Dylan
Nachdem ich Austin aus einer brenzlichen Situation mit Evelyn geholt hatte, war ich wieder in das Haus innere verschwunden. Kaum hatte ich das Haus betreten, wurde mir ein typischer roter Becher hingehalten. Als ich hochschaute, sah ich, dass es Jamie war, der mir den Becher hinhielt. Bevor ich weiter lief, nahm ich dankend das Getränk an. Eins hatte ich Mal gelernt, niemals ein Getränk von einem Fremden annehmen. Von Calvin war weit und breit keine Spur. Entweder er hatte sich Evelyn geschnappt oder saß betrunken in irgendeiner Ecke. Für ihn hoffte ich natürlich auf ersteres. Ich selber ließ mich an der Treppe, die nach oben führte nieder. Brandon, der Veranstalter, der Party, hatte Absperrband ans Geländer gespannt, damit keiner hoch ging. Es war so etwas wie eine heilige Regel für ihn, dass niemand ins obere Stockwerk durfte. Neben mir war direkt der Tisch mit den Getränken. Ein Getränk nach dem anderen fand den Weg in meinen Körper. Als mein Lieblingssong lief, war mein Körper voller Energie und mein Verstand aus.
„Was wird das?", fragte Ruby, als ich auf einen Tisch kletterte. „Ich tanze", nuschelte ich. „Dylan, nein, komm da runter", versuchte sie mich abzuhalten. „Halt Mal", reichte ihr mein Shirt. „Dylan", schaute sie mich mahnend an. „Komm soforf da runter. Du wirst noch voll auf die Schnauze fliegen", forderte sie mich auf. „Dann fliege ich halt hin. Fliegen soll schön sein", lachte ich.
Keine Ahnung, wie ich auf diese bescheuerte Idee kam, aber ich zog noch meine Hose aus, welche ich ihr ebenfalls hinhielt. Kopfschüttelnd legte Ruby meine Klamotten neben den Tisch. Riley, die neben Ruby stand, lächelte mich verlegen an, bis Ruby sie weg schob. Als ich mich nur noch auf die laute Musik konzentrierte, bewegte ich meinen Körper dazu. Schnell versammelten sich die Menschen um den Tisch, wobei ich angefeuert wurde.
„Dylan, komm runter", hörte ich meinen Bruder fordern. „Komm, selbst Casper macht so etwas dummes nicht, wenn er betrunken ist", versuchte er es weiter. „Ich erkläre das Mom nicht", hob er seine Augenbrauen.
Ich reagierte nicht, wodurch Calvin den Tisch ebenfalls kopfschüttelnd verließ. Einen Abend wollte ich einfach nur meinen Spaß haben. Mich von nichts und niemanden aufhalten lassen. Jamie, der es anscheinend verstand, hielt mir ein neues Getränk hin. Als ich anfing irgendwie noch die Bewegungen zu Macarena tanzen, wurde mir eine Hand hingehalten. Grinsend wollte ich Austin hoch ziehen, aber stattdessen verlor ich das komplette Gleichgewicht. Zu meinem Glück konnte er schnell reagieren und mich fangen. Ich bekam nicht mehr wirklich mit, was er mit Ruby besprach. Das letzte, was ich noch wusste war, dass Austin uns ein Taxi gerufen hatte.
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Als ich wach wurde, wollte ich auf mein Handy bezüglich Uhrzeit schauen. Blind tastete ich nach dem dämlichen Teil. Als ich es nicht fand, musste ich meine Augen öffnen, wobei ich direkt in das Licht einer kleinen Nachttischlampe schaute. Verwirrt schaute ich mich um, denn ich wusste, dass ich keine hatte. Nein, oder? Ich lag in Austins Bett. Draußen war es stockdunkel. Mir war so übel. Als ich das Licht ausschalten wollte, hörte ich leises Gemurmel von Austin. Innerlich hätte ich mich verfluchen können, dass ich ihn anscheinend geweckt hatte.
„Lass es bitte an und schlaf weiter", verstand ich beim zweiten Anlauf. „Sorry, ich wollte dich nicht wecken", entschuldigte ich mich. „Schon gut", murmelte Austin.
Ich tat mich schwer, denn ich konnte mit Licht schlecht einschlafen. Müde ließ ich meinen Kopf wieder in die Kissen fallen, wodurch mir nur noch schlechter wurde. Der Versuch mich daran zu erinnern, wo das Badezimmer war, funktionierte zum Glück. Wenig später hing ich mit dem Kopf über der Toilette. Ich wusste nicht mehr wirklich, was ich alles getrunken hatte. Genau so wenig konnte ich mich richtig erinnern, was passiert war. Meine Hoffnung war stark, dass ich nichts dämliches gemacht hatte. Mein Kopf dröhnte jetzt schon von den Schmerzen.
„Geht es?", hörte ich Austins besorgte Stimme nach kurzer Zeit hinter mir. „Mir ist schlecht", ließ ich mich gegen die Wand neben mir fallen. „Das glaube ich", lachte er auf. „Witzig", schnaubte ich. „Ich hole dir Wasser", meinte er, bevor ich sich entfernende Schritte hörte.
Erschöpft ließ ich mich zur Seite rutschen, bis ich mit meinem Kopf gegen die Heizung stieß. Während ich auf Austin wartete, schaute ich mir dir ganze Badezimmer an. Es war sehr schlicht gehalten. Auf dem Waschbecken befanden sich zwei Becher mit Zahnbürste drin. Desweiteren stand eine Seife drauf. Der Unterschrank war matt schwarz. Die Fliesen des Badezimmers waren abwechselnd schwarz weiß, aber verliefen nur bis zur Hälfte, der Wand. In der Dusche standen nur zwei Shampoos und Duschgels. Ich glaubte, dass die beiden noch mehr Pflegeprodukte hatten, aber diese im Spiegelschrank standen. Ein kleiner silberner Mülleimer befand sich auf der anderen Seite der Toilette. Als ich runter schaute, merkte ich, dass ich auf einer grauen Badematte saß.
„Wusstest du, dass ihr 273 Fliesen habt?", fragte ich, als Austin mit einem Glas Wasser wieder kam. „Es sind 193. Hast dich anscheinend verzählt", korrigiert er mich grinsend.
Bevor ich das Wasser entgegen nahm, schaute ich ihn verdutzt an. Ich wollte nur einen Spaß machen und er fing auf einmal an so etwas dummes zu korrigieren. In der Hoffnung, dass es nicht direkt wieder hochkam, nahm ich einen Schluck von dem Wasser. Es war erfrischend, da es den Geschmack von Magensäure wegspülte. Ausnahmsweise war ich froh, dass ich vorm trinken, nichts gegessen hatte. Zumindest nichts festes, sondern nur zwei Joghurts.
„Warum bin ich hier?", fragte ich. „Ich wollte dich so nicht deiner Mutter übergeben", erklärte Austin. „Danke", lächelte ich. „Geht es nun wieder?", wollte er wissen. „Denke schon", antwortete ich.
Anbietend hielt er mir seine Hand hin, welche ich entgegen nahm. Mit Austins Hilfe schaffte ich es zurück in sein Bett. Zum ersten Mal konnte ich seinen Duft einatmen. Es war eine Mischung aus süßlichen Duschgel und einem Parfüm. Wenn ich es richtig identifizierte, war der süßliche Geruch Vanille.
„Ich habe dir noch einen Eimer geholt", stellte Austin besagtes Teil neben das Bett. „Danke", gähnte ich, als er auch ein Glas Wasser auf dem Nachttisch abstellte. „Kann ich das Licht ausmachen?", fragte ich, als er sich hingelegt hatte. „Lass es bitte an", bat er mich.
Ich wollte schon widersprechen, aber unterließ es, denn ich war froh, dass er mich indirekt vor Mom gerettet hatte. Müde zog ich mir die Decke bis zu meinem Kinn. Da ich noch immer mit dem Gesicht Richtung Lampe lag, drehte ich mich nochmal um. Austin lag mit dem Rücken zu mir. An der Wanduhr erkannte ich, dass er kurz vor vier Uhr morgens war. Obwohl es mir schwer fiel, schaffte ich es einzuschlafen.
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Der Verrat in Person
Ficção AdolescenteDylan Wheeler, die Vertrauensperson seiner Freundesgruppe. Seit eh und je schreibt er jegliches Geheimnis oder witziges Detail, das nicht jeder weiß, in ein Notizbuch. Das Notizbuch ist sein Heiligtum, welches niemals an die Öffentlichkeit kommen da...