#52 Einen Schritt voraus

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Dylan

„Dylan Wheeler, möchtest du mit mir zusammen sein?", fragte Austin.

Ungläubig schaute ich ihn an. Ehrlich gesagt, war ich mir unsicher. Ich wollte es, aber mir ging Alex nicht aus dem Kopf. Der Typ war so gestört, dass ich ihm zutraute, dass er Austin etwas antun würde. Mein eigenes Wohl war mir egal, aber er durfte ihn nicht mit reinziehen. Nur mir selber das Herz zu brechen, wollte ich genau so wenig, wodurch ich seine Frage bejahte.

„Du glaubst gar nicht, was ich für eine Angst hatte, dass du nein sagst", gab Austin verlegen zu. „Niemals", zog ich ihn zu mir runter, um ihn zu küssen.

Obwohl es Stunde für Stunde kühler wurde, schauten wir noch bis tief in die Nacht in den Himmel. Kurz vor zwei kuschelten wir uns in Austins Bett. Nur meine Angst ließ mich noch länger wach liegen. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was Alex machen würde, wenn er es erfährt.

An jenem Abend hatte ich gemerkt, dass sein Besuch auf Eifersucht basierte. Er war noch immer nicht mit unserer Trennung klargekommen. Als ich Schluss gemacht hatte, wusste ich, dass es das beste für mich war, obwohl es mich eine Menge Überwindung gekostet hatte.

Alex hatte mir noch versprochen, dass er mir mein Leben zur Hölle machen würde, wenn der richtige Zeitpunkt eintreffen würde. Anscheinend war jetzt der richtige Zeitpunkt. Er hatte gewartet, bis ich mich in jemanden verlieben würde. Leider wusste ich nur nicht, woher er die Informationen hatte.

Am Morgen wurde ich noch vor Austin wach. Mittlerweile lag ich nicht mehr in seinen Armen, sonder neben ihn. Ich hatte meinen Kopf auf meine Hand abgestützt, damit ich ihn genau betrachten konnte. Tiefe regelmäßige ließen seinen Brustkorb sich auf und ab bewegen. Seine Narbe dehnte sich bei jedem einatmen. Vorsichtig zeichnete ich diese mehrfach nach.

„Was wird das, wenn es fertig ist?", fragte Austin verschlafen. „Gute Frage", grinste ich verlegen. „Manchmal bist du echt niedlich", ließ er seinen Kopf zurück in die Kissen fallen.

Wahrscheinlich hätte ich noch Stunden die Narbe nachzeichnen können, aber ich hörte den Nachrichten Ton meines Handys. Seufzend griff ich nach dem Gerät, was ich sofort wieder bereute, denn Alex hatte mir geschrieben. Auf einmal spürte ich Austins Kinn auf meiner Schulter.

🤍

Wer ist er

Geht dich nichts an

Ich werde es herausfinden

Viel spaß

Den wirst du noch haben

~~~

Bevor ich noch eine weitere Nachricht schreiben konnte, hatte Austin mir mein Handy weggenommen. Mit großen Augen schaute ich ihn an, denn ich hatte schon die Sorge, dass er antworteten würde. Bei genauem hinsehen merkte ich, dass er sich Alex Profilbild anschaute. Frustriert seufzte er auf, als er merkte, dass es ein Foto mit mehreren Personen war.

„Zeigst du mir bitte ein Bild von ihm", bat Austin mich. „Warum?", fragte ich unsicher. „Damit ich weiß, wer er ist", sagte er selbstverständlich.

Ich wusste, dass es nichts bringen würde zu diskutieren, weswegen ich ihm mein Handy wegnahm. Fast am Ende meiner Galerie fand ich ein Bild, das letzte von ihm. Es zeigte uns am See, als wir noch am Anfang unserer Beziehung waren. Leicht beschämt zeigte ich es Austin, denn es zeigte mich mit noch mehr Kilos.

„Jetzt bin ich ihm einen Schritt voraus", grinste Austin. „Du wirst nichts machen", mahnte ich ihn. „Solange er nichts weiteres macht", widersprach er mir.

Seufzend lehnte ich mich nach hinten, wobei mein Kopf auf seiner Brust ruhte. Ich wollte nicht schon wieder den ganzen Tag schlechte Laune haben , durch Alex, wodurch ich aufstand. Austin schaute mich verwirrt an.

„Lass uns irgendwas machen. Raus gehen. An den See", schlug ich vor. „Ähm, ja klar. Wenn du möchtest", kam es perplex von ihm.

Am See angekommen, breitete Austin eine große Decke aus. Entspannt ließ ich mich darauf nieder. Dieses Mal war ein wenig mehr am See los. Kleine Kinder plantschten im Wasser. Erwachsene grillten, obwohl es nicht erlaubt war. Andere betranken sich einfach nur.

„Du trinkst zu wenig", hielt Austin mir eine Wasserflasche hin.

Dankend nahm ich die Flasche an, bevor ich mich zurück lehnte. Die Sonne schien noch wärmer als die letzten Tage. Sonnencreme wäre wahrscheinlich kein Fehler gewesen, aber natürlich hatten wir die vergessen. Naja, einen Sonnenbrand würde ich auch noch überleben. Zumindest hatte ich mir auch noch eine Cap von zu Hause geholt, welche mich leicht schützte.

„Woher wusstest du eigentlich, dass Alex nur als weißes Herz eingespeichert ist?", stellte ich die Frage, die mich seit dem skeptischen Bild betrachten beschäftigte. „Bauchgefühl", meinte Austin nur, was ich ihm nicht glaubte.

Ich stützte mich auf meine Unterarme ab, damit ich ihn sehen konnte, aber ich konnte nichts aus seinem Blick ablesen. Wie konnte man nur so ein gutes Pokerface haben? Zumindest hatte ihn seine Stimmlage verraten. Dann fiel es mir wieder ein, Casper. Direkt sprach ich meinen Gedanken aus, wodurch Austin überrascht schaute, aber nickte.

„Dieser Typ ist, ah, manchmal so eine Plaudertasche", legte ich meinen Kopf in den Nacken.

Auf meine Nachfrage, was mein bester Freund noch geplaudert hatte, erzählte Austin mir vom schweren Herzen, was er noch erfahren hatte. Manchmal könnte ich Casper köpfen, aber dann erinnerte ich mich wieder daran, wie ich all meine Freunde auf einen Schlag verloren hatte. Ich war eindeutig nicht besser, eher schlimmer.

„Jetzt hör auf, dir Gedanken über diesen Alex zu machen. Wir machen uns einen schönen Tag und da hat so ein Idiot keinen Platz", forderte Austin. „Du hast recht", lächelte ich. „Ich habe immer recht", grinste er selbstsicher, was ich nur mit einem Lachen quittierte.

Erneut lehnte ich mich zurück, wobei ich meine Augen schloss. Ab und zu ließ ich meinen Blick über die Menschen, die an uns vorbei liefen, wandern. Manchmal war es sehr faszinierend, wie unterschiedlich Menschen aussahen. Am liebsten hätte der ganze restliche Sommer so sein können. Entspannt am See liegen, die Sonne genießen und Ruhe vor jeglichen Verpflichtungen.

„Warum kann nicht jeder Tag so sein?", seufzte ich, ohne eine Antwort zu erwarten. „Naja, wir könnten theoretisch jeden Tag so verbringen. Es wird nur irgendwann langweilig. Wir würden uns etwas neues suchen, bis das dann wieder lange ist. Im Grunde ist das ein endloser Kreislauf", philosophierte Austin.

Überrascht schaute ich zu ihm. Er hatte sein Kinn auf die angezogenen Knie gelegt. Die Arme um seine Beine. Austin sah sehr nachdenklich aus. Sein Blick verlief ins Leere. Er schien sehr nachdenklich zu sein, aber ich wollte nicht nachhaken.

Die Zeiten, wo ich nachfragte, waren zu Ende. Ich wollte nicht mehr jeden Gedanken oder jedes Geheimnis wissen. Es hatte mich genug in Schwierigkeiten gebracht. Wenn man mit mir reden wollte, war ich da, aber ich versuchte nicht mehr alles aus anderen herauszuquetschen.

Der Verrat in PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt