Flashback:
„Jungs, kommt mal zusammen!", rief Axel, der Trainer der ersten Mannschaft.
„Das ist Malia, sie wird uns im Orgateam unterstützen!" Ein schüchternes Lächeln ging in die Runde. Manche sagten Hallo, andere tuschelten.
„Jetzt musst du was sagen!", flüsterte Axel mir ins Ohr.
„Ähm...Hallo...ich freu mich hier zu sein...", murmelte ich mehr in mich rein. Sie waren alle mindesten fünf Jahre alter als ich. Sie waren alle so riesig und strahlten so eine Coolheit und Gelassenheit aus. Das schüchterte mich nur noch mehr ein. Meine kleine Kamera in der Hand wackelte hin und her vor lauter Zittern. Komm schon Malia, reiß dich zusammen. Du bist 14 Jahre alt, du bist kein Kind mehr! Du bist jetzt erwachsen. Du hast eine Aufgabe für Erwachsene. Und bist gerade unter Erwachsenen. Los jetzt! Aber mehr als ein weiteres Lächeln kam nicht über meine Lippen.
„Malia wird sich hauptsächlich um Fotos und die Homepage kümmern und jetzt öfter beim Training dabei sein. Seid nett zu ihr, sie ist jetzt Teil des Teams!", lächelte Axel und nahm mich in den Arm. Es fühlte sich wirklich an, als würde er sich über die Unterstützung freuen. Genau so, wie er zuvor bei unserem Kennenlernen sagte: „Öffentlichkeitsarbeit hilft dem Verein ungemein"
Axel erklärte den Männern die nächste Trainingsaufgabe. Und dann ging es auch schon weiter. Ich stellte mich an die Seite des Trainingsfeldes und machte ein paar Probefotos. Wann immer jemand an mir vorbeiging, versuchte ich ihn anzulächeln. Aber niemand stellte sich mir vor. Naja, da hatte ich wohl zu viel erwartet...
Am nächsten Trainingstag wird es besser laufen. Ich brauchte nur mehr Selbstbewusstsein.
„Hallo!", lächelte ich, als ich die Halle betrat. Wieder keine Antwort. Manche schauten mich an, keiner sagte etwas und die meisten redeten einfach weiter. Nun gut, ich machte einfach weiter meine Fotos für die Homepage. Und mein Selbstbewusstsein war wieder am Tiefpunkt angekommen. Wieso redete denn niemand mit mir? Stinke ich? Ich denke nicht, denn ich gab mir wirklich Mühe mit Haaren und Make-up und Outfit...Irgendwie musste ich ja mithalten. Und wenn ich schon nicht gut genug war, wollte ich wenigstens nicht auch noch aussehen wie der letzte Depp, der ich hier scheinbar werden würde. An sich war die Stimmung in der Mannschaft aber gut. Beim Training wurde viel gelacht. Nur ich war außen vor. Na gut, Tag 2, beim nächsten Mal wird's besser. Da traue ich mich mehr...Natürlich wurde es nicht besser. Ich fragte mich langsam, wieso ich mir das antat. Mein Onkel war hier Vorstandsmitglied, ihm zuliebe hatte ich zugesagt. Und jetzt würde ich eigentlich gerne wieder verschwinden. Aber aufgeben und ihn enttäuschen? Das ging auf gar keinen Fall!
Das erste Heimspiel der Saison rückte näher. Die Halle war recht voll, die Stimmung war ausgelassen. Meine Nervosität war kaum zu beschreiben...Aber immerhin kannte ich hier nun alle Jungs der Mannschaft. Nein, sie hatten sich noch immer nicht vorgestellt. Keiner von ihnen. Und von Training zu Training kam es mir vor, als würde ich noch blöder angeschaut werde. als am ersten Tag. So fühlte man sich also, wenn man absolut Fehl am Platz war. Wieso also kannte ich ihre Namen? Ich lernte sie auswendig anhand des neuen Mannschaftsfotos.
Am Heimspieltag lernte ich gleich mehrere Leute aus dem Orga-Team kennen. Immerhin sie stellten sich bei mir vor, danach war ich aber in gemeinsamen Gesprächen wieder nur außen vor.
Ich war alterstechnisch vielleicht weit von ihnen entfernt, aber konnte man nicht trotzdem mal versuchen mit mir zu sprechen?!
„Du wirst dich bestimmt schnell wohlfühlen", hatte mein Onkel gesagt. Ich brauchte wohl noch Geduld. Vielleicht mussten sie erst sehen, dass ich erstens durchhielt und zweitens meine Aufgabe gut meisterte. Ich ging runter zum Spielfeldrand und begleitete das Spiel mit meiner Kamera. Ich freute mich über viele gute Fotos, die ich später in stundenlanger Arbeit noch nachbearbeitete, um sie perfekt und professionell wirken zu lassen. Vielleicht war ich erst 14, aber ich konnte mit den Großen mithalten. Das wollte ich beweisen. Das Spiel war eng, am Ende gelang uns der Sieg mit einem Tor. Ein super Saisonauftakt. Die Jungs jubelten.
„Ey, ey! Maike! Mach ein Foto von uns!", rief ein blonder Spieler und stellte sich mit zwei anderen vor meine Kamera. Dass er nichtmal meinen Namen kannte, verletzte mich. Aber hey, immerhin hatte er mich wahrgenommen. Ich lachte einfach und freute mich mit ihnen. Vielleicht freute ich mich wirklich über das Fünkchen an Aufmerksamkeit. Vielleicht war ich auch einfach nur traurig und versuchte, das zu überspielen. Ja. Ja, das war es wohl...
Nach und nach wurde es ruhiger in der Halle, die Zuschauer standen bei der Bewirtung, die meisten Spieler duschten. Nur unser Torwart lief noch auf dem Spielfeld herum. Als er näher kam, lächelte ich ihn an. Sag Hallo, komm schon! Bitte sag einfach nur Hallo!
„Hi", sagte er tatsächlich. Ich freute mich so sehr über dieses weitere Fünkchen Aufmerksamkeit.
„Hi", versuchte ich genauso cool zu sagen wie er.
„Und? Gute Fotos dabei?"
„Äh...ja...klar!"
„Ich bin Christopher, du kannst einfach Chris sagen", stellte er sich vor und gab mir die Hand.
„Malia", antwortete ich und erwiderte den Handschlag. Und seine Hand klebte noch vom Spiel mit Harz. Wir zogen unsere Hände wieder auseinander. Ich sah angeekelt auf meine, er lachte.
„Sorry! Erste Regel beim Handball: Gib niemandem die Hand!", grinste er.
„Gut zu wissen...", murmelte ich.
„Entschuldige meine Jungs, die haben nicht den Anstand sich selbst vorzustellen. Aber eigentlich sind wir alle ganz entspannt."
„Ach, das macht doch nichts!", lächelte ich. Und klatschte mir innerlich gegen den Kopf. Doch, das machte viel mit mir. Aber ich war erwachsen. Ich war cool. Es war nach außen hin doch kein Problem!
„Komm mit, ich zeig dir, wie du das Zeug wieder abkriegst!", sagte er und ich folgte ihm in den Kabinentrakt.
„Ich muss kurz an meine Tasche, bin sofort wieder da!", sagte er und öffnete die Kabinentür. Und nun stand ich hier. Im Korridor der Kabinen und wartete. Ich war froh, dass Chris auf mich zukam. Vielleicht würde ich durch ihn endlich Anschluss bekommen! Als sich die Kabinentür wieder öffnete und Chris herauskam, hörten wir Pfiffe seiner Mannschaftskollegen.
„Uuhhhhh", machte einer.
„Ey Chris, ist die nicht n bisschen jung für dich?!", rief ein anderer.
„Das sind Idioten, komm einfach mit!", lachte Chris und ging in die nächst freie Kabine. Am großen Waschbecken tröpfelte er mir eine Flüssigkeit auf die Hände, dann sich selbst.
„Das ist Babyöl, damit kriegt man das Harz super schnell wieder ab", erklärte er und stellte das Wasser an.
„Danke", lächelte ich. Er gab mir noch sein Handtuch, dann drehte er das Wasser wieder ab.
„Du bist süß", sagte er und strich mir mit seinen frisch gewaschenen Fingern über die Wange. Sowas hatte noch nie ein Junge zu mir gesagt. In der Schule war ich nur die blöde Streberin.
„Wenn die Jungs dich ärgern, kommst du zu mir, verstanden?"
Ich nickte, noch völlig irritiert von seinen Worten.
„Ich gehe jetzt duschen, wir sehen uns dann beim Training!", sagte er. Er zog sich das Trikot über den Kopf und lächelte mich nochmal an. Wow, sah er gut aus. Er hatte einen Sixpack und muskulöse Arme. Ich versuchte, ihn nicht auffällig anzusehen, auch wenn das wirklich schwierig war. Nach kurzer Zeit drehte er sich um und verließ die Kabine. Was bitte war gerade passiert?- Flashback Ende -
Die Sonne blitzte langsam in mein Schlafzimmer, ich hatte wohl gestern vergessen, die Rolladen komplett zuzuziehen. Mein Kopfkissen fühlte sich anders an als zuvor. Ich war nicht alleine. Langsam tastete ich mit meiner Hand. Muskulöse Arme, ich fuhr weiter herunter: Eine trainierte Brust. Und noch ein Stück weiter runter: Sixpack. Chris!
Ich schreckte hoch und atmete auf. Dann sah ich neben mich. Mathias. Ich fasste mir an mein pochendes Herz und atmete tief ein und aus. Es war nur Mathias. Was hieß nur? Ich war froh, dass er da war. Ich war sicher bei ihm. Und ich war wieder im Hier und Jetzt. 10 Jahre später. Es war alles in Ordnung! Und scheinbar war ich in Mathias Arm eingeschlafen. Ich lehnte mich wieder zurück und sah ihm noch ein bisschen beim Schlafen zu. Er sah so niedlich aus, mein Herz konnte sich kaum beruhigen. Nach kurzer Zeit begann Mathias zu blinzeln und wachte langsam auf. Ich lächelte ihn an.
„Godmorgen smukke kvinde!", lächelte er mich an und streckte sich, „gut geschlafen?"
Ich nickte.
„Und du?"
„Klar!", lächelte er, „ich war doch bei dir!" Er schlang seine Arme um meinen Oberkörper und zog mich an sich heran. Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange. Wie konnte ein Mensch nur so lieb sein?
„Ich muss gleich los...", sagte ich.
„Ein bisschen Zeit haben wir noch!", entgegnete er und festigte seine Umarmung.
„Mit dem Fuß bin ich leider nicht so schnell...", gab ich zu.
„Ich kann dir"
„Helfen?", unterbrach ich ihn, „beim Duschen?"
„Okay, es ist wieder zu schnell!", lachte er. Ich stand auf und rutschte zur Bettkante.
„Hey, hey! Warte mal!", sagte er und rutschte neben mich, „es war sehr schön heute Nacht!"
Ich lächelte ihn wieder an. Mathias legte seine Lippen auf meine und drückte mich langsam zurück in den Saum meines Bettes und lehnte sich etwas über mich.
„Nein!", beschwerte ich mich und drückte ihn von mir runter, „ich muss doch los!"
„Ach man!", seufzte er und lachte dann.
„Das war Absicht!", meckerte ich lachend und setzte mich wieder auf.
„Stimmt!", zuckte er mit den Schultern.
„Eins noch...", sagte ich dann ernst. Auch er senkte seine Mundwinkel und zog die Augenbrauen nach oben.
„Das mit uns muss erstmal niemand wissen, okay?", bat ich ihn.
„Malia, nicht zu viel denken!", sagte er und strich mir durchs Haar.
„Im Ernst: Ich will mich auf meine Arbeit fokussieren. Ich will, dass alles gut wird!"
„Aber es ist schon alles gut!", widersprach er.
„Ja. Und das soll so bleiben."
„Das wird es!"
„Bitte...", seufzte ich nochmal.
„Schön, es ist ein Geheimnis. So, wenn ich habe Trikot an, wir sind nur Freunde..."
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Traum und Wirklichkeit (Mathias Gidsel | Füchse Berlin FF)
FanfictionMalia ist die Neue im Orgateam rund um die Füchse Berlin. Als rechte Hand von Bob Hanning soll sie nach und nach für Entlastung sorgen und die Finanzierung und Beliebtheit des Vereins vorantreiben. Schnell knüpft sie enge Kontakte mit den Spielern d...