#4 Beziehung

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Austin

Zweifelnd schaute ich Mom an, als sie meiner Schwester, Riley, und mir erzählte, dass unsere Nachbarn uns zum Grillen eingeladen haben. Reichte der Kuchen etwa nicht?

„Du hast doch eh nichts besseres zu tun", kommentierte Mom meinen Blick. „Zocken würde sich schon besser anhören", meinte ich. „Nein, du kommst mit", widersprach sie mir.

Eigene Entscheidungen waren wohl nicht mehr erlaubt. Riley schlug mir verspielt gegen die Schulter, wodurch ich sie ebenfalls so zweifelnd ansah. Wenn ich mich bei ihrem Blick nicht täuschte, würde ich behaupten, dass sie diesen Dylan heiß fand. Recht geben würde ich ihr zumindest in dem Punkt, aber das musste wohl keiner wissen.

„Wenn du noch unbedingt an der Konsole hängen möchtest, kannst du hoch gehen", sprach Mom mich an.

Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen, wodurch ich hoch lief. Als ich aus meinem Fester blickte, merkte ich, dass ich eine gute Sicht auf Dylans Zimmer hatte. Woher ich wusste, dass es seins war? Ich könnte jetzt sagen, dass es mein Bachgefühl wäre, aber nein, ich sah ihn hektisch umher laufen. Keine Ahnung, wie lange ich ihn dabei beobachtete, aber auf einmal hing ein Zettel an seinem Fenster.

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Nett. Ich hätte auch ein Zettel an mein Fenster kleben können, aber auf dieses kindische Verhalten wollte ich mich nicht hinab geben. Seufzend schmiss ich mich auf mein Bett, da mir die Lust aufs zocken vergangen war. Das Klingeln meines Handys ertönte, wodurch ich auf das Display schaute. Grace. Wir waren schon länger in einer Beziehung, aber Gefühle hatte ich schon lange nicht mehr. Mit ihr Schluss zu machen traute ich mich auch nicht.

„Hey, mein Schatz", nahm ich den Videoanruf an. „Hey", kam es traurig von ihr. „Was ist los?", wollte ich wissen.

Trotz der schlechten Videoqualität erkannte ich, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Ich hatte keine Lust auf das große Drama, wodurch ich sie erneut aufforderte zu reden. Anstatt mir den Gefallen zu tun, fing sie an zu schluchzen. Normalerweise würde ich das Handy zur Seite legen, aber das funktionierte durch das Video nicht.

„Grace, bitte. Ich habe nicht ewig Zeit", bat ich sie zu reden. „Ich habe nachgedacht. Die Kilometer zwischen uns sind zu viel. Ich denke, dass es keinen Sinn mehr zwischen uns macht, obwohl ich dich liebe", meinte Grace schließlich, während immer wieder Schluchzer ertönten. „Ok", gab ich unbeeindruckt von mir.

Anscheinend hatte Grace mit einer anderen Reaktion gerechnet, denn sie legte auf. Eine Sorge weniger, dachte ich mir. Als ein Klopfen an meiner Tür ertönte, bat ich die Person herein. Meine Schwester schmiss sich zu mir ins Bett, wobei sie halb auf mir landete.

„Schöne Aussicht hast du hier", merkte Riley, als sie zum Fenster schaute. „Ist inordnung", meinte ich. „Du nennst diesen halbnackten Typen nur inordnung? Wer bist du und was hast du mit meinem Bruder gemacht?", fragte sie entgeistert.

Ich hob meinen Kopf, damit ich auch zum Fenster schauen konnte, aber da war nichts. Noch immer dieser dämliche Zettel. Grinsend betrachtete Riley mich, wodurch ich anfing sie zu kitzeln. Das Gemisch ihres Lachens und Schreien musste dem eines Mordes ähneln.

„Austin", schrie Riley schon unter Tränen vom Lachen. „Möchtest du dich entschuldigen?", hörte ich auf. „Niemals", lächelte sie mir frech entgegen, wodurch ich sie weiter kitzelte.

Riley war die einzige Person, die wusste, dass ich bisexuell war, wodurch sie solche Situationen gerne Mal ausnutzte. Nach drei weiteren Minuten und einer Entschuldigung hörte ich schließlich auf sie zu kitzeln.

„Ratte", warf ich ihr an den Kopf. „Das sagt gerade der große Austin, der es noch nichtmal hinbekommt mit diesem komischen Weib Schluss zumachen, obwohl er keine Gefühle mehr hat", konterte Riley. „Das hat sie so eben erledigt", offenbarte ich ihr. „Endlich", seufzte Riley, wobei sie sich erschöpft in meine Kissen fallen ließ. „Was möchtest du Minion überhaupt hier?", wollte ich wissen. „Dich nerven", zuckte sie mit den Schultern.

Typisch. Wofür waren Geschwister sonst zu gebrauchen? Naja, ich war wahrscheinlich nicht besser, als mein Ex Freund sich von mir getrennt hatte. Laut Riley hatte ich mich wie ein Mädchen, das ihre Periode hatte, benommen. Im Grunde war sie nur beleidigt, dass ich ihr das ganze Eis weggegessen hatte.

„Aber ich sage es dir, Grace hat dich hundertprozentig mit Devin betrogen", setzte Riley sich wieder aufrecht, wobei sie mich wissend anschaute. „Ich weiß. Habe die beiden in der Sporthalle erwischt. War mir dann aber auch egal, weil ich eh keine Gefühle mehr hatte", meinte ich. „Manchmal bist du auch so ein eiskaltes Arschloch", warf sie mir ein Kissen entgegen.

Als eiskalt würde ich es nicht bezeichnen. Warum sollte ich nur etwas hinterher trauern, was schon kaputt war. Mir war zu dem Zeitpunkt schon bewusst, dass die Beziehung nicht mehr lange halten würde. Ich wollte nur nicht mein persönliches Todesurteil unterschreiben. Grace Bruder hatte mir nämlich am Anfang der Beziehung gedroht mich kalt zu machen, wenn ich die Beziehung beende.

„Austin", riss Riley mich wieder aus meinen Gedanken, wodurch ich sie aufmerksam anschaute. „Ich brauche deine Hilfe", sagte sie mit einem Schmollmund. „Wobei?", wollte ich wissen. „Outfit", gab sie nur kurz und knapp von sich.

Seufzend stand ich auf, denn ich wusste, dass ich nichts dagegen sagen konnte. Sie fragte mich nur, wenn sie vollkommen verzweifelt war. Meiner Meinung nach hätte Riley ihr Outfit so lassen können, aber wenn ich das gesagt hätte, wäre ich wahrscheinlich ein Kopf kleiner.

„Was gibt es zur Auswahl? Denk dran, es sind nur die Nachbarn", erinnerte ich sie nochmal.

Da sie kein Problem damit hatte sich vor mir umzuziehen, fing sie an sich die erste Option anzuziehen. Es war ein einfaches schwarzes Kleid ohne Träger, welches ihr gut stand. Das Kleid betonte ihre leichten Kurven. Option zwei war ein schwarzes Jeans Rock. Dazu noch ein ausgewaschenes Shirt, welches großflächig Schwarz-Rot kariert war.

„Wenn du einen trägerlosen BH besitzen würdest, würde ich sagen das Kleid. Leider besitzt du so etwas nicht. Also nimm das was du jetzt anhast", entschied ich mich. „Ich liebe es, wenn du so ehrlich bist", lächelte Riley mich dankend an.

Riley hatte meine Entscheidung bezüglich Kleidung noch nie angezweifelt. Meist wusste ich aber auch, was sie lieber anziehen wollte und dafür nur nochmal eine Bestätigung wollte. Bei dem Kleid war mir bewusst, dass sie sich nicht lange darin wohl fühlen würde. Sie trug gerne weite Sachen, da sie ihre Figur nicht sonderlich mochte. Verständnis hatte ich dafür nicht wirklich, aber ich hatte irgendwann aufgehört auf sie einzureden.

Der Verrat in PersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt