Austin
Ich konnte es selber kaum fassen, als ich kurz vor den Tränen die Wand in Dylans Zimmer herunter glitt. Mir reichte es schon, dass Dad mir Hausarrest gegeben hatte, aber seine Sprüche machten es nicht besser. Man konnte mir wahrscheinlich kaum glauben, wie froh ich war, als Dylan mich vom Gartentisch weggeholt hatte. Mir war sofort klar, was das werden sollte, als er mich ansprach.
Erneut fragte Dylan mich was los sei. Ich war hin und gerissen, ob ich es erzählen sollte. Es fühlte sich so an, als ob es nicht anders kommen konnte, als die ersten Tränen anfingen mein Gesicht zu fluten.
„Es liegt an deinem Vater oder?", traf Dylan genau ins schwarze, wodurch ich ihn anschaute. „Du wolltest wissen, warum ich Hausarrest habe. Ich war gestern nicht schwimmen, obwohl er es wollte", erklärte ich.
Dylan schaute mich verwundert an, bevor er aufstand, damit er sich neben mich setzen konnte. Vorsichtig legte er einen Arm um meine Schulter, wodurch ich sofort meinen Kopf gegen ihn lehnte. Ich hatte ihm noch nicht Mal alles erzählt, aber ich fühlte mich ein Stück leichter.
Vorsichtig glitt mein Blick zur Uhr, da ich nicht allzu lange so sitzen bleiben würde. Leider konnte ich mir schon vorstellen, wie Dad reagieren würde, wenn wir wieder zuhause wären.
„Lass uns wieder runter gehen", wischte ich mir die letzten Tränen weg, während ich aufstand. „Ungerne, aber deine Entscheidung", folgte Dylan mir.
Am liebsten wäre ich noch Stunden so sitzen geblieben, aber es ging leider nicht. Zusätzlich wollte ich Dylan nicht zu große Sorgen bereiten, wenn es nicht dafür schon zu spät war.
Ohne mir etwas anmerken zu lassen, setzte ich mich zurück auf meinen Platz am Gartentisch. Dad musterte mich von der Seite. Ich erwartete jeden Moment einen Spruch, aber es kam keiner. Es blieb Still von seiner Seite aus, denn ich sollte recht behalten. Erst zuhause traute er sich wieder etwas zu sagen.
„Ich habe dir gesagt, dass du dich von dem Jungen fern halten sollst. Du sollst dich konzentrieren. Was machst du? Du verlässt mit ihm zusammen den Tisch", schrie er mich in meinem Zimmer an.
Man konnte sagen, dass ich in meinem Kopf auf Durchzug stellte, denn ich versuchte meinen Vater so gut wie möglich zu überhören. Zwischendurch bejahte ich nur oder nickte an den richtigen Stelle. Ich kannte Dads Blick, wenn er eine Bestätigung erwartete. In meinen Gedanken war ich noch bei Dylan, wie er besorgt anschaute und versuchte für mich da zu sein.
Vielleicht hätte ich wirklich mit ihm reden sollen, aber meine Sorge, dass es noch schlimmer werden würde, siegte in dem Moment. Ich wollte nicht, dass Dylan falsch von mir dachte.
„Hörst du mir überhaupt zu?", fragte Dad gereizt. „Klar", log ich. „Gut, dann wird das hoffentlich ab jetzt funktionieren", mit diesen Worten verließ Dad mein Zimmer.
Leise schlich ich an meine Tür, damit ich die sich entfernende Schritte hörte. Als ich mir sicher war, dass Dad nicht mehr im Flur war, lief ich zu meinem Schreibtisch. Eigentlich wollte ich mich nicht auf das kindische Niveau hinab lassen, aber ich riss einen Zettel aus meinem Block. Dad hatte mitbekommen, dass ich mit Dylan übers Fenster gesprochen hatte, wodurch er am Vormittag schon richtig sauer war.
Ich komme später zu dir
Am liebsten hätte ich mich keine Sekunde länger im Haus aufgehalten, aber noch konnte ich mich schlecht raus schleichen. Zu meinem übel musste ich warten, bis es dunkel ist.
Als ich ein Klopfen an meiner Tür wahrnahm, zog ich schnell meine Vorhänge zu. Riley öffnete langsam meine Tür, damit sie ihren Kopf reinstecken konnte. Ihr Blick war mitleidig, aber das war das letzte, was ich haben wollte, wodurch ich ihr zulächelte.
„Hast du Mal mit Dylan gesprochen?", fragte Riley, als sie sich auf die Kante meines Bettes setzte. „Nein, aber ich werde später rüber gehen", erzählte ich ihr, damit sie sich keine Sorgen machte. „Du machst dir noch mehr Stress mit Dad", wies sie mich hin. „Ich weiß", seufzte ich.
Mir war es schon fast egal, was ich mir für weiteren Ärger mit Dad einhandelte. Viel schlimmer konnte es nicht mehr werden. Auf einmal nahm mich Riley in den Arm, da sie merkte, dass ich mit meinen Gedanken alles andere als anwesend war. Vorsichtig nahm sie mein Gesicht in ihre Hände, wobei sie mich eindringlich anschaute.
„Manchmal glaub ich, dass ich die ältere von uns beiden bin", meinte Riley mit einem verspielten Grinsen. „Was möchtest du mir jetzt damit sagen?", zog ich meine Augenbrauen hoch. „Deine Impulsiven Entscheidungen werden dich irgendwann noch in richtige Probleme bringen", erklärte sie mir. „Nur weil du über alles zehn Mal nachdenkst", warf ich ihr vor.
Zum Glück nahm sie es sich nicht zu sehr zu Herzen, denn sie schüttelte lächelnd mit ihrem Kopf. Vom Denken her waren wir in vielen Hinsichten so unterschiedlich. Ich ließ meinen Kopf nach vorne fallen, da mir die Welt wieder so unfair vorkam. Riley nahm erneut meinen Gesicht zwischen ihre Hände, damit ich wieder gezwungen war sie anzusehen.
„Mach was du für richtig hältst, ich stehe hinter dir", sagte Riley mit einem Lächeln. „Wie läuft es eigentlich mit Ruby?", lenkte ich offensichtlich vom Thema ab. „Sehr gut. Wir haben uns für Morgen zum Essen verabredet", erzählte sie mir freudig. „Ihr würdet gut zusammen passen, kleiner Engel", strich ich ihr durch die Haare.
Sofort färbten sich ihre Wangen in ein Rosa. Ein Lächeln, welches ihr fast bis zu den Ohren ging, legte sich auf ihre Lippen. Riley hatte noch nie zugegeben, dass sie auch auf Frauen stand, aber ich hatte schon länger die Vermutung. Bei Ruby hatte es sich mir bestätigt, da meine Schwester so glücklich und offen in ihrer Anwesenheit war.
„Ich schaue Mal, ob Mom und Dad schon schlafen", stand Riley von meinem Bett auf.
Ich hatte gar nicht auf die Zeit geachtete, aber es war draußen schon dunkel. Nach kurzer Zeit kam Riley wieder, um mir zu sagen, dass die Luft rein war. Sofort bedankte ich mich bei ihr, bevor ich leise die Treppe hinab stieg. Kurz riskierte ich einen Blick um die Ecke, aber da war zum Glück niemand. So leise wie möglich öffnete ich die Haustür.
Draußen überkam mich direkt eine Gänsehaut, da sich die Angst in mir breit machte. Meine Augen hielten sich an einem Licht, welches aus der Küche der Wheelers kam, fest.
„Hey", sagte ich ruhig, als ich Dylan und Casper am Tisch draußen entdeckte. „Was machst du denn hier?", fragte Dylan verwundert. „Bisschen frische Luft", sagte ich. „Setz dich zu uns", forderte Casper, was ich sofort tat. „Auch ein Bier?", wollte Dylan wissen, weswegen ich nickte. „Siehst ziemlich scheiße aus", fiel Casper auf, als Dylan nach drinnen verschwunden war.
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich ihn an. Zu meiner Verwunderung fiel mir auf, dass Casper selber nichts zu trinken hatte. Bis jetzt hatte ich immer mitbekommen, dass er ziemlich viel und ohne Ziel so wie Maß trank. Es schien auch keinen wirklich zu stören, wodurch ich vermutete, dass das schon eine längere Zeit so gehen musste.
Dylan kam dann auch zum Glück mit meinem Bier wieder, welches ich dankend entgegen nahm. Dad wollte zwar nicht, dass ich trank, aber in dem Moment konnte er wohl nichts daran ändern. Seiner Meinung nach würde ich dadurch meine Ausdauer beim Schwimmen verlieren.
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Der Verrat in Person
Teen FictionDylan Wheeler, die Vertrauensperson seiner Freundesgruppe. Seit eh und je schreibt er jegliches Geheimnis oder witziges Detail, das nicht jeder weiß, in ein Notizbuch. Das Notizbuch ist sein Heiligtum, welches niemals an die Öffentlichkeit kommen da...