Ich brauchte kaum auf Bob zuzugehen, da nickte er mir schon zu und wir entfernten uns von der Gruppe, um in Ruhe sprechen zu können. Ich war nervös, ich hatte keine Ahnung, was nun auf mich zukommen und wie streng Bob sein würde. Ich verschränke meine Finger und bewegte sie andauernd hin und her, um meine Aufregung zu kompensieren.
„Willst du anfangen?", fragte Bob. Ich konnte in seinem Blick oder seinem Tonfall überhaupt nicht lesen, ob er nun sauer oder glücklich war. Wobei naja, glücklich sah er nicht aus...
„Tja also...es war nie meine Absicht, mich in deine Angelegenheiten einzumischen oder dir in den Rücken zu fallen. Ich hoffe du weißt, dass ich dir mit meiner Idee nur helfen wollte. Ich hab's gut gemeint und ich dachte, wenn es sowieso irgendwann mein Job ist, wäre es vielleicht ganz gut, wenn ich mich schon einbringe."
„Du hast keine Ahnung wie viel Arbeit die Organisation eines Sommerfestes ist...und wie viel es kostet...", entgegnete er streng. Ich schluckte.
„Ich werde das schaffen, Bob. Ich hol uns aus diesem Schlamassel raus. Und wenn nicht, dann...dann war's das wohl hier für mich...."
Bob seufzte.
„Dein erster richtiger Tag und schon so tief in die Nesseln gesetzt....Malia, was mache ich nur mit dir...."
„Ich weiß, es ist viel verlangt, aber vertrau mir! Ich wollte nicht, dass du deinen Sponsor verlierst und ich werde alles dafür tun, dass das so bleibt!"
„Ich hätte dich im Restaurant wirklich erwürgen können..."
„...Falls es hilft: Ich vertrage keinen Wein..."
„Ja das hab ich gemerkt!", er lachte. Er...er lachte? Warum lachte er? Ich lächelte einfach.
„In Zukunft wirst du solch große Deals mit mir absprechen, haben wir uns da verstanden?!"
„Ja! Natürlich, das weiß ich auch, es war nur keine Zeit und"
„Herr Maus ist ein schwieriger Verhandlungspartner. Und so sehr ich mich über deinen Alleingang ärgere, ich kann dir nicht böse sein. Du hast für den Verein alles richtig gemacht. Und das ist deine Aufgabe hier."
Ich stockte kurz. Dann atmete ich erleichtert auf.
„Sowas wird nie wieder vorkommen, wirklich, ich werde irgendwie auch das Geld wieder reinkriegen!"
„Vor der Abfahrt habe ich nochmal mit Herrn Maus gesprochen. Sein Vorgesetzter war so begeistert von deiner Idee, dass er uns für die Planung 20.000€ zur Verfügung stellt."
Ich sah ihn mit großen Augen an. Ich nahm Luft, um zu antworten, aber Bob kam mir zuvor.
„Ich war noch nicht fertig: Du wirst die Planung des Sommerfestes komplett tragen. Ich will über alles informiert werden und alles wird erstmal mit mir abgesprochen. Malia glaub mir, das ist unfassbar viel Arbeit, vielleicht ist es auch eine kleine Strafe, damit du siehst, was du uns da eingebroggt hast. Der Verein gibt dir 10.000€, das klingt viel, aber du wirst sehen, dass es das nicht ist! Mit den 10 und den Einnahmen am Tag musst du ins Plus kommen! Und die anderen 10 nehme ich für deinen Dienstausfall. Deine regulären Aufgaben stehen nun hinten an, die Hauptsache ist, dass wir dem Sponsor das bieten, was er verlangt und erwartet. Das ist deine Chance, Malia. Jetzt musst du zeigen, was du kannst!"
Ich nickte und lächelte. Ich war so erleichtert.
„Du hast drei Wochen", fügte er hinzu und ging dann. Nur drei Wochen?! Das könnte dann doch schwierig werden...Der Tag endete auf der Wiese des Trainingszentrums mit einem gemeinsamen Grillen. Die Gruppe von Paul hatte die Escape-Challenge gewonnen - sie waren 50 Sekunden schneller draußen als unsere Gruppe. Ich führte noch einen Anruf mit Herrn Maus, fragte nach seinen Vorstellungen und Wünschen für das Fest und bedankte mich für die 20.000€. Ich hoffte, dass er die Entscheidung nüchterner getroffen hatte, als ich mich heute Mittag fühlte. Dann begann auch für mich der Grillabend. Ich ging auf den Tisch zu, an dem Mathias saß. Er lächelte schon von weitem und machte mir Platz auf der Bank.
„Was trinkst du?", fragte er. Ich sah überall auf dem Tisch vor uns Bierflaschen stehen.
„Einfach Wasser. Alkohol hat heute schon genug angerichtet..." Er stand auf und kam nach wenigen Minuten mit einer Flasche Wasser zurück.
„Wie war dein Gespräch mit Bob?", fragte Hans, der mit Lasse auf der anderen Seite des Tischs saß. Mathias setzte sich wieder zu uns, ich nahm die Flasche dankend an.
„Gut...glaube ich..."
„Siehst du!", lächelte Mathias und legte einen Arm um mich, „Bob ist gar nicht so!" Ich ging davon aus, er würde sich wieder zurücknehmen, stattdessen saß ich noch etliche Minuten in seinem Arm. Mit seinem Daumen strich er dabei sanft über meinen Arm. Ich tat vor den anderen so, als wäre es das Normalste der Welt, aber das war es nicht. Wir kannten uns nun zwei Tage und ich spürte eine Anziehung wie noch nie zuvor in meinem Leben. Erst als wir alle zum Buffet gerufen worden, löste sich Mathias von mir und stand auf. Lasse und ich blieben noch kurz sitzen und warteten ab, bis die Schlange am Essen kleiner wurde. Und statt normal weiterzureden, stemmte Lasse seine Ellbogen auf den Tisch, stützte seinen Kopf auf seinen Händen ab und sah mich grinsend an.
„Was?!", fragte ich.
Er grinste weiter und blinzelte vermehrt mit den Augen.
„Hör auf damit!", lachte ich.
Dann formte er mit den Händen ein Herz. Ich verdrehte die Augen.
„Merkst selbst wie albern das ist, oder?"
Er zuckte mit den Schultern.
„Ist doch schön!", sagte er dann, „optisch passt ihr schonmal sehr gut zusammen!"
„Lasse..."
„Was denn?!"
Ich schüttelte nur den Kopf.
„Jetzt tu nicht so! Ich sehe, dass da was ist!"
„Wir kennen uns zwei Tage, was soll denn da sein?!"
Wieder grinste er.
„Das weißt du!"
„Jetzt hör doch mal auf damit!", lächelte ich. Aber ich fühlte mich schon etwas ertappt.
„Ach komm schon! Was gibt es schöneres als Liebe, Geborgenheit, Sex..."
„Lasse!"
„Oder bist du verklemmt?"
Ich verdrehte wieder die Augen sah ihn nur schief an.
„Naja, kriegt er schon hin!", er lachte, sichtlich amüsiert über seinen eigenen Kommentar.
„Du weißt einfach nicht, wann genug ist, oder?!"
„Ich versuche nur ein guter Freund zu sein."
„Dann hältst du dich bitte in Zukunft etwas bedeckt..."
„Im Ernst", sagte er dann. Sein Grinsen verschwand, „er ist ein Guter. Er wird dir nicht wehtun."
Wie gerne hätte ich Lasse gefragt, wie er auf die Idee kam, dass ich diese Bedenken habe könnte. Oder vielleicht erschrak ich eher vor der Tatsache, wie gut Lasse mich nach weniger als 48 Stunden einschätzen konnte. Doch Hans und Mathias kamen zurück an den Tisch, auch Paul und Jerry kamen dazu. Jetzt war nicht der richtige Moment, das Gespräch weiterzuführen. Nachdem auch wir uns etwas zu essen geholt hatten, saßen wir erstmal in großer Runde zusammen. Die Stimmung war ausgelassen, Jerry und Paul erzählten von ihren Eindrücken beim Escape-Spiel. Nach dem Essen stand Paul auf und kam zu mir.
„So, es wird Zeit, dass du auch mal die anderen kennenlernst!", sagte er und zog mich hoch. Ich war froh, dass er mitkam und mich nun in allen Kleingruppen, die sich auf der Festwiese bildeten, nochmal vorstellte. Mit jedem kamen wir sehr schnell ins Gespräch und obwohl ich schon sehr müde und geschafft von all den Eindrücken am Tag war, war ich sehr dankbar, dass dieses ewige Vorstellen nun damit sein Ende nahm. Vor allem mit Fabi Wiede und Nils Lichtlein verstand ich mich auf Anhieb. Die beiden lernte ich als Letztes aus der Gruppe kennen. Wir verstanden uns sogar so gut, dass wir gar nicht merkten, dass Paul irgendwann gar nicht mehr bei uns stand. Es dämmerte bereits, als ich zurück an den Tisch von Lasse und Mathias kam. Die anderen waren bereits nach Hause gefahren. Wir gehörten quasi zum harten Kern.
„Hey, was sagst du zum Team?", fragte Mathias, als ich mich wieder neben ihn setzte.
„Alle sehr nett. Ich denke ich werde mich hier sehr wohlfühlen."
„Bestimmt!", lächelte Mathias und strich mir kurz über den Rücken. Ich bekam eine Gänsehaut, die man auch an meinen Armen erkannte. Es war inzwischen auch ziemlich abgekühlt für einen eigentlich sehr schönen Sommerabend.
„Ist dir kalt?", fragte er sofort und zog sein Hemd aus, welches er offen über einen weißen Basic-Short trug.
„Hier!", sagte er und legte es mir über die Schultern. Seine Hand blieb dabei auf meiner Schulter liegen. Lasse hatte uns bisher nur grinsend beobachtet. Am liebsten hätte ich ihn unterm Tisch getreten.
„Ich werde mal rüber zu Fabi gehen...", beschloss Lasse und stand auf. Somit waren Mathias und ich alleine. Ich wusste, dass Lasse absichtlich ging und ich dankte ihm innerlich dafür. Auch wenn ich ihn sehr gern hatte.
„Haben wir ihn verscheucht?", fragte ich Mathias, der Lasse noch hinterherschaute.
„Ist mir eigentlich egal!", lächelte er, „solange du hier bist!"
Ich erschrak kurz bei seinen Worten. Hatte er das wirklich gesagt? Und so gemeint? Ich sah ihn an, er lächelte immer noch und strich mir über den Arm.
„Danke für den schönen Tag! Und dass ich in eurer Gruppe sein durfte. Es hat Spaß gemacht. Auch wenn wir nicht gewonnen haben!"
„Ja, Lasse ist bisschen genervt von mir, aber morgen, er ist wieder normal!"
„Ich fand wir waren zu zweit ein gutes Team - nur eben ein bisschen eingeschränkt. Wir hatten ja jeweils nur eine Hand frei..."
„Ja aber das war schön", sagte er und griff wieder nach meiner Hand, die in meinem Schoß lag, und verschränkte unsere Finger miteinander, „das fühlt sich gut an, oder?"
„Ja", lächelte ich. Er rutschte nah an mich ran und zog mich fester in seinen Arm. Ich sah kurz zurück, um zu sehen, ob uns jemand beobachtete.
„Sorry ich", begann Mathias und löste sich wieder von mir, doch ich unterbrach ihn sofort.
„Nein! Ich...ich wollte nur...Bob ist noch hier...ich"
„Schon gut! Es ist Arbeit und es ist wichtig für dich."
„Ja genau."
„Aber sonst, ich könnte das machen?", grinste er und ich lächelte zu Boden. Dann nickte ich zögerlich.
„Okay, dann lass uns gehen!", sagte er und stand auf. Ich blieb kurz sitzen und zögerte wieder. Doch dann stand ich ebenfalls auf.
„Wohin gehen wir denn?"
„Irgendwohin, wo wir alleine sind", lächelte er und verschränkte nochmal unsere Finger miteinander. Dann zog er mich sanft weg vom Trainingsgelände.
————Ahhhhh Mathias ist Welthandballer geworden!!! Ich habe mich sehr für ihn gefreut!!!
Ich hoffe euch gefällt das neue Kapitel :) wie soll es weitergehen? Lasst es mich gerne wissen!! :) Genießt die Ostertage!!
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Traum und Wirklichkeit (Mathias Gidsel | Füchse Berlin FF)
FanfictionMalia ist die Neue im Orgateam rund um die Füchse Berlin. Als rechte Hand von Bob Hanning soll sie nach und nach für Entlastung sorgen und die Finanzierung und Beliebtheit des Vereins vorantreiben. Schnell knüpft sie enge Kontakte mit den Spielern d...