#67 Vertrauen

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Austin

Kurzzeitig verfluchte ich mich selber, dass ich die Vorhänge am Abend nicht geschlossen hatte, aber versteckte dann mein Gesicht wieder in Dylans Halsbeuge. Für meinen Geschmack war es für den Herbst viel zu hell.

Vorsichtig fuhr ich mit meinen Fingerspitzen Dylans Bauchmuskeln nach. Er hatte seit dem Stress mit Alex und dem aufhören vom Sport wieder zugenommen, wodurch man die Muskeln nicht mehr erkannte, wie am Anfang der Ferien. Es störte mich kein Stück so lange er sich wohl fühlte.

Ein wohliges Geräusch entwich ich ihm, was mich zum schmunzeln brachte. Dylans Augen waren noch geschlossen, als er sanft meinen Rücken entlang streichelte. Seine Hand stoppte bei der Mitte meiner Wirbelsäule, wodurch ich verwirrt zu ihm schaute.

„Wir müssen Mal reden", murmelte Dylan leise.

Dieser Satz konnte nichts gutes bedeuten. So etwas hatte noch nie etwas gutes bedeutet. Schlagartig setzte ich mich auf. Meine Herz beschleunigte sich schon vor Angst vor dem, was kommen würde.

Vielleicht übertrieb ich auch nur. Dylan schaute mich verwundert an. Er schien meine Reaktion nicht zu verstehen.

„Keine Sorge, es geht nicht um unsere Beziehung", nahm Dylan mir meine Angst.

Er setzte sich ebenfalls auf in einen Schneidersitz. Erleichtert atmete ich durch, wodurch er schmunzeln musste. Dylan konnte mir doch nicht so früh am Morgen so einen Schrecken einjagen.

„Ich möchte deine ehrliche Meinung wissen", bat Dylan mich, wodurch ich nickte. „Was hälst du davon, wenn ich Alex besuchen fahren?", wollte er wissen.

Verwundert schaute ich Dylan an. Woher kam denn diese glorreiche Idee? Warum wollte er meine Meinung?

„Nichts, Alex ist total schädlich für dich", meinte ich vollkommen ehrlich. „Ja, aber ich vielleicht tut es mir auch gut. Ich sollte mich zumindest Mal mit ihm aussprechen", erklärte Dylan. „Meine Meinung soll dich nicht daran hindern. Du bist noch immer ein selbstständiger Mensch, der für sich selber entscheiden kann. Ich bin für dich da, wenn es dir danach schlecht geht", machte ich ihm klar.

Schüchtern lächelte Dylan mich an. Er wollte meine ehrliche Meinung und die hatte er bekommen. Mehr als für ihn da zu sein, wie sonst auch, konnte ich nicht. Dylan musste für sich selber wissen, wie gut es ihm tun würde.

Vorsichtig beugte er sich zu mir vor, um mich zu küssen. Während des Kusses drückte ich ihn wieder zurück, damit sein Oberschenkel nicht zu sehr gedehnt war. Dylan sagte zwar, dass es kein Problem sei, aber ich wollte nicht, dass er sich unnötig schmerzen zu fügte.

„Ich habe auch noch ein Anliegen", löste ich mich von ihm, wodurch er mich erwartungsvoll anschaute. „Gehen wir zusammen zu diesem Halloween Ball?", fragte ich. „Natürlich", schmunzelte er.

Bevor ich noch etwas weiteres sagen konnte, drückte er seine Lippen wieder auf meine. Behutsam drückte ich ihn nach hinten auf seinen Rücken.

„Austin", riss Riley auf einmal meine Tür auf.

In diesem Moment verfluchte ich sie. Genervt schaute ich zu meiner Schwester, die uns musterte. Wenn es ein Talent gab, welches sie besaß, dann war es zu ungünstigen Zeiten in mein Zimmer zu kommen.

„Ähm, vergiss es", schaute Riley schüchtern auf den Boden. „Erzähl", forderte ich sie auf, während ich mich normal hinsetzte. „Ruby ist sauer auf mich", schmollte sie, wodurch sie auch Dylans Aufmerksamkeit hatte.

Dylan sah verwundert aus, was mich irritierte. Naja, er kannte Ruby am besten. Dann schien bei ihm der Groschen zu fallen. Er schien zu wissen, was los war.

„Es ist heute drei Jahre her", murmelte er nur. „Was?", fragten Riley und ich gleichzeitig. „Die Sache mit Logan. Sie ist nicht sauer auf dich. Die Erinnerungen quälen sie", klärte Dylan uns auf.

Nun verstanden Riley und ich auch. Ich hatte keine Zeit mehr zu reagieren, denn Riley verschwand mit einem Tür knallen aus meinem Zimmer. Dylan hielt mich fest, als ihr hinterher wollte. Unsicher schaute ich ihn an.

„Die beiden müssen das alleine regeln. Notfalls meldet sich schon einer bei uns. Ruby möchte eigentlich ihre Ruhe haben. Unsere Anwesenheit würde es nur noch schlimmer machen", erklärte Dylan mir.

Seufzend ließ ich mich rückwärts in meine Kissen fallen. Auf einmal spürte ich ein unerwartetes Gewicht auf meinem Becken, welches von Dylan kam. Er fing an Kreise auf meine Brust zu malen, aber ich konnte mich nicht darauf konzentrieren.

Meine Gedanken waren bei Ruby. Ich kannte ihre Geschichte, wodurch sie mir wieder leid tat. Sie versuchte es zu verdrängen, aber es würde ihr nicht helfen. Verdrängen würde es nur schlimmer war. Ruby sollte darüber reden. Riley war eigentlich die beste Person dafür. Zusätzlich sollte Ruby ihr Vertrauen.

Vertrauen war wichtig. Egal, ob in einer Beziehung oder in einer Freundschaft. Es verschafft so etwas, wie Sicherheit und einen wichtigen Halt.

„Warum hast du eben nach meiner Meinung, wegen Alex gefragt?", wollte ich wissen. „Ich habe ein Termin gemacht, um ihn zu besuchen", gab Dylan leicht beschämt zu. „Wann hast du den Termin?", wollte ich wissen, leider gereizter als geplant. „In zwei Tagen, aber ich kann noch absagen, wenn du möchtest", meinte er, was ich sofort ablehnte.

Ich vertraute Dylan, aber nicht Alex. Er war für mich noch immer unberechenbar. Egal in welcher Umgebung. Wenn ich ehrlich war, hatte ich unglaubliche Angst um Dylan.

„Bist du etwa eifersüchtig?", zog er seine Augenbrauen skeptisch hoch. „Nein, aber ich habe Angst. Ich möchte nicht, dass dir nochmal etwas passiert. Für mich war die Zeit, die du im Krankenhaus warst, schrecklich genug", gab ich zu.

Verständnisvoll nickte Dylan mit einem Lächeln auf den Lippen. Er wusste, dass ich ihm vertraute, aber trotzdem biss ich mir unsicher auf die Unterlippe.

„Beiß dir nicht auf die Lippe", griff Dylan nach meinem Kinn, wo er mit seinem Daumen meine Lippe von den Zähnen entfernte. „Du kannst das wirklich nicht leiden", fiel mir auf. „Habe mir selber so oft die Lippe blutig gebissen. Immer, wenn ich nervös oder konzentriert war. Es hat so lange gebraucht, bis ich mir das abgewöhnt habe", erzählte er mir.

Irgendwie stellte ich es mir niedlich vor, wie Dylan nervös auf seiner Unterlippe biss. Es brachte mich zum schmunzeln. Langsam nahm er seine Hand von meinem Kiefer.

„Fühlst du dich besser, wenn du mit mir zusammen zu Alex fährst?", wollte Dylan wissen. „Keine Ahnung, aber du solltest lieber alleine fahren. Wie du eben schon sagtest, solltest du dich mit ihm aussprechen. Es wäre besser, wenn ich dann nicht dabei wäre", meinte. „Oder wir fahren zusammen und du wartest im Auto", schlug er vor, was ich bejahte.

Es war die beste Lösung. Wenn was passieren würde, wäre ich sofort für ihn da. Dylan müsste dann nicht noch Auto fahren, wenn es ihm schlecht gehen würde. Zusätzlich wusste ich nicht, wie gut es für sein Bein war selber zu fahren.

Der Verrat in PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt