Dylan
Man könnte behaupten, dass sich mein Magen zusammenzog, als Austin mich nach meiner letzten Beziehung fragte. Ich verstand nicht, wie er dazu kam, da wir noch vorher über die von Ruby und Riley gesprochen hatte. Mit meinen Händen gegen die Augen gepresst ließ ich mich mit dem Rücken aufs Bett fallen. Zu Austins Pech war ich noch lange nicht bereit dazu, darüber zu reden.
„Dylan?", fragte Austin unsicher, wobei er sich neben mich, in der Höhe meines Bauches, setzte. „Wenn du nicht darüber reden möchtest, ist das in Ordnung", zog er mir eine Hand aus dem Gesicht, wobei ich die anderen neben meinen Kopf fallen ließ.
Austin Gesicht zeichnete ein wunderschönes schiefes Lächeln. Fast hätte ich mich darin verloren, wenn ich nicht wieder an unser Ursprungsthema gedacht hätte. Ich war froh, dass er nichts über meine letzte Beziehung wusste, obwohl es sich Mal eine Zeit lang herum gesprochen hatte. Es war mir viel zu peinlich.
„Austin, ich bin derzeit noch nicht bereit über meine letzte Beziehung zu sprechen. Irgendwann wirst du es erfahren, aber heute nicht", sagte ich ehrlich. „Ich lasse dir deine Zeit", lächelte Austin, wofür ich ihn so dankbar war.
Da Austin im Schneidersatz neben mir saß, konnte ich mich umlegen, damit ich meinen Kopf auf seinem Oberschenkel ablegen konnte. Direkt fing er an mir durch die Haare zu kraulen, weswegen ich die Augen schloss.
„Was machst du da?", fragte ich irritiert, da es sich komisch anfühlte, was er mit meinen Haaren machte. „Flechten, so lange wie die sind", lachte Austin. „Macht es spaß?", erkundigte ich mich belustigt. „Auf jeden Fall", schnaubte er belustigt.
Als ich meine Augen öffnete, merkte ich, dass Austin sehr konzentriert bei seiner Arbeit war. Kurz musste ich schmunzeln, aber das schien er gar nicht zu bemerken. Vorsichtig legte ich meine Hand an seinen Kiefer, wobei ich seine Arme weg schob. Direkt trafen seine Augen auf meine.
„Wusstest du, dass dir dieser drei Tage Bart steht?", fragte ich nach. „Nein, aber aus deinem Mund hört sich dieses Kompliment sehr schön an", lächelte Austin zu mir hinab.
Wahrscheinlich machte ich schon wieder einer Tomate Konkurrenz, zumindest fühlten sich meine Wangen so warm an. Meine Hand, die noch an seinem Kiefer verweilte, ließ ich in seinen Nacken wandern. Langsam, aber verlangend zog ich seinen Kopf zu mir runter. Bevor sich unsere Lippen trafen, ließ ich uns in dieser Position verweilen. Ich spürte Austins Atem an meiner Haut, bevor er die letzte Millimeter zwischen uns überbrückte.
Dieser Kuss fühlte sich noch intensiver an als der letzte. Es lag mehr verlangen drin. Keine Angst. Ein wenig mehr Leidenschaft. Austin zog mich ein wenig höher, wobei ich ihm entgegen kam, indem ich mich neben seinen Beinen abstützte. Nach kurzer Zeit saß ich auf seinem Schoß. Auf einmal löste sich Austin von mir und blickte Richtung Zimmertür.
„Haustür", erläuterte Austin mir.
Verstehend nickte ich, wobei ich sein gutes Gehör bewunderte. Kurz erinnerte ich mich an die erste Begegnung, wo Riley nach Austin gerufen hatte. Schmunzelnd überlegte ich, wie sein Gehör bei so einem lauten Organ noch so gut sein konnte. Lange konnte ich nicht darüber nachdenken, denn ohne ein Klopfen öffnete sich Austins Zimmertür.
„Störe ich? Nein? Super", setzte Riley sich zu uns. „Du bist mit Ruby zusammen", stellte Austin fest. „Ach, du weisst es schon. Aber was ist das zwischen euch?", deutete Riley zwischen uns her, da ich noch immer auf Austin saß. „Nichts", antwortete Austin.
Nichts. Autsch. Dann war die Frage wohl geklärt. Ohne mir etwas anmerken zu lassen, setzte ich mich neben Austin. Riley schenkte mir einen mitleidigen Blick, aber ich reagierte nicht darauf.
„Habt ihr nur zusammen gegessen oder noch etwas andere gemacht?", fragte ich nach, da ich nicht weiter über Austin und mich reden wollte. „Wir waren noch ein wenig spazieren. Haben uns in den Park gesetzt und da hat sie mich dann geküsst. Es hat sich so richtig angefühlt, wodurch ich sie dann gefragt habe", berichtete Riley.
So richtig. Der Kuss zwischen Austin und mir hatte sich auch so angefühlt, aber schien es nicht zu sein. Kaum auffällig schüttelte ich meinen Kopf über diesen Gedanken. Kurz schaute ich auf mein Handy.
„Ich muss weg", flüchtete ich.
Ich verabschiedete mich unten nur kurz von Lina, bevor ich dann verschwand. Zu Hause lief ich direkt in mein Zimmer. Mein Blick fiel direkt auf mein Notizbuch, da es wieder wo anders lag. Verwirrt hebte ich es vom Fußboden auf.
Mittlerweile bekam ich richtig Angst, wodurch anfing die Seiten herauszureißen. Die zerkleinerten Fetzen, rieselten in meinen Mülleimer. Noch immer wusste ich nicht, wie es überhaupt abhanden gekommen war. Ich konnte nur hoffen, dass niemand diese Informationen für irgendwas nutzte.
Erneut schaute ich auf die Uhr, da ich einen anderen Plan hatte. Unter meinem Bett zog ich meine Sporttasche hervor, damit ich diese mit meinem Sportzeug befüllen konnte. Ich hatte beschlossen, dass ich wieder mit Lacrosse anfangen würde, da ich meine Gefühle rauslassen musste.
—
„Coach, bitte", flehte ich. „Nein, Dylan. Du musst mir frühzeitig Bescheid geben, wenn du wieder ins Team willst", versuchte er mir klarzumachen.
Hilfesuchend schaute ich mich um. Es war die letzte Person, die ich ansprechen würde, aber es schien mir nichts anderes übrig zu bleiben. Fast schon verzweifelt rief ich nach Logan, der direkt angeeilt kam.
„Bist du wieder dabei?", fragte Logan. „Frag das Mal den Coach", deutete ich auf den älteren Mann neben mir. „Wehe Sie sagen jetzt nein", zog Logan seine Augenbrauen hoch. „Nächste Training, aber du kannst gerne zuschauen", lächelte der Coach mir entgegen.
Das war wohl besser als nichts. Ich war trotzdem ein bisschen genervt, aber ließ mich dann auf der Sitzbank nieder. Mein Handy vibrierte, wodurch ich dieses hervorholte.
Austin
Es tut mir leid
Es war nicht so gemeint
Man, ich war überfordert
~~~
Ich antwortete nicht, denn es rechtfertigte mir nicht sein Verhalten. Seufzend steckte ich mein Handy weg. Gespannt beobachtete ich das Training. Es gab keinen neuen Spieler, wodurch ich noch weniger verstand, warum ich dann nicht mit trainieren durfte.
„Warum bist du nicht auf dem Feld?", wollte Evelyn wissen, die sich neben mich gesetzt hatte. „Hat Logan es dir nicht erzählt?", hakte ich nach.
Nach einem Nicken ihrerseits, erzählte ich ihr, warum ich nicht auf dem Feld war. Ich hatte zwar das Gefühl, dass es sie nicht interessierte, aber redete weiter.
Evelyn berichtete wie mir wie es mit meinem Bruder lief. Innerlich hatte ich mir schon zehn Mal gegen die Stirn geschlagen, denn Calvin vermasselte wirklich alles. Auf der anderen Seite machte Evelyn das alles ohne Probleme mit, wodurch ich darauf deutete, dass sie etwas für ihn empfinden könnte. Für Calvin würde mich das natürlich freuen, da er so lange gebraucht hatte.
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Der Verrat in Person
Novela JuvenilDylan Wheeler, die Vertrauensperson seiner Freundesgruppe. Seit eh und je schreibt er jegliches Geheimnis oder witziges Detail, das nicht jeder weiß, in ein Notizbuch. Das Notizbuch ist sein Heiligtum, welches niemals an die Öffentlichkeit kommen da...