#47 Ein Date

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Austin

Ich konnte mich vor Lachen nicht mehr halten, als Dylan von dem Flamingo runter fiel. Wenige Sekunden später tauchte er fluchend wieder auf, wobei er mir einen bösen Blick zu warf. Mir war schon am Anfang klar gewesen, dass das keine gute Idee sein konnte. Kurz zeigte er mir seinen schönsten Finger, bevor er sich aus dem Pool hievte.

„Du bist nass", stellte ich dämlich fest. „Arschloch", murrte Dylan, als er sich auf den Rasen neben mich legte. „Du bist niedlich", lächelte ich. „Immer doch", kuschelte er sich an mich.

Das war dann wohl die Rache dafür, dass ich ihn komplett nass umarmt hatte. Mich störte es nicht, solange er sich dabei wohl fühlte.

„Ich will hier draußen schlafen", murmelte Dylan gegen meine Brust. „Es ist zu kalt", stellte ich fest. „Mir egal, du bist warm", kuschelte er sich noch näher an mich.

Anscheinend hatte ich keine Chance ihn davon abzuhalten. Mein Plan war es zu warten, bis er eingeschlafen war, um ihn in sein Bett zu tragen.

„Du musst dich umziehen", meinte ich.

Als keine Antwort kam, schaute ich verwundert zu ihm. Er war tatsächlich in kürzester Zeit eingeschlafen, was wahrscheinlich am Alkohol lag. Kurz genoss ich den Moment noch, aber hob Dylan dann hoch.

Die nassen Haare klebten ihm in der Stirn, während seine Lippen schon leicht blau waren. Er musste dringend aus den Klamotten raus.

Behutsam legte ich Dylan auf sein Bett ab, wo ich ihn kurz betrachte. Friedlich war er am schlummern, obwohl ihm eiskalt sein musste. Vorsichtig zog ich ihm sein Oberteil aus, was sich als nicht allzu leicht herausstellte. Bei der Hose lief es schließlich besser.

„Scheiße", wisperte ich.

Ich konnte Dylan schlecht die Boxershorts ausziehen. Zweifelnd stand ich am Bettrand, wo ich nicht wusste, wie ich am besten vorgehen sollte. Er sollte kein falsches Bild von mir haben, nachdem was er mir über seinen Ex erzählt hatte. Schließlich entschied ich mich dazu, dass ich ihm nur die Decke über schmiss. Kurz überlegte ich, ob ich gehen sollte, aber dann erinnerte ich mich an das letzte Mal, als er betrunken war.

Von dem sanften Gefühl, welches Dylan mit seinen Lippen an meinem Hals auslöste, wurde ich wach. Leise gab ich ein zufriedenes Geräusch von mir, was ihn kurz zum kichern brachte.

„Guten Morgen Schlafmütze", grinste Dylan mich an, als ich die Augen öffnete.

Irritiert blinzelte ich. Kurz dachte ich, dass ich der betrunkene gewesen wäre. Dylan schien sehr gute Laune zu haben.

„Wie viel Uhr haben wir?", erkundigte ich mich. „Kurz nach zwölf", lächelte er. „Warum hast du mich nicht früher geweckt?", fragte ich. „Weil du so niedlich aussahst, Sweetheart", kratzte er sich unschuldig am Hinterkopf.

Diese Aussage löste aus, dass ich ihn grinsend auf mich zog. Kurz japste Dylan erschrocken auf. Vorsichtig ließ ich meine Fingerspitzen über seinen nackten Oberkörper fahren.

„Ein roter Fleck auf einer leeren Leinwand", säuselte Dylan, wodurch ich mir an den Hals fasste. „Du hast doch nicht etwa?", seufzte ich, aber er nickte stolz.

Gott, dieser Junge. Schmunzelnd streichelte ich ihm durch die Haare, wobei er seine Wange auf meine Brust ablegte. Ich konnte meine Finger einfach nicht von ihm lassen. Verträumt flechtete ich aus einzelnen Strähnen zu kleinen Zöpfen.

„Wie geht es dir nach gestern?", erkundigte ich mich. „Gut. Mir ist nur schlecht", murmelte Dylan. „Dann solltest du etwas essen", riet ich ihm. „Lass in die Stadt", stützte er sich auf einmal neben mir hoch.

Ich musste auflachen, denn er sagte das mit so einer kindlichen Begeisterung. Ohne auf eine Antwort zu warten, stand er auf und zog sich an. Wie immer war sein Outfit sehr schlicht gehalten. Wenn es etwas dunkleres als schwarz geben würde, würde er wahrscheinlich nur in der Farbe herum laufen. Leicht widerwillig quälte ich mich ebenfalls aus dem Bett.

Enthusiastisch zog der braunhaarige mich hinter sich her. Dylan wollte unbedingt eine Pizza essen gehen, anstatt eine in den Ofen zu schieben. Wäre wohl zu einfach gewesen. In einem kleinem Imbiss setzten wir uns gemeinsam an einen zweier Tisch, welcher sich in einer Ecke befand. Es brauchte nicht lange, bis ein Kellner unsere Bestellung entgegen nahm.

„Ich hoffe, dass du mir nicht wegen dem Knutschfleck böse bist", schaute Dylan mich schuldbewusst an. „Ist in Ordnung", lächelte ich. „Du sahst nicht sonderlich begeistert aus", meinte er. „Ich mache lieber welche als welche zu haben", gab ich zu. „War das etwa ein Angebot?", grinste er verspielt.

Wenn Dylan manchmal wüsste, was ich dachte, hätte er bestimmt schon den Kontakt zu mir abgebrochen. Ich beobachtete ganz genau, wie er sich wieder auf die Unterlippe biss.

Mittlerweile hatte ich das schon öfter beobachtet, wenn ihm etwas peinlich war oder er nervös wurde. Ohne nachzudenken, legte ich meine Daumen auf seine Unterlippe, damit ich ihm diese von seinen Zähnen entziehen konnte.

„Die Pizza wird besser schmecken als deine Lippe", lächelte ich. „Du hast meine Frage nicht beantwortet", stellte Dylan mit dem gleichen verspielten Grinsen fest. „Möchtest du etwa einen?", fragte ich, was schon eher einem hauchen der Worte glich. „Das war gemein", lachte er.

Mit der Rückfrage hatte Dylan wohl nicht gerechnet. Nicht nur er konnte dieses Spielchen spielen. Wer es gewinnen würde, war die andere Frage. Als unsere Pizzen auf den Tisch gestellt wurden, fiel Dylan wie ein Tier über seine. Fettiges Essen bewirkte, nachdem man Alkohol getrunken hatte, große Wunder.

Während ich meine Pizza ebenfalls aß, musste ich über uns beide nachdenken. Wir verhielten uns wie in einer Beziehung, aber waren es nicht. Wir unternahmen etwas zusammen, aber ein Date hatten wir auch noch nicht. Mein Wunsch war es, dass aus uns etwas wurde. Seine letzte Beziehung schien kein Hindernis mehr für mich zu sein.

„Ich möchte dich auf ein Date einladen", platzte es aus mir heraus. „Was?", fragte Dylan mit vollem Mund geschockt, während er das Stück Pizza fallen ließ. „Ein Date", wiederholte ich knapp. „Mit mir?", deutete er ungläubig auf sich. „Ja, du Idiot", grinste ich.

Ich wusste nicht, wie ich Dylans Gesichtsausdruck deuten sollte. Überrascht, glücklich, aber auch überfordert. Er schien nicht genau zu wissen, was er antworten sollte. Genau so wenig wusste ich, wie ein Date wirklich funktionierte. Was genau man machte. Mit Grace hatte ich so etwas nie. Es war unkompliziert zwischen uns.

„Dann gehen wir auf ein Date", sagte Dylan schließlich zu. „Super", freute ich mich. „Wann?", fragte er, während er wieder nach seinem Stück Pizza griff. „Samstag", entschied ich, was er abnickte.

Nun hatte ich drei Tage Zeit, um mir etwas zu überlegen. Ich brauchte ganz dringend Hilfe von Riley, denn sonst würde es in einer Katastrophe enden. Ruby konnte ich nämlich schlecht fragen, denn sie war noch sauer auf Dylan. Den Plan wollten wir nämlich erst am Sonntag durchführen. Es durfte nichts schief gehen.

Der Verrat in PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt