#15 Unerwarteter Besuch

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Austin

Ich hatte mich am Vortag leider nicht mehr viel mit Dylan unterhalten. Mein Plan war es mehr über ihn herauszufinden, aber das war nach hinten losgegangen, denn ich hatte es noch nicht Mal hinbekommen auf seine Frage vernünftig zu antworten. Riley wollte auch nicht mehr mit der Sprache rausrücken bezüglich Ruby, obwohl wir sonst über alles redete. Ihr Verhalten gegenüber mir kam mir sehr spanisch rüber.

Auf Dylans Rat war ich tatsächlich auf dem Weg in die Stadt, damit ich mir Vorhänge kaufen konnte. Ich hatte von seinem Fenster gemerkt, dass man fast mein ganzes Bett sah. Je nach Aktivität sollte er wohl nicht alles sehen. Die Peinlichkeit konnte ich mir ersparen. Als ich mit der vollen Einkaufstüte durch das Einkaufscenter lief, machte ich noch einen Halt bei dem Shop mit den Milchshakes. Ich konnte mir schon vorstellen, dass Riley sauer werden würde, wenn sie bemerkt, dass ich ohne sie in die Stadt war. Aus mir unerklärlichen Gründen wollte sie nicht alleine sein.

Mit einem heißen Kakao setzte ich mich an einen der Tische. Mein Blick flog über die Menschen, die sich alle ein Eis oder Milchshake bei dem Herrn hinter der Theke bestellten. Das Lachen und die Stimmen waren bis zu mir am Tisch zu hören. Nur mein Handy hielt mich von weiteren Beobachtungen ab. Es zeigte mir einen Anruf von Grace an. Erst überlegte ich den Anruf abzulehnen, aber dann dachte ich, dass es vielleicht auch etwas wichtiges sein konnte.

„Hey, was gibt es?", fragte ich, ausnahmsweise Mal sehr interessiert. „Können wir nochmal reden. Es ist irgendwie nicht so gelaufen, wie es sollte. Ich habe auch Neuigkeiten", redete Grace wirr durcheinander. „Kann ich dich später zurückrufen?", wollte ich wissen. „Ja klar", legte sie auf.

Neuigkeiten, das konnte alles bei Grace bedeuten. Von Schwangerschaft bis sterbenskrank. Wenn ich ehrlich war, hoffte ich eher in die Richtung Sterbenskrank. Ich nahm den letzten Schluck von meinem heißen Kakao, bevor ich die Tasse auf ein Tablet stellte im Geschirrwagen. Mit dem Milchshake in der einen Hand und der Tasche in der anderen lief ich raus auf den Parkplatz zum Auto. Die Fahrt war nicht sonderlich lange, aber trotzdem verband ich mein Handy mit dem Bluetooth, da ich mir die Musik im Radio nicht antun wollte. Als ich in die Einfahrt fuhr, sah ich Dylan, der mit seinem Bruder vor dem Haus stand. Anstatt die beiden anzusprechen, lief ich Richtung Garten. Eine mir zu bekannte Stimme drang zu mir durch, bevor ich um die Ecke zur Terassentür lief.

„Was soll der scheiß?", fragte ich meine Mutter, während ich Grace deutete. „Austin", schaute sie mich entschuldigend an.

Sie wusste nicht, dass Grace und ich seit ein paar Tage getrennt waren. Trotzdem gab es ihr nicht das Recht, sie mir so vorzusetzen. Mit einem abwertenden Blick Richtung Grace lief ich ins Haus. Die Einkaufstasche schmiss ich auf mein Bett, bevor ich ohne zu klopfen das Zimmer meiner Schwester betrat.

„Was willst du", schaute Riley aus ihrer Decke hervor. „Grace ist hier", meinte ich. „Und ich habe dein Lieblingsgetränk", hielt ich den Becher hoch. „Den bist du mir auch schuldig, wenn du mich einfach so weckst", nahm sie den Becher entgegen.

Sie nahm einen großen Schluck von diesem puren Zucker, bevor sie mich mit großen Augen anschaute. Hätte ich gewusst, dass sie noch geschlafen hat, hätte ich ihr diese süße Zeug noch nicht geben.

„Warte, was? Grace ist hier?", schaute Riley mich irritiert an. „Habe ich doch eben gesagt. Sie sitzt mit Mom im Garten", meinte ich. „Halt meinen Milchshake", streckte sie mir ihre Hand mit dem Getränk entgegen. „Was hast du vor?", fragte ich sie, als sie ihre Tür aufriss.

Schnell stellte ich den Milchshake auf der Kommode neben der Tür ab, damit ich Riley folgen konnte. Noch nie kam mir sie mir so unberechenbar vor, wie in diesem Moment. Ich wusste, dass sie schon immer etwas gegen Grace hatte, aber bisher hatte sie sich zurückgehalten. Am Treppenende bekam ich sie gerade so an der Schulter gepackt. Das böse funkeln in ihren Augen war kaum zu übersehen. Fasziniert von ihrer Wut ließ ich sie los. Bevor ich sie nochmal packen konnte, lief sie schon Richtung Garten.

„Riley", lächelte Mom ihr entgegen. „Du bist so ein Miststück", stellte Riley sich vor Grace. „Na süße", grinste Grace sie zuckersüß an. „Schieb dir dein süße sonst wohin. Du hast Austin betrogen. Denkst jetzt wahrscheinlich, dass mit deinem Auftauchen hier wieder alles gut ist", spuckte sie ihr die Worte so entgegen.

Grace Augen verwandelte sich in wütende Schlitze. Vorsichtig legte ich meine Hand auf Rileys Schulter. Ich wollte nicht, dass die beiden sich an die Kehle gingen. Riley drehte sich zu mir um, wobei sie mir mit ihrem Blick sagen wollte, dass ich sie machen lassen sollte.

„Riley, benimm dich", ermahnte Mom. „Hör lieber auf deine Mutter", lächelte Grace. „Wir beide, gehen jetzt rein und reden", zeigte ich auf Grace. „Gerne doch, mein Hase", erwiderte sie, wobei sie von ihrem Stuhl aufstand.

Ich hätte bei diesem Kosenamen im Strahl kotzen können. Für mich war die Beziehung beendet und daran konnte nichts und niemand mehr etwas ändern. Riley schaute mich böse an, aber gab keinen Kommentar mehr zu dem Thema.

Grace folgte mir grinsend nach drinnen, wo ich mit ihr nach oben in mein Zimmer lief. Ich klopfte neben mir aufs Bett, damit sie sich zu mir setzte. Ich wollte dieses Gespräch ruhig führen, obwohl ich eigentlich keine Lust dazu hatte. Anstatt sich neben mich zu setzen, setzte sie sich auf meinen Schoß, was ich seufzend akzeptierte.

„Also, warum bist du hier?", erkundigte ich mich, da ich noch immer über ihre Anwesenheit verwundert war. „Ich habe dich vermisst. Unsere Trennung war ein Fehler von mir", legte Grace ihren Kopf nach hinten gegen meine Schulter. „Grace, ich bin ehrlich zu dir. Ich habe schon lange keine Gefühle mehr für dich. Der Umzug kam mir in dem Sinne sehr gelegen", erzählte ich ihr ehrlich. „Sicher?", fing sie an meinen Hals zu küssen. „Ganz sicher. Ich weiß auch, dass du mich mit Devin betrogen hast. Jetzt hör bitte auf, dass nicht existente uns retten zu wollen", bat ich sie.

Grace hörte tatsächlich auf mich zu küssen, aber ihr Gesichtsausdruck wurde so traurig. Unsicher legte ich meine Arme um ihre Hüfte. Ich wusste, dass es nicht gut enden würde, aber trotzdem machte ich es. Sie nahm es natürlich als Einladung so weiterzumachen wie zuvor.

Als ich uns beide halbnackt im Bett wiederfand, fand ich auch mein klares Denken wieder. Zum Glück fand ich mein klares Denken wieder, bevor wir noch weitergegangen wäre. Unabhängig von den nicht vorhandenen Vorhängen wollte ich keinen Sex mit ihr haben. Das letzte Mal war, als ich noch Gefühle für sie hatte. Ohne Gefühle lief für nichts in dem Bereich. Nicht sonderlich sachte schubste ich Grace von mir runter. Entgeistert schaute sie mich an, aber zog sich schließlich ihr Oberteil schnell über, bevor sie aus meinem Zimmer verschwand.

Der Verrat in PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt