Kapitel 8

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Kevin stellte uns Rudi vor, er arbeitete in dieser Escape-Halle und erklärte jeder Gruppe die Thematik ihres Raumes. Wir hatten Raum Nummer 5 und waren nun an der Reihe.
„Herzlich Willkommen im alten Ägypten", begann Rudi seine Einführung, „eine Legende besagt, das Pharao Tutanchamun den wohl größten Schatz der Geschichte in seiner Grabkammer besitzt. Doch niemand hat es bisher geschafft, seine Grabkammer zu öffnen und die die es geschafft haben, wurden danach nie wieder gesehen", Rudi änderte seine Tonlage im letzten Satz, was mich leicht lächeln ließ. Er war in mitten der Geschichte.
„Ihr seid die nächsten Mutigen, die das Abenteuer wagen. Wir zählen auf euch, dass ihr es schafft, den Schatz unters Volk zu bringen! Wir wünschen euch viel Erfolg!" Dann öffnete er die Tür, wir gingen in den dunklen Raum und nachdem die Tür wieder geschlossen war, ging das Licht an. Es war eine Sandlandschaft mit einem kleinen Zelt auf der einen Seite und einer großen, geschlossenen Pyramide auf der anderen.
„Okay, die Zeit läuft. Wir müssen gucken, wie wir da rein kommen", sagte Hans und deutete auf die Pyramide. Mathias und ich suchten im Zelt, Lasse und Hans sahen sich die weitere Umgebung an. Im Zelt lagen viele Bücher und Pergamentpapiere.
„Ach scheiße...", murmelte Mathias, „das ist alles deutsch..."
„Zeig mal her!", sagte ich. Das Pergament zeigte mehrere Zeichen, die sich auf den Büchern widerspiegelten.
„Ist bestimmt eine Reihenfolge!", sagte er und ich nickte. Wir stellten die Bücher in die Reihenfolge, die das Pergament vorgab. Dann blätterte ich das erste Buch durch. Mathias rückte nah an mich heran, um mit hineinzuschauen. Scheinbar traute er es sich nicht zu, deutsche Sprache lesen zu können.
„Hier muss doch irgendwas markiert sein...", murmelte ich, aber es passierte nichts.
Wir nahmen die Bücher und gingen raus aus dem Zelt. Bestimmt hatten Lasse und Hans einen weiteren Hinweis gefunden. Und tatsächlich kam Lasse mit einer Taschenlampe auf uns zu. Wir leuchteten damit auf die Bücher, vielleicht war nun eine Schrift sichtbar. Aber so war es nicht.
„Hä?", reagierte Lasse auf den Fehltritt. Er verschränkte die Arme und flackerte mit der Taschenlampe hin und her.
„Stop!", rief Hans. Er griff in Lasses Arm und leuchtete die Wand an.
„14/2; 145/9; 67/3; 240/1", las Hans vor. Mathias griff das erste Buch,  schlug Seite 14 auf und zeigte auf das zweite Wort.
„Ihr", las ich vor. Derweil hatte Hans das zweite und Lasse das dritte Wort.
„Götter", sagte Hans.
„Der", fügte Lasse hinzu. Ich blätterte im letzten Buch: „Sonne."
„Ihr Götter der Sonne? Und weiter?", fragte Mathias.
„Suchen wir eine Sonne...", beschloss Hans.
„Hier!", rief Lasse und strahlte ein weiteres Mal an die Wand auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes.
„Gewä - gewähret", stammelte er, als er die Worte unterhalb des Sonnensymbols las.
„Gewähret uns Eintritt", half Hans ihm.
„Keine Ahnung was das heißt!", zuckte Lasse mit den Schultern. Hans stellte sich vor die Pyramide.
„Funktioniert das Ding jetzt mit Spracherkennung?", fragte ich.
„Ihr Götter der Sonne, gewähret uns Eintritt", sagte Hans laut. Der Eingang der Pyramide leuchtete, dann fiel die Holzplatte davor plötzlich einfach um. Ich erschrak und sprang hinter Mathias, der vor mir stand. Das brachte die Jungs zum Lachen.
„Das ist nur ein Spiel!", sagte Lasse amüsiert.
„Ich mag es nicht erschreckt zu werden!", widersprach ich. Die Pyramide war komplett dunkel. Wir schnappten uns die Rucksäcke aus dem Zelt, um den Schatz transportieren zu können. Lasse ging mit der Taschenlampe voraus. Als wir alle in der Pyramide standen, fiel hinter uns eine weitere Holzplatte in die Tür. Es war nun stockdunkel. Hans klopfte an der Platte.
„Okay, da geht's wohl nichtmehr raus heute...", stellte er fest. Es ertönten schrille Geräusche, irgendwie eine unheimliche Atmosphäre und in jeder Sekunde hatte ich Angst erschreckt zu werden. Lasse leuchtete die Wände ab und wir gingen ihm erstmal wie im Entenmarsch hinterher. Dann ertönten wieder Schreie per Band. Ja, ich wusste dass es nur ein Band war. Und trotzdem erschreckte es mich. Mathias griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.
„Komm, das geht schon!", sagte er und ich konnte mir vorstellen, dass er lächelte. Meine Bauch kribbelte und ich folgte ihm weiter in diese Art Höhle hinein. Lasse leuchtete weitere Zeichen an der Wand an, mit deren Hilfe wir schließlich eine Truhe öffnen konnten. In dieser Truhe befanden sich weitere Schlüssel zu noch unbekannten Türen.
„Ich dachte die hatten damals noch keine Schlüssel...", warf Hans ein. Wir teilten uns auf und tasteten den Rest der Wand am. Irgendwo musste ja ein Schloss sein. Und tatsächlich fand Mathias eins.
„Leute schnell, wir sind zu langsam!", motivierte Lasse uns nochmal. Er probierte alle Schlüssel durch. Der zweitletzte am Bund war schließlich der Richtige. Eine weitere Kammer öffnete sich. Darin hatten wir zum Glück wieder etwas Licht Es war eine ganz kleine Kammer, in die wir gerade so zu viert reinpassten.
„Oh deutsch - Malia!", rief Mathias mich nach vorne. Eine Stück Pergament klebte an der Wand.
„Und kommt zurück das Licht der Erde,
nur der Pharao die Türe öffnen werde,
um seine Gaben und Opfer zugleich
zu tragen mit sich in sein Hinmelreich", las ich vor.
„Hat das jemand verstanden?", fragte Mathias.
„Nichtmal ich hab's verstanden...", gestand ich. Ich las nochmal.
„Also nur der Pharao kann eine Tür öffnen. Aber warum?", fragte Hans.
„Weil die Tür nur von innen aufgeht!", antwortete Lasse nach einer Zeit.
„Das könnte sein!", stimmte ich ihm zu, „aber wie sollen wir dann weiterkommen?"
Wir gingen zurück in das dunkle Abteil der Pyramide, immer hin hatten wir ja noch ein paar Schlüssel übrig. Als es wieder richtig dunkel wurde, griff Mathias wieder nach meiner Hand. Diesmal selbstverständlicher. Ich hatte mich mittlerweile an die Atmosphäre gewöhnt, aber loslassen wollte ich trotzdem nicht. Wir suchten noch ewig weiter. Nach mehreren Rätseln, die uns aber kein Vorankommen ermöglichten, waren wir irgendwann am Ende unserer Ideen angekommen. Wir hatten die Tür zur Grabkammer gefunden, aber wir kamen eben nicht rein.
„Vielleicht so...", sagte Mathias, kniete sich hin und fing an mit seinen Händen im Sand zu buddeln.
„Du willst dich da drunter durchgraben? Das glaube ich nicht!", sagte Hans und stoppte ihn.
„Da oben!", sagte Lasse. Er leuchtete auf einen Schacht an der Decke der Pyramide. Ungefähr zwei Meter hoch.
„Da kommt man durch!", er stellte sich davor, sprang hoch und versuchte sich hochzuziehen. Mathias löste sich erneut aus meiner Hand und drückte von unten.
„Nein...", sagte Lasse und sprang ab, „da passe ich nicht durch..."
„Dann Malia!", schlug Hans vor.
„Na gut, aber ich bin viel kleiner als ihr, ich komm da nicht hoch..."
„Klar kommst du da hoch!", sagte Lasse. Er kann auf mich zu, bückte sich und legte seine Arme um meine Kniekehle. Dann hob er mich hoch.
„Ahh, Lasse! Lass mich runter!", beschwerte ich mich und hielt mich an seinen Schultern fest.
„Du musst da rein!", sagte er und trug mich zum Schacht. Ich hielt mich oben fest und schaffte es tatsächlich hinein. Lasse gab mir die Schlüssel und die Taschenlampe nach oben. Dann kroch ich in den Schacht.
„Und?", hörte ich Hans rufen.
„Der Schacht wird breiter, da hätte Lasse locker reingepasst!", beschwerte ich mich.
„Sorry!", lachte er. Auf der anderen Seite der Wand neigte sich der Schacht langsam, sodass man sanft wieder am Boden ankam. Dann ging ich die Schlüssel durch und öffnete von innen die Tür.
„Wir haben während dem Warten eine Leiter gefunden!", teilte Lasse lachend mit.
„Ernsthaft?!", lachte ich auch. Auch die Grabkammer war dunkel, aber man sah Silhouetten ganz gut und wenn man nah aneinander stand sogar die Gesichtsausdrücke. Vor uns lagen tausende Goldmünzen. Damit waren wir wohl so gut wie fertig. Mathias und ich füllten den einen Rucksack, Lasse und Hans den anderen. Als wir fertig waren, hörten wir laute Donnerschläge und das Licht blitzte. Vor uns sahen wir den Sarkophag, dessen Augen nun giftgrün leuchteten. Eine dunkle Stimme ertönte.
„Die Ruhe des Pharaos darf nicht gestört werden", sagte sie, dann blitzte es weiter. Wir warteten erstmal ab, was passierte. Der Boden begann zu rütteln, die Vorderseite des Sarges fiel zu Boden und eine in Wickel gelegte Puppe im Sarg erschien.
„Na gut und jetzt?", fragte Hans.
„Ich denke wir müssen das Ding auf Seite schieben...", schlug ich vor. Ich ging zum Sarkophag und berührte die Wickel der Puppe aus Neugier. Dann versuchte ich den Sarg zu schieben. Als Mathias mir gerade helfen wollte, streckte die Puppe ihre Arme nach vorne und setzte sich in Bewegung. Ich erschrak total. Mathias zog mich zur Seite, sodass ich an der Wand stand, und stellte sich davor. Die Mumie ging den Weg aus der Grabkammer hinaus, wo wir hergekommen waren. Ob der Schauspieler da nun wartete, bis wir draußen waren? Auch die Jungs hatten sich erschrocken, Hans und Lasse lachten sofort darüber. Sie schnappten sich die Rücksäcke mit dem Gold. Der Sarkophag hatte ein Schloss an der Rückseite. Mit dem passenden Schlüssel konnten wir somit raus und den Raum beenden. Mathias und ich standen noch immer einfach so da. Ich an die Wand gedrückt, er vor mir. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast. Und wir waren wie eingefroren und sahen uns nur in die Augen.
„Ähm...hallo?! Kommt ihr? Oder sollen wir euch alleine lassen?", grinste Lasse und steckte seinen Kopf nochmal durch die nun offene letzte Tür. Ich blinzelte kurz und wurde etwas rot. Dann ließ Mathias von mir ab und wir folgten den beiden durch die Tür. Draußen wartete Rudi schon auf uns und notierte die Zeit.
„Das hat Spaß gemacht! Ich habe das noch nie gemacht vorher!", erzählte Hans begeistert.
„Wir waren ein gutes Team!", sagte Lasse und klatschte mit allen ein.
„Mal sehen, ob das für den Sieg reicht!", lächelte ich.
„Wenn ihr euch zwischendurch kurz hättet voneinander trennen können, dann hätte es locker gereicht!", lachte Hans.
„Das war Teamwork", grinste Mathias.
„Das war Mathias auf Flirtkurs", berichtigte Hans.
„Teil 2!", ergänzte Lasse.
Mathias schüttelte lachend den Kopf. Ich hielt mich da eher bedeckt. Musste ja auch nicht jeder mitbekommen, denn nach und nach kamen die Teams aus ihren Räumen und versammelten sich bei uns in der Eingangshalle. So auch Bobs Team. Ich wusste, was nun folgen musste: unsere Aussprache. Noch länger werde ich das wohl nicht hinauszögern können...

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Ihr Lieben :)
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen! Ich würde gerne eure Meinung dazu hören! Habt ihr Anregungen oder Kritik?
Mich würde auch sehr interessieren, was ihr denkt wie es weitergeht? :)

Traum und Wirklichkeit (Mathias Gidsel | Füchse Berlin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt