppe blickte, fielen mir fast die Augen aus. Das musste dann wohl Austin sein. Die braunblonden Haare fielen ihm ins Gesicht, wodurch man kaum seine braun-grünen Augen erkannte. Leicht genervt lief er auf uns zu.
„Wer ist der Fremde?", schaute er mich skeptisch an. „Dylan. Dein wundervoller Nachbar", grinste ich. „Wundervoll mag ich bezweifeln, wenn du mit einem Kuchen hier auftauchst", deutete er auf die Backware. „Nicht meine Idee", hielt ich unschuldig meine Hände nach oben.
Skeptisch wanderte Austins Blick zwischen dem Kuchen und mir. Riley schaute ihren Bruder genervt an. Austin setzte sich schließlich zu uns, wobei er sich ebenfalls ein Stück Kuchen geben ließ. Obwohl der Kuchen Vegan und all das war, schmeckte er sehr akzeptabel, aber kam nicht an Moms Zitronenkuchen. Nach einer halben Stunde verließ ich das Haus, der Hunters. Zum Glück hatten wir nicht mehr viel geredet. Vor der Tür fiel mir auf, dass ich meinen Schlüssel auf der Kommode vergessen haben musste, wodurch ich den Garten lief. Die Terassentür war den Großteil des Tages offen, wodurch ich wieder in unser Haus gelangte. Mom stand lächelnd an die Küchentheke gelehnt.
„Und?", schaute sie mich erwartungsvoll an. „Scheinen nett zu sein. Zwei Kinder, in unserem Alter anscheinend. Der Kuchen ist ziemlich gut angekommen", erzählte ich. „Sehr interessant. Ich glaube, dass ich unsere neuen Nachbarn zum Grillen heute Abend einladen muss", grinste sie. „Ich bin heute Abend weg, treffe mich mit Ruby", meinte ich. „Kommt nicht in Frage. Du und Calvin bleiben hier", schaute sie mich ernst an.
Der Blick konnte nichts gutes bedeuten. Da ich nicht mit Mom diskutieren wollte, schrieb ich Ruby, das wir unser Treffen verschieben musste. Mir war es tatsächlich auch neu, dass wir am Abend grillen wollte. Mom wollte sich auf jedenfall gut mit den neuen Nachbarn stellen. Das genaue warum musste ich dahinter nicht verstehen.
„Wo ist eigentlich Calvin? Habe ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen", fiel Mom auf. „Seinem Alkoholkonsum und unserer späten Ankunft hier, würde ich schätzen, dass er noch immer in seinem Bett liegt und schläft", vermutete ich.
Mom nickte nur. Sie hatte in der Nacht nicht mitbekommen, wann wir nach Hause gekommen waren, aber sie war wahrscheinlich auch darum froh. Ich war glücklich, als ich meinen Bruder endlich in seinem Bett hatte. Es grenzte für mich schon an ein Wunder, dass ich ihn die Treppe hochbekommen hatte. Dieses Mal hatten wir keine Diskussion darüber, dass er lieber auf der Treppe schlafen wollte.
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Der Verrat in Person
Подростковая литератураDylan Wheeler, die Vertrauensperson seiner Freundesgruppe. Seit eh und je schreibt er jegliches Geheimnis oder witziges Detail, das nicht jeder weiß, in ein Notizbuch. Das Notizbuch ist sein Heiligtum, welches niemals an die Öffentlichkeit kommen da...