„Für euch ist nur wichtig zu wissen, wann ihr wo sein müsst. Für die Autogrammstunden geben wir nächste Woche Listen raus, ihr könnt euch in Gruppen in die einzelnen Timeslots eintragen. Interviews klären wir je nach Anfrage der Medien und nach dem Fest habe ich mit Bob und Jaron zwei freie Tage für euch ausgehandelt. Ich hoffe, das ist so in eurem Interesse", beendete ich meine Präsentation. Wie bei einem Meeting wurde für mich mit den Fäusten auf die Tische geklopft, dann begann das Frage-Antwort-Spiel. Paul startete das Ganze:
„Wer sind denn unsere Gegner?"
„Gute Frage, wir haben zwei Zusagen von Aufsteiger Balingen und Leipzig und ich schwanke noch, ob ich Magdeburg anfragen sollte oder lieber einen Verein aus dem benachbarten Ausland..."
„GOG kann man fragen!", schlug Mathias vor.
„Da ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass wir gewinnen", flüsterte Jaron mir zu. Ich nickte und schrieb es mir auf. Die würde ich gleich nächste Woche anfragen. Weitere Fragen folgten erstmal nicht. Die meisten hatten meinen Vortrag mit nichtssagenden Blicken verfolgt.
„Ich weiß, dass die Belastung an einen Turniertag höher ist als bei einem normalen Training. Aber ich hoffe, dass ihr es mehr als Abwechslung seht und wir alle mit Spaß bei der Sache sein können..."
„Ich glaube wir spielen alle lieber Handball als zu trainieren!", sagte Fabi und ich sah viele nickende Köpfe, was mich zum Lächeln brachte.
„Und wenn du Hilfe brauchst: Melde dich und ich geb's an die Jungs weiter!", sagte Paul.
„Ja, das wird gut! Danke dir Malia!", lächelte Jaron und stimmte eine erneute Applausrunde ein. Mir fiel kein Stein, sondern gleich eine ganze Steinlawine vom Herzen.Die Jungs standen auf und begaben sich runter in die Sporthalle.
„7 Uhr?", fragte Mathias im Vorbeigehen und ich nickte lächelnd. Lasse kam auf mich zu und zog mehrfach die Augenbrauen nach oben. Ich verdrehte nur die Augen und schüttelte den Kopf. Dann lachte er und ging weiter. Und das war leider auch schon wieder die letzte Kommunikation von uns an diesem Tag. Ich hatte gehofft, dass Bob und ich noch blieben und beim Training zuschauten, doch dem war leider nicht so. Naja, immerhin würde ich Mathias heute wiedersehen. Und ich freute mich sehr darauf. Was er wohl kochen würde? Vielleicht was Dänisches? Egal was es war, ich war einfach nur voller Vorfreude.
„So, und wir drei Hübschen gehen jetzt erstmal zum Mittagessen!", beschloss Kretzsche und legte je einen Arm um mich und Bob, dann zog er uns mit sich.
Unser Weg führte uns in ein italienisches Restaurant, was viel mehr meinen Geschmack traf als der Schuppen, in den mich Bob mit dem Sponsor verschleppt hatte. Und hier bestand ich auf mein Wasser. Wein kam mir während der Arbeitszeit nicht mehr auf den Tisch.
„Liebe Malia", begann Bob, „ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage - vor allem nicht nach einer Woche - aber ich ziehe meinen imaginären Hut vor dir. Ich habe großen Respekt davor, wie fleißig du diese Woche gearbeitet hast und noch vielmehr, wie schnell das Grundkonzept des Sommerfestes stand. Der Vortrag heute war super! Danke dir und auf gute Zusammenarbeit weiterhin!", beendete er seinen Monolog und wir stießen an.
„Jetzt hast du mich sprachlos gemacht!", gab ich zu und bekam das Grinsen nichtmehr aus meinem Gesicht.
„Genieße es, gerne lobt er nicht!", scherzte Kretzsche.
„Nein, und es war auch nicht der beste Weg hin zu diesem Ergebnis", ergänzte Bob und ich nickte, „aber es ist gut gegangen und ich denke du lernst gerade daraus."
Ich nickte weiter.
„Bei einem einfachen Lob konnte er es jetzt einfach nicht belassen!", lachte Kretzsche, „aber auch von mir: danke für die gute erste Woche und ich bin froh, dass du unser Team bereicherst!"
Auf so viel Lob war ich nicht vorbereitet. Ich hatte mir die ganze Zeit so einen Kopf gemacht und überlegt, was ich vielleicht hätte noch besser machen können. Oder wie ich mich noch mehr einsetzen kann.
„Jetzt mal das Dienstliche beiseite", begann Kretzsche, „was machst du denn gerne, wenn es mal nicht um Handball geht?"
„Hier in Berlin muss ich das wohl noch rausfinden...Zuhause war ich immer viel draußen, mit Freunden unterwegs..."
„Na, Freunde hast du hier doch auch schon gefunden. Lasse, Mathias...", antwortete Bob.
„Ja die sind sehr nett zu mir, das stimmt. Aber nach einer Woche kann man natürlich noch nicht von Freundschaft sprechen."
„Aber die nehmen dich sicher mal mit in die Stadt!", lächelte Kretzsche.
„Ja, vielleicht", antwortete ich. Ich war mir nicht ganz sicher, wie viel ich über Lasse und Mathias hier preisgeben sollte. Deshalb sagte ich einfach gar nichts weiter zu ihnen und lenkte das Thema um: „Und ansonsten habe ich viel Zeit mit Pferden verbracht."
„Ohh, da hast du gleich den nächsten Bonuspunkt geangelt!", lachte Kretzsche.
„Ich bin öfter mal an der Pferderennbahn unterwegs, wenn es die Zeit zulässt", erklärte Bob. Seine Augen strahlten und er begann, mir alles mögliche über sein Hobby zu erzählen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er nun selbst Pferde besaß oder als Zuschauer Wetten abschloss. Oder sogar beides, falls das möglich war. Denn mit dem Rennsport war ich absolut nicht vertraut. Aber ich hatte wohl tatsächlich einen Punkt in Bob getroffen, denn er redete und redete und redete. Und ich gab zu: Irgendwann schaltete ich etwas ab.
„Vielleicht magst du ja mal mitkommen!", hörte ich ihn dann sagen.
„Hm?"
„Auf die Rennbahn", half er nach.
„Achso, äh ja, klar", antwortete ich, obwohl ich innerlich den Kopf schüttelte. So gern ich Pferde auch hatte, ich wusste, wie schwierig das Klientel Pferdemensch war. Anders als beim Handball gab es in diesen Kreisen viel mehr Arroganz und das war wirklich gar nicht mein Ding. Ich wollte unter keinen Umständen mit Bob privat aneinander geraten. Und jetzt hing ich mit drin...
„Ich wollte nach der Arbeit mal dort vorbeischauen. Du kannst einfach direkt mitkommen! 17 Uhr", beschloss er. Noch immer strahlten seine Augen.
„Heute?", fragte ich nochmal nach. Nein, heute war ganz schlecht. Unter gar keinen Umständen wollte ich Mathias absagen.
„Ist das ein Problem?", fragte er. Ja, es ist ein Problem. Und nachdem er mich so gelobt hatte, konnte ich ihm das doch nicht sagen.
„Äh, nein, es ist nur...ich...hab noch einen Termin um 19 Uhr..."
„Ach das schaffst du, wir fahren nur kurz zum Training vorbei."
„O-okay...", willigte ich ein und klatschte mir innerlich schon gegen den Kopf. Was hatte ich da gerade gemacht?
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Traum und Wirklichkeit (Mathias Gidsel | Füchse Berlin FF)
FanfictionMalia ist die Neue im Orgateam rund um die Füchse Berlin. Als rechte Hand von Bob Hanning soll sie nach und nach für Entlastung sorgen und die Finanzierung und Beliebtheit des Vereins vorantreiben. Schnell knüpft sie enge Kontakte mit den Spielern d...