#41 Ruby

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Zwei Jahre zuvor

Ruby

Freudig umarmte ich Dylan, als er die Kabinen verließ. Er und sein Team hatten das Spiel gewonnen. Es war haarscharf, aber die Jungs hatten das Blatt noch gewendet.

„Bist du dir sicher, dass Mom dich nicht fahren soll? Es ist wirklich kein Umweg und es ist schon dunkel", fragte Dylan, als wir uns aus der Umarmung lösten. „Dyl, ich bin groß. Die zehn Minuten werde ich schon überleben", versuchte ich ihm seine Sorgen zu nehmen. „Schreib mir bitte, wenn du zu Hause bist", bat er mich, wodurch ich einverstanden nickte.

Erneut umarmten wir uns, bevor er in das Auto seiner Mutter einstieg. Schnell holte ich mir meine Kopfhörer aus der Hosentasche, welche ich mir direkt rein steckte. Während ich mir ein Lied aussuchte, bekam ich die Benachrichtigung, dass mein Akku nur noch 5% hatte, wodurch ich die Kopfhörer wieder ausstecke. Na super.

Seufzend begab ich mich auf meinen Weg nach Hause. Durch den Regen waren nicht viele Menschen unterwegs. Ein wenig Angst jagte es mir schon ein. Immer wieder griff ich nach meinem Handy, damit ich beschäftigt aussah. Kurz blieb ich stehen, als ich dachte, dass ich Schritte hinter mir gehört hätte. Bei genauem Umschauen entdeckte ich niemanden.

„Na, meine süße", zog mich jemand in den Hinterhof eines Clubs.

Ich schrie auf, aber niemand schien mich zu hören. In meinem Kopf ratterte es, bis ich wusste, wem die Stimme gehörte. Meinem Ex Freund, Logan. Mit dem Gesicht geradeaus schubste er mich gegen die feuchte Hauswand. Der nächste Schrei wollte aus meiner Kehle raus, aber Logan hielt mir den Mund zu.

„Du wirst jetzt Dylan anrufen und ihm sagen, dass du sicher nach Hause gekommen bist. Wag es dich mich zu erwähnen", befahl Logan mir.

Eine Hand blieb an meinem Mund, während er mit der anderen nach meinem Handy tastete. Ich versuchte in seine Finger zu beißen, aber es störte ihn nicht. Da Logan mein Passwort kannte, hatte er schon Dylans Nummer gewählt und hielt mir das Telefon ans Ohr.

„Ich bin zu Hause", meinte ich mit zittriger Stimme, als Logan seine Hand weg nahm. „Sicher? Ich höre den Regen. Ist alles gut bei dir?", fragte Dylan besorgt. „Ja, alles gut. Ich stehe noch vor der Tür. Mein Akku ist jetzt gleich auch leer", log ich zum Teil. „Oke, wir schreiben dann gleich", legte er auf.

Sofort steckte Logan mein Handy weg. Kurz lobte er mich, was sich schon so ekelhaft anfühlte. Die Hand, die unter mein Oberteil wanderte, war nicht besser. Mir flossen schon die Tränen über die Wangen. Selbst mein Treten hielt Logan nicht ab weiter zu machen. Scheiße, warum war ich nicht mit Dylans Mutter gefahren?

„Desto weniger du dich wehrst, desto angenehmer wird es", wisperte Logan gegen meinen Hals. „Du ekelhaftes Stück Scheiße", beleidigte ich ihn. „Nicht so meine Liebe", wanderte seine Hand weiter.

Erneut legte er eine Hand auf meinen Mund. Ich hatte mich noch nie so ekelhaft gefühlt, wie in diesem Moment. Seine Finger haben sich noch nie so brennend angefühlt. Immer wieder versuchte ich mich zu wehren, aber ich kam nicht gegen ihn an.

„Logan, bitte", nuschelte ich heulend gegen seine Hand. „Was sagtest du, mein Schatz?", nahm er seine Hand von meinem Mund. „Fick dich", schrie ich, so laut wie ich konnte. „Das ist deine Aufgabe, süße", drückte er mich fester gegen die Wand.

Ich spürte seine abscheulichen Hände an meinem Hosenbund. Meine Kraft hatte mich verlassen. Logan schien es zu merken, denn seine Handlungen wurden schneller. Ich bekam nichts mehr mit, denn ich wurde Ohnmächtig.

Zwei Wochen waren seitdem Vorfall mit Logan vergangen. Ich war nicht mehr aus dem Haus gegangen, was Dylan in Panik und Sorge versetzt hatte. In unserem Telefonat vor einer Stunde hatte ich ihn gebeten, dass er mir einen Schwangerschaftstest kaufen sollte. Es wusste noch niemand von dem Vorfall, aber ihm wollte ich es erzählen. Er war die einzige Person, der ich vertraute.

„Was ist passiert?", fragte Dylan direkt, als ich ihm die Tür öffnete. „Wir reden in meinem Zimmer", meinte ich nur.

Gemeinsam liefen wir hoch, wo Dylan sich direkt auf mein Bett setzte. Seufzend ließ ich mich neben ihn fallen. Während mir die Tränen über die Wangen rollten, erzählte ich ihm alles. Dylans Miene wurde immer wütender.

„Ich bringe diesen Bastard um", murmelte Dylan aggressiv. „Lass es, bitte, ich kann jetzt eh nichts mehr nachweisen", bat ich ihn. „Ich hätte wissen müssen, dass bei deinem Anruf etwas nicht stimmte", warf es sich vor. „Nein, aber können wir jetzt bitte diesen Test machen?", schaute ich ihn verzweifelt an.

Nachdem ich den Test gemacht hatte, ließ ich Dylan ins Badezimmer rein. Er setzte sich auf den Rand, der Badewanne, während ich dagegen lehnte. Vorsichtig fuhr er mir durch die Haare. Laut der Beschreibung würde das Ergebnis in zehn Minuten erscheinen.

„Was machst du, wenn der Test positiv ist?", fragte Dylan. „Behalten, ich kann kein Kind umbringen", meinte ich. „Du wirst sicherlich eine gute Mutter, aber möchtest du dann jeden Tag sehen, was Logan mit dir gemacht hat?", wollte er wissen. „Nein, aber ich kann es trotzdem nicht", versuchte ich die Tränen zu unterdrücken.

Es war eine berechtigte Frage. Natürlich würde ich mich immer wieder an diesen schrecklichen Abend erinnern, aber das würde von anderen Erinnerungen überdeckt werden. Kinder sind was schönes. Zwar wollte ich keins so früh haben, aber wenn es so wäre, würde ich damit leben.

„Ich bin immer für dich da. Vergiss das nie", riss Dylan mich wieder aus meinen Gedanken. „Danke, aber da kannst du mir glaube ich nicht viel helfen", lächelte ich zu ihm hoch. „Wahrscheinlich nicht, aber wenn du Hilfe brachst, bin ich nur einen Anruf entfernt", meinte er. „Manchmal verfluche ich es, dass du schwul bist", boxte ich ihn gegen sein Schienbein.

Dylan hob seine Augenbrauen an, aber sagte nichts zu meiner Geste. Ungeduldig schaute ich auf die Uhr. Noch zwei Minuten. Seufzend wollte ich meinen Kopf gegen die Badewanne fallen lassen, aber ich spürte nur Dylans Hand, die zwischen Badewanne und meinem Hinterkopf steckte. Wenn jemand schnell reagieren konnte dann war es Dylan. Kurz schloss ich meine Augen, bis die Badezimmertür aufgerissen wurde. Mom schaute uns Perplex an, bis ihr Blick auf den Test fiel. Bevor ich reagieren konnte, hatte sie ihn schon in der Hand.

„Du bist schwanger?", wurde sie direkt laut. „Raus aus meinem Haus", zog sie Dylan an seinem Oberteil hoch. „Mom", wollte ich anfangen, aber sie sprach mir direkt dazwischen. „Du wirst abtreiben und darüber diskutieren wir nicht, du billiges Flittchen", schrie sie mich an. „Nein", rief ich ihr entgegen.

Schnell hatte Mom auch mich an meinem Oberteil gepackt. Sie zog mich zwei Räume weiter in mein Zimmer. Dort schubste sie mich auf mein Bett, wobei sie meinte, dass ich drüber nachdenken sollte, wie ich mit ihr reden. Kurz darauf hörte ich den Schlüssel in meiner Zimmertür. Sie hatte abgeschlossen.

Der Verrat in PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt