#72 Ball

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Austin

„Das ist zu viel", beschwerte Dylan sich, als Casper noch mehr Kunstblut auf ihm verteilen wollte. „Noch ein bisschen", schmollte Casper. „Verrätst du mir, wie ich die scheiße am Ende abbekomme?", wollte er wissen, aber bekam keine Antwort.

Es war amüsant anzusehen, wie sehr Dylan sich darüber aufregen konnte. Casper hatte sein bestes gegeben. Erneut führte er den Pinsel, der in Kunstblut getränkt war, an Dylans Mundwinkel.

Mit einem Schwamm tupfte Casper über das weiße Hemd, des Kostüms. Kunstblut echt aussehen zu lassen, war anscheinend sein heimliches Talent.

Den unteren Teil, des Peach Kostüm, hatte Casper teilweise zerschnitten, wodurch es nur noch bis zu seinen Knien ging. Man konnte fast schon behaupten, dass er das Kleid in Blut getränkt hatte. Der obere Teil war unberührt, aber mit Socken ausgestopft. Selbst die Krone hatte mit Blut versehen.

„Und nun bist du dran", kam Casper grinsend auf mich zu. „Übertreib es nicht", warnte ich ihn.

Erneut tunkte er den Pinsel in das Kunstblut. Nach mehreren Minuten konnte ich verstehen, was Dylans Problem war. Das Zeug klebte, wie sonst noch was. Vorsichtig tropfte er von oben herab noch Blut auf mein Hemd.

Zufrieden hielt Casper mir einen Spigel hin. Überrascht betrachtete ich das Ergebnis, was der Hammer war. Er hatte es wirklich nicht übertrieben, aber es machte schon etwas aus.

Gemeinsam machten wir noch Bilder, bevor wir uns auf den Weg zur Schule machten. Dutzende kleine kostümierte Kinder liefen über die Straßen. Süßes oder saueres, hörte man, wenn man genau hinhörte.

„Kleine Kinder sind schon niedlich", meinte Dylan. „Vielleicht haben wir irgendwann welche", legte ich meinen Arm um ihn. „Du hast im Biologieunterricht aufgepasst, oder?", schaute er mich skeptisch an. „Adoption? Leihmutter? Oder so etwas", nannte ich ihm die Alternativen.

Dylan machte ein Geräusch, welches bedeutete, dass ihm ein Licht aufgegangen war. Nicht nur kleine Kinder waren niedlich, sondern auch er. Casper schmiss uns einen zweifelnden Blick zu, was wir gekonnt ignorierten.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch gar nicht über Kinder geredet. Im Grunde war es auch viel zu früh dafür. Irgendwann würden wir bestimmt darüber reden, aber bis dahin war noch genug Zeit. Erstmal hieß es die Schule halbwegs vernünftig zu beenden. Zum Glück konnte keiner von uns beiden auf einmal schwanger werden.

„Heilige Scheiße", erschreckte ich mich, wobei mir fast mein Becher runter fiel. „Das ist nur Ruby", lachte Dylan.

Ruby sah aus wie die Alte von The Ring. Als sie die unechten Haare zur Seite nahm, konnte ich sie erkennen. Das weiß Kleid war übersehen mit blutigen Handabdrücken.

„Wo hast du meine Schwester gelassen?", wollte ich wissen. „Sie wollte sich etwas neues zu trinken holen", meinte Ruby. „Alleine?", schaute ich sie verdutzt an. „Austin, sie ist alt genug. Sie wird es schon alleine schaffen sich etwas zu trinken zu holen. Wenn nicht, darfst du das gerne übernehmen", gab sie leicht zickig von sich.

Auf diesem super Ball gab es natürlich nur Alkoholfreie Getränke. Casper war so schlau gewesen und hatte etliche Flachmänner mit Alkohol gefüllt, wodurch meine Cola nicht nur eine Cola war.

„Casper hat nicht an Kunstblut gespart", fiel Riley auf, als sie zu uns stieß. „Niemals", grinste Casper zufrieden. „Der könnte in dem Zeug baden", lachte Ruby. „Schweig", zeigte er mit dem Zauberstab auf Ruby.

Gemeinsam setzten wir uns an den Rand, des Geschehens, da keiner wirklich Lust zum tanzen hatte. Dylan zog ich auf meinen Schoß, wobei ich meine Hände auf seinem Bauch ablegte.

„Es ist schön dich so glücklich zu sehen", meinte Riley, die neben mir saß. „Genauso ist es schön dich ebenfalls glücklich zu sehen", lächelte ich. „Irgendwann sollte man es endlich werden", sagte sie.

Sachte gab ich Dylan einen Kuss gegen den Hals, wodurch er zu mir nach hinten schaute. Ein liebevolles Lächeln lag auf seinen Lippen. Er setzte sich so um, dass er quer auf mir saß, wobei er einen Arm um mich legte. Langsam beugte er sich zu mir runter, um mich zu küssen.

„Könnt ihr eure Liebe wo anders betreiben?", fragte Casper, während er aus seiner Oberweite einen Flachmann heraus fischte. „Das sagst du nur, weil Ben nicht hier ist", gab Dylan zurück. „Ist vielleicht besser so", murmelte ich.

Der Ball war nur für die Schüler, wodurch Casper seinen Freund nicht mitnehmen konnte. Dylan und ich waren noch immer nicht sehr überzeugt von dem Typen, aber es war bisher nichts weiteres passiert. Ich wusste, dass Dylan ausflippen würde, wenn Casper nochmal etwas passiert.

Gewalt in einer Beziehung war das letzte, was er akzeptieren würde. Ich konnte ihn sehr gut nachvollziehen, aber er durfte sich nicht zu stark einmischen.

„Ich habe euch alle so lieb. Ihr seid die besten Freunde, die man haben kann", meinte Casper auf einmal.

Er hatte mindestens einen Drink zu viel. Bei genauem hinsehen merkte ich, dass er einen Flachmann in der Hand hiel. Anscheinend hatte er den in kürzester Zeit geleert.

„Du bist betrunken", stellte Dylan trocken fest. „Noch sehe ich dich nicht doppelt", lachte Casper. „Ich komme gleich wieder", gab Dylan mir einen Kuss, bevor er sich Casper schnappte.

Kurz musste ich belustigt meinen Kopf schütteln. Casper hatte es geschafft sich zu betrinken auf einem Ball, wo Alkoholverbot herrschte. Naja, was erwarteten die Lehrer? Brave Schäfchen, die sich daran hielten?

„Cas tut mir manchmal schon leid", seufzte Ruby, wodurch ich sie fragend anschaute. „Ich kenne Ben. Er ist jemand, der einen nur verarscht. Ben gibt ihm das Gefühl geliebt zu werden, damit es mehr weh tut, wenn er ihn fallen lässt", erzählte Ruby.

Ich konnte nicht wirklich fassen, was ich da von ihr hörte. Leider konnte ich mir vorstellen, dass er wieder dem Alkohol verfallen würde, wenn der Fall eintreten würde. Vielleicht war es das auch schon.

„Hast du Casper gewarnt?", wollte ich wissen. „Ja, aber er möchte nicht auf mich hören. Cas sieht ihn als den Mann mit dem er den rest seines Leben verbringen möchte. Rosarote Brille", erklärte sie. „Es ist scheiße, aber mehr als ihn warnen können wir nicht", meinte Riley, wo ich ihr nur zustimmen konnte.

Casper hatte etwas anderes verdient, aber das musste er selber einsehen. Wir konnten ihm leider nicht weiterhelfen. Da Dylan noch nicht zurück war, fing ich an ihn zu suchen. Die verschiedensten Schüler sprach ich an, bis ich erfuhr, wo man ihn zuletzt gesehen hatte.

Auf dem Boden, der Toilettenräume, fand ich Dylan. Neben ihm saß Casper mit angezogen Beinen. Er heulte Rotz und Wasser, wie es das Zeug hielt. Dylan lächelte kurz zu mir hoch.

Seufzend setzte ich mich vor die beiden, wobei Casper mich kurz anschaute. Er sah fertig mit der Welt aus. In einer Hand hielt er bereits den nächsten Flachmann. Ich verkniff es mir ihm den wegzunehmen.

Der Verrat in PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt