Dylan
Total überfordert saß ich am Gartentisch neben Calvin. Skeptisch betrachtete ich das Würstchen auf meinem Teller. Die letzten zwei Tage war ich nur zwischen meinem Zimmer und dem Badezimmer hin und her gewandert. Erst dachte ich, dass es nur Nachwirkungen vom zu vielem Alkohol war, aber nein ich hatte mir den Magen verdorben. Unsicher schnitt ich ein kleines Stück ab, welches ich zu meinem Mund führte. Kurz hatte ich das Gefühl, dass es wieder hoch kommen würde, aber dem war zum Glück nicht. Austin musterte mich vorsichtig, bevor er fragte, ob ich ein Problem mit ihm hätte. Schnell verneinte ich seine Frage und erzählte ihm von meinen letzten zwei Tagen. Kurz huschte so etwas wie Erleichterung über seine Miene. Seine Gesichtszüge schienen sich ebenfalls zu entspannen.
„Ich habe am Samstag mein letztes Spiel, magst du eventuell vorbei kommen?", fragte ich unsicher, als sich alle anderen ebenfalls in einem Gespräch befanden. „Sehr gerne, das möchte ich nicht verpassen", lächelte Austin mir entgegen.
Die Freude seinerseits löste ebenfalls ein Lächeln bei mir aus. Bei dem Gedanken, dass er mir vom Rand aus zuschauen würde, sorgte für ein Kribbeln in meiner Magengegend. Dieses Gefühl war schon fast beängstigend, da ich es schon seit Ewigkeit nicht mehr verspürt hatte.
„Letztes Spiel und dann ist komplett Ende?", fragte Austin, während er sich etwas vom Kartoffelsalat seiner Mutter auf den Teller tat. „Ja, leider schon", seufzte ich. „Warum leider? Möchtest du etwa nicht aufhören?", interessierte er sich. „Nicht wirklich, aber naja. Ich kann jeder Zeit wieder ins Team, wenn ich mich anders entscheide", stocherte ich Gedankenverloren in meinem Essen.
Austin nickte nur, aber ging nicht weiter darauf ein. Es stimmte, ich wollte nicht mit dem Sport aufhören, aber irgendwann sollte wohl auch alles gute ein Ende nehmen. Am Rande belauschte ich das Gespräch zwischen Mom und Lina. So ganz verstand ich Thema nicht, da ich den Anfang komplett verpasst hatte. Riley und Calvin schwiegen sich dieses Mal an, wodurch ich ein ungutes Gefühl bekam. Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, da ich wusste, dass wenn es ein Problem geben würde, dass Calvin mit mir reden würde.
„Nein, Mom", seufzte Austin. „Hör auf es so kategorisch abzulehnen. Du solltest es dir zumindest Mal anschauen", widersprach Lina gereizt. „Wenn es sein muss", gab er sich geschlagen.
Austin schaute gequält auf seinen Teller. Ich verfolgte das Gespräch zwischen Mom und Lina weiter, wodurch ich merkte, dass es um das Schwimmen gegangen sein muss. Es schien ein unangenehmes Thema für ihn zu sein, obwohl es sein Lieblingssport war. Das sonstige Funkeln in seinen Augen war nicht vorhanden.
—
Nach dem Essen waren Mom und Dad ziemlich schnell reingegangen. Lina war auch rüber gegangen, wodurch nur noch Riley, Austin, Calvin und ich am Tisch saßen. Die Dämmerung war bereits eingetreten. Leise lief Musik durch eine Bluetooth Box.
„Dylan, erinnerst du dich überhaupt noch an irgendwas von der Party?", erkundigte Riley sich grinsend. „Nein und das ist glaube ich besser so", kratzte ich mich verlegen am Hinterkopf. „Du musst dir unbedingt das Video anschauen", schob Riley mir ihr Handy rüber.
Unsicher nahm ich ihr Handy entgegen. Ich konnte bei dem Video nur meinen Kopf schütteln. Man konnte sehen, wie Austin mich von einem Tisch herunter geholt hatte eher gesagt wie ich gegen ihn gefallen war. So langsam kamen mir dann doch die Erinnerungen wieder, wodurch ich noch mehr meinen Kopf schütteln musste.
„Ich hoffe, dass war das schlimmste, was ich an dem Abend gemacht habe", seufzte ich Hoffnungsvoll. „Im Grunde, ja", lachte Calvin. „So schlimm war es auch nicht, es war witzig", grinste Austin, was ich mit einem Verdrehen meiner Augen kommentierte. „Cal, hast du es eigentlich geschafft Evelyn nach einem Treffen zu fragen? Habe sie ja noch davon abgehalten, dass sie Austin anbaggert", wollte ich wissen.
Calvin grinste mir nur entgegen, wodurch ich wusste, dass er es hinbekommen haben musste. Mich hätte es gewundert, wenn es nicht endlich Mal funktioniert hätte, denn er versuchte es schon so lange. Mehrfach war er schon kurz davor sie nach einem Treffen zu fragen, aber es kam immer etwas dazwischen. Manchmal dachte ich schon, dass er abwarten müsste, bis der Mond richtig steht.
„Du wurdest angebaggert?", prustete Riley belustigt. „Stell dir vor, so hässlich bin ich dann auch nicht", meinte Austin, wonach er ihr die Zunge rausstreckte. „Ich habe nie gesagt, dass du hässlich bist", widersprach Riley. „Stimmt, du betitelst mich als alle andere, was möglich ist", lachte Austin. „Sind wir auch so schlimm?", flüsterte ich zu Calvin, der zu meinem Pech nickte.
Die verschiedensten Beleidigungen flogen zwischen Austin und Riley her, was mich zum Grinsen brachte. Es wurde immer kreativer zwischen den beiden. Nach mehreren Minuten war Ruhe, aber zum Glück keine unangenehme. Riley schaute grinsend auf ihr Handy, wodurch am liebsten gewusst hätte, wer ihr schrieb.
„Ich bin weg", stand Riley auf. „Wohin?", fragte Austin irritiert. „Ruby hatte mir geschrieben. Mach dir keine Sorgen, ich bin spätestens gegen Mitternacht zu Hause", versicherte Riley ihm. „Viel spaß", lächelte er ihr zu.
Es war schön zu sehen, wie die beiden miteinander klar kamen. Bei Calvin und mir war es an manchen Tagen so, dass wir uns freuen würde, wenn der jeweils andere nicht mehr nach Hause kommen würde. Wir hatten zwar eine gute Bindung, aber es war für uns nicht dramatisch ohne den anderen zu sein oder nicht zu wissen wo der andere ist. Calvin war in der Zwischenzeit auch ohne ein Wort aufgestanden und reingegangen, wodurch ich nur noch mit Austin am Tisch saß. Unsicher schaute ich zu ihm, wobei ich ein Knie an mich zog.
„Warum sträubst du dich so gegen das Schwimmen?", versuchte ich ein Gespräch aufzubauen. „Naja, ich hatte mich zu sehr reingegangen, war jeden Tag in der Halle, wodurch viele Sachen gelitten haben. Ich möchte nicht, dass das nochmal passiert", erklärte Austin. „Was ist, wenn du weniger hingehst?", fragte ich das fast offensichtliche.
Austin schüttelte belustigt seinen Kopf, wodurch ich ihn verdutzt anschaute.
„Ich könnte dich genau so gut fragen, warum du mit Lacrosse aufhörst, obwohl du es nicht möchtest. Dann kommen wir wohl auf das gleiche raus", meinte er mit einem belustigten Unterton. „Ich freue mich, dass du zu meinem Spiel kommst", lächelte ich.
Ich freute mich wirklich, dass er kommen würde und das sollte er ruhig wissen. Mom und Dad hatten leider keine Zeit. Calvin hatte angeblich auch etwas vor, aber ich vermutete, dass er sich mit Evelyn treffen würde. Es machte mir auch wenig aus, dass er nicht kam, da er sonst immer dort war. Ruby kam zum Glück vorbei, da sie es nicht verpassen wollte.
„Nun wo ich mir einen Schwimmverein anschauen muss, wollte ich fragen, ob du mitkommen möchtest. Kenne mich ja noch nicht so wirklich aus", fragte Austin. „Klar, musst mir nur die Adresse geben und mir sagen, wann du das möchtest", meinte ich, wodurch er dankend lächelte.
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Der Verrat in Person
Ficção AdolescenteDylan Wheeler, die Vertrauensperson seiner Freundesgruppe. Seit eh und je schreibt er jegliches Geheimnis oder witziges Detail, das nicht jeder weiß, in ein Notizbuch. Das Notizbuch ist sein Heiligtum, welches niemals an die Öffentlichkeit kommen da...