#42 Plan

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Austin

Komplett verheult saß Ruby vor mir und Riley. Sie hatte uns ihre Geschichte vom Instagram Beitrag erklärt. Ich war mehr als sprachlos. Riley hatte sich direkt auf sie geschmissen, um sie in den Arm zu nehmen. Wahrscheinlich müsste ich sauer sein auf Dylan, aber ich war es nicht. Er schien diesen Beitrag nicht verfasst zu haben, denn sonst würde er mich nicht dafür beschuldigen. Noch immer wusste ich nicht, was für ein Notizbuch er meinte. Mich machte es eher sauer, dass er mich beschuldigte. Ich erzählte Ruby den Vorfall vom morgen, wodurch sie mich mit großen Augen anschaute.

„Selbst wenn Dylan es nicht war, hatte er kein Recht dazu es irgendwem zu erzählen. Ich habe ihm verdammte scheiße vertraut", schluchzte Ruby mir wütend entgegen.

Ich hob nur meine Hände, denn ich wollte ihre Wut nicht abbekommen. Für mich wurde klar, dass schnellstmöglich herausgefunden werden musste, wer es war. Es musste jemand aus dem näheren Bekanntenkreis sein, wodurch ich schon eine ganz schlechte Vermutung bekam.

„Ich gehe rüber", stand ich von der Couch auf. „Du wirst nichts machen können", rief Riley mir hinterher.

Calvin ließ mich nur widerwillig rein, aber ließ es schließlich zu. Sachte klopfte ich an der Zimmertür von Dylan. Ich bekam nur ein Murren als Antwort. Er lag auf seinem Bett, während verschiedene Süßigkeiten Verpackungen um ihn herum verteilt waren.

„Was willst du hier? Hast du mir nicht genug angetan?", fragte Dylan erschöpft. „Ich habe nichts mit der Sache zu tun", wiederholte ich meine Aussage vom Morgen. „Wer dann? Du bist die einzige Person, die die Chance dazu hatte dieses Notizbuch zu klauen", warf er mir erneut vor.

Ich konnte seinen Vorwurf verstehen, aber es war nicht so. Es war ein verdammter Zufall, dass dieses Buch verschwand und auftauchte, wenn ich bei ihm geschlafen hatte. Fast schon bereute ich, dass ich bei ihm übernachtet hatte.

„Merkst du nicht, wie unwissend ich bin? Ich habe noch nicht Mal eine Ahnung was für ein Notizbuch du meinst", wurde ich lauter, da ich es satt war. „Du tust doch nur so", zischte Dylan gereizt.

Dylan war viel zu sehr auf seine Vermutung fixiert. Er wollte nicht darüber nachdenken, dass es jemand anderes sein könnte. Leider konnte ich ihn schlecht vom Gegenteil überzeugen. Zumindest in dem Moment.

„Ich war es wirklich nicht. Niemals würde ich dir deinen Freundeskreis kaputt machen. Dafür mag ich dich zu sehr", mit diesen Worten verließ ich sein Zimmer.

Calvin schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als ich den Flur entlang lief. Kurz blieb ich stehen, da ich etwas sagen wollte, aber entschied mich dagegen.

„Und für dich hat er Gefühlte entwickelt", schnaubte Calvin, aber ich lief weiter.

Mein Herz machte einen kurzen Freudentanz, aber selbst der half nicht dabei, dass Dylan wegen falscher Tatsachen auf mich sauer war. Seufzend wollte ich das Haus verlassen, aber wurde von Dylans und Calvins Mutter, Caroline, aufgehalten.

„Möchtest du nicht noch etwas bleiben? Dylan ist ziemlich niedergeschlagen", fragte sie mich traurig. „Gerne, aber nein. Er ist sauer auf mich", sagte ich. „Warum denn das?", wollte sie schockiert wissen. „Ist nicht so wichtig", zuckte ich mit den Schultern. „Weisst du, wo Casper wohnt?", interessierte ich mich, als ich die Hand schon an der Türklinke hat.

Kurz schrieb Caroline mir die Adresse auf. Ich hatte eine Idee, aber wusste noch nicht, wie umsetzbar diese war. Casper wurde nämlich auch in den Instagram Beiträgen erwähnt. Als ich die Adresse in meinem Navi eingab, sah ich, dass es kein weiter Weg war. Eine halbe Stunde später kam ich an einem ziemlich alten Haus an. In den Rollos waren Löcher, die Farbe blätterte längst an der Haustür ab und verschiedene Graffitis zierten die Fassade. Verwundert öffnete Casper mir die Tür. Der Geruch von Alkohol stieg mir sofort in die Nase.

„Hast du Zeit?", fragte ich. „Klar, komm rein", lächelte er.

Casper Gang war schwankend. Ich hatte schon Angst, dass er jeden Moment hinfallen würde. Da ich auf ihn achtete, schaute ich mich nicht wirklich um. Das einzige, was mir auffielt, war, dass es von innen besser aussah als von außen.

„Was kann ich für dich tun?", fragte Casper, als er sich auf sein Bett fallen ließ. „Dylan", nannte ich das Thema. „Brauchen wir gar nicht drüber reden", setzte er sich aufrecht.

Das schnelle aufsetzen schlug ihm auf den Magen, denn er griff zügig nach seinem Mülleimer. Während er sich übergab, schaute ich angeekelt zur Seite. Ich hörte, wie er die Mülltüte zuknotete, wodurch mein Blick wieder zu ihm fiel.

„Dylan war es nicht", nannte ich das wichtigste. „Aber der einzige, der es so wirklich wusste", meinte Casper zwischen zwei Schlücken wahrscheinlich vermeintlichen Wasser.

Ich erzählte Casper von dem Notizbuch, dem Vorwurf und meiner Vermutung. Mittlerweile hatte ich eins und eins zusammengezählt, um zu wissen, was in diesem Buch stehen musste. Geheimnisse. So wie er mich anschaute, schien es mir so, als ob es ihm einleuchtete. Seine Miene wurde weicher.

„Richtig scheiße, wenn er darüber Buch geführt hat", murmelte Casper. „Ja klar, aber es ist jetzt passiert. Wir sollten herausfinden, wer es war", meinte ich. „Viele Personen kommen nicht in Frage, denn Dylan hasst es, wenn jemand bei ihm schläft", erzählte er mir. „Wer hat denn das Privileg?", wollte ich wissen. „Eigentlich nur Ruby und ich, aber du anscheinend auch", sagte er.

Auf meine Vermutung war Casper gar nicht eingegangen, aber es bestätigte mir diese nur mehr. Casper ließ sich wieder erschöpft auf seinen Rücken fallen, was mir ehrlich gesagt ein wenig sorgen bereitete. Er hatte den Instagram Beitrag natürlich als Anlass zum trinken genommen. In einem gewissen Maße konnte ich es verstehen, aber weiterbringen tat es ihn nicht wirklich.

„Du hattest aufgehört zu trinken, oder?", erkundigte ich mich vorsichtig. „Habe es versucht, aber jetzt weiß es doch eh jeder. Jahrelang hat es kaum jemand bemerkt, dass ich fast überall betrunken war", erklärte Casper mir. „Aber willst du das wirklich auch noch bestätigen? Du könntest es genau so gut lassen und jeden denken lassen, dass es nicht stimmt", meinte ich. „Kann sein, aber bringen tut es mir trotzdem nicht viel", murmelte er.

Es könnte nur seiner Gesundheit gut tun. Vielleicht würde man dann die Beiträge dann alle als gelogen ansehen. So wirklich wissen, was ihm das bringen würde, tat ich auch nicht. Mich machte die ganze Situation nur fertig.

„Du hast recht", setzte Casper sich wieder auf, aber dieses Mal langsamer. „Was? Womit?", fragte ich irritiert. „Egal, ich habe eine Idee", stand er auf. „Casper, was hast du vor?", wollte ich wissen, als er wild durch sein Zimmer lief. „Dir helfen, du Idiot, komm", forderte er mich auf.

Ich wusste nicht, ob es so eine gute Idee war, wenn Casper betrunken einen Plan hatte. Mein letzter betrunkner Plan war schließlich auch voll daneben gegangen. Der Versuch Casper einzuholen, war leichter als gedacht. Naja, das Schicksal hatte vielleicht auch ein bisschen seine Finger mit drin. Casper musste sich an einem Baum stützen, damit er sich übergeben konnte. Mittlerweile fragte ich mich, wie viel er getrunken hatte, aber die Frage laut auszusprechen traute ich mich nicht.

Der Verrat in PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt