Austin
Die ganze Rückfahrt vom Schwimmbad herrschte Stille zwischen Dad und mir. Natürlich war er sauer, dass er nun Hausverbot hatte, aber für mich war es eine Erleichterung. Für mich hieß es, dass er mich beim Trainieren in Ruhe lassen würde und ich ein wenig entspannter machen konnte.
Ich hatte das Gefühl, dass meine Knochen in Flammen standen, denn jeder einzelne Muskel tat mir weh. Jegliche Bewegung war nicht förderlich für die Schmerzen.
„Ich hoffe, dass dieses kleine Arschloch mich nicht anzeigt", murmelte Dad, während er in der Einfahrt parkte. „Erstens ist Dylan kein Arschloch und zweitens er wird es bestimmt nicht machen, obwohl er jedes Recht dieser Welt dazu hätte", sprach ich mutig meine Gedanken aus. „Du gehst direkt in dein Zimmer", versuchte er ruhig zu bleiben, obwohl ich wusste, dass er gereizt und sauer war.
Mein Mut war auch schon wieder verschwunden, wodurch ich nur kurz nickte. Obwohl ich gesagt hatte, dass Dylan Dad nicht anzeigen würde, hoffte ich darauf, denn er hätte genug Zeugen. Zusätzlich war es nicht Dads erste Körperverletzung. Das letzte Mal hatte er ein halbes Jahr Freiheitsstrafe ohne Bewährung erhalten.
Zwei Stunden lag ich still in meinem Bett, bis meine Tür aufgerissen wurde.
„Austin, hier möchte jemand mit dir reden", kam Riley in mein Zimmer, wobei sie mir ihr Handy hinhielt. „Hey, ist bei dir alles gut?", fragte Dylan, als ich das Handy an mein Ohr hielt. „Ja soweit, mach dir keine Sorgen. Ich versuche später zu dir zu kommen", meinte ich. „Oke, dann können wir nochmal reden, bis hoffentlich später", legte er auf.
Verwirrt schaute ich auf das schwarze Display, bevor ich es Riley wieder gab. Ihre Augenbrauen hatte sie zusammengezogen, aber dann legte sich ein Grinsen auf ihre Lippen. Dieses Grinsen konnte nichts Gutes bedeuten. Ich konnte gar nicht reagieren, als sie mich am Arm packte und runter zog. Erst im Wohnzimmer blieben wir stehen.
„Dad", klimperte Riley mit ihren Augen. „Was möchtest du, mein Engel?", fragte er nach, als ob vorhin nichts passiert wäre. „Kann ich mit Austin rüber?", fragte sie lieb nach. „Eigentlich hat Austin Hausarrest, aber in Ordnung", erlaubte Dad.
Wow, er schlug ihr wieder keinen Wunsch ab. Für mich war es in dem Moment positiv, denn dann konnte ich mit Dylan sprechen. Riley wollte wahrscheinlich nur nicht, dass ich mich wieder rausschlich. Zu meinem Glück hatte es keiner gemerkt, da ich früh genug zurück war. Meine Schwester lächelte mich an, als sie sich eine dünne Jacke anzog, obwohl es selbst für die viel zu warm war.
„Danke", wisperte ich, als Riley die Haustür hinter uns schloss.
Sie winkte nur ab, denn es war für sie etwas selbstverständliches. Gemeinsam liefen rüber, wo wir an der Seite des Hauses entlang gingen, damit wir direkt in den Garten gelangte. Dylan lag nur in einer kurzen Shorts auf einer Sonnenliege.
Verwundert schaute ich auf den Pool, wo Calvin auf einem riesigen pinken aufblasbaren Flamingo lag. Riley fing durch den Anblick zu lachen an, wodurch Dylan uns anschaute.
„Diesem Typen hätte man niemals Amazon zeigen dürfen", deutete er auf seinen Bruder. „Ey, das war das beste, was ich jemals bestellt habe", beschwerte Calvin. „Auf jeden Fall besser als die Pappfigur von Sasha Pieterse", lachte Dylan.
Fragend schauten Riley und ich zwischen den beiden hin und her. Beide bekamen sich nicht mehr vor Lachen ein, wodurch wir ein bisschen auf die Erklärung warten musste.
Dylan erzählte schließlich, dass es eine Schauspielerin sei, die bei Pretty Little Liars mitspielte. Calvin hatte sich bei dieser Bestellung ganz witzig gehalten, da er die Pappfigur genau vor Dylans Tür in der Nacht platziert hatte. Am Morgen hatte Dylan sich so doll erschrocken, dass er sich tatsächlich in die Hose gepinkelt hatte.
Im gesamten war es schon irgendwie witzig, aber ich hatte Mitleid mit ihm. So wie die beiden darüber lachten, schien es ihn kein Stück zu stören.
„Ist auf dem Flamingo noch Platz?", fragte Riley nach. „Für dich doch immer, aber ich würde dir einen Bikini empfehlen", riet Calvin ihr.
Ich war überrascht, als Riley sich ihren Klamotten entledigte, um im nächsten Moment nur in Unterwäsche im Wasser abzutauchen. Calvin schaute mich hilfesuchend an, aber ich nickte ihm nur zu.
Rileys Benehmen war für mich ein Zeichen, dass sie sich wohl fühlte. Dylan hatte sich zwischenzeitlich aufrecht hingesetzt, wodurch ich mich zu ihm auf die Liege setzte.
„Wirst du Dad Anzeigen?", fragte ich unsicher nach, da ich Gewissheit haben wollte. „Schau dir meinen Hals an dann kannst du es selber beurteilen", drehte Dylan seinen Kopf.
Dad schien viel Kraft aufgewendet zu haben. Es hatte sich ein großer roter Fleck an seinem Hals abgebildet. Ohne drüber nachzudenken, strich ich vorsichtig drüber. Dylan zuckte weder zusammen noch beschwerte er sich.
„Ich habe ihn bereits angezeigt", beichtete Dylan mir schließlich. „Kann ich verstehen", lächelte ich ihn. „Du bist nicht sauer?", fragte er irritiert. „Nein, ich hätte es auch gemacht", gab ich zu.
Dylan schien mit einer anderen Reaktion meinerseits gerechnet zu haben, aber die Sorge hatte ich ihm dann wohl genommen. Es ließ mich irgendwie auch aufatmen, denn so hatte ich die Chance, dass Dad vielleicht bald wieder verschwinden würde.
„Eigentlich möchte ich nicht lästern oder so, aber sein Verhalten gegen über dir, war einfach nur ekelhaft. Es hat mich so wütend gemacht, wie er mit dir umgegangen ist. Ich konnte es auch nicht verstehen, da ich dich bei deinem ersten Training gesehen habe. Du hast alle abgehangen", redete Dylan leicht wirr. „Ich danke dir auf jeden Fall. Es hat meinen Tag auch ein bisschen witzig gemacht", schmunzelte ich. „Idiot", schnaubte er belustigt.
Bevor ich darauf reagieren konnte, hörte ich einen kurzen Aufschrei. Mein Kopf schnellte direkt in die Richtung des Riesen Flamingos. Calvin lag lachend drauf, während Riley nach Luft schnappend auftauchte. Schnell kletterte sie auf den Flamingo, damit sie Calvin ebenfalls herunter schubsen konnte.
„Wie kleine Kinder", lachte Dylan neben mir. „Die werden bestimmt nie Erwachsen", erwiderte ich grinsend. „Was erwartest du bei jemanden, der so ein Teil bestellt?", fragte er ironisch. „Ich finde es witzig", gab ich zu. „Dann lass es uns erobern", stand Dylan grinsend auf, wobei er mich an meinem Arm mitzog.
Es schien ihn nicht zu stören, dass wir normale Kleidung an hatten. Während ich Riley in einer festen Umarmung festhielt, schubste Dylan seiner Bruder von dem pinken Ungetüm runter. Schnell schwamm ich auf das Teil zu, obwohl mir jeder Knochen weh tat. Zum meinem Glück half Dylan mir hoch.
„Eben hieß es noch, dass man mir nie Amazon hätte zeigen dürfen", lachte Calvin. „Die Pappfigur", erinnerte Dylan ihn.
Stille trat zwischen den beiden ein, wobei ich sah, dass sich ein zufriedenes Grinsen auf Dylans Lippen legte. Da die Liegefläche des Flamingos nicht sonderlich riesig war, wie der Rest, berührten sich unsere Arme. Eine Art kleiner wohliger Elektroschock durchfuhr meinen Körper.
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Der Verrat in Person
Roman pour AdolescentsDylan Wheeler, die Vertrauensperson seiner Freundesgruppe. Seit eh und je schreibt er jegliches Geheimnis oder witziges Detail, das nicht jeder weiß, in ein Notizbuch. Das Notizbuch ist sein Heiligtum, welches niemals an die Öffentlichkeit kommen da...