Kapitel 63

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Wir warteten lange, bis die Jungs wieder zurückkamen. Nanna taute nur langsam wieder auf. Es war lange Zeit einfach nur still. Wir saßen zu dritt in Mathias Hausflur und schwiegen uns an. Ab und zu fiel mal ein Satz, aber nichts von Bedeutung.
„Ich hoffe Lasse übertreibt es nicht...", murmelte ich vor mich hin. Jeanette zuckte mit den Schultern. Sie kannte ihn und seine Eigenarten wohl nur zu gut. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis die drei zurückkamen. Schon als Mathias den Schlüssel im Schloss drehte, sprangen wir auf.
„Und?", fragte ich sofort. Hans schüttelte den Kopf.
„Vielleicht hätten wir doch einen Lockvogel gebraucht", raunte Lasse, als er an mir vorbeiging.
„Das kommt nicht infrage, Lasse!", sagte Hans streng.
„Ich weiß", antwortete er, „ich will niemanden hier verletzen." Sein Blick schweifte rüber zu Mathias, der sich körperlich von ihm abwendete.
„Geht zur Polizei!", sagte ich zu Lasse und er nickte. Dann nahm er den Maxicosi und legte einen Arm um Nanna, bevor die beiden Mathias' Wohnung verließen.
„Tak!", sagte Lasse nochmal, als er vor Mathias stand. Mathias nickte, aber vermied Blickkontakt. Ich seufzte. Auch Hans und Jeanette verabschiedeten sich. Wir alle wollten nur noch ins Bett und etwas Schlaf abbekommen. Aber vorher hatten Mathias und ich noch etwas zu klären. Mathias schloss die Haustür und seufzte.
„Du kannst Lasse nicht verzeihen?", fragte ich.
„Keine Ahnung was du meinst!"
„Mathias, hör auf! Es ist okay! Rede mit mir!"
„Ich bin müde", antwortete er und ging ins Schlafzimmer. Und ich hinterher. Ich griff in seine Arme, sodass er frontal vor mir stand.
„Es gibt nichts aber auch wirklich gar nichts, was ich an Lasse finde! Er ist nur ein guter Freund, okay? Ich liebe dich!" Ich legte meine Lippen auf seine und anders als ich erwartet hatte, erwiderte er den Kuss.
„Bitte vertragt euch!", sagte ich nochmal.
„Er muss immer übertreiben! Eben schon wieder! Und es ist von mir erwartet, dass ich einfach stehe daneben und warte bis es ist vorbei."
„Du hast recht, er übertreibt! Aber du musst nicht zugucken! Du darfst ihm das sagen, aber nicht mit Gewalt!"
„Warum sagst du nichts?"
„Weil er mich überrumpelt und ich nicht so schnell reagieren kann!"
Er nickte und setzte sich aufs Bett. Ich ließ mich neben ihn fallen.
„Hey, wenn es dir wichtig ist, halte ich Lasse etwas mehr auf Abstand. In Ordnung?"
Er nickte. Ich setzte mich auf seinen Schoß, sodass ich ihn wieder frontal anschauen konnte. Er schlang die Arme um meinen Körper.
„Jeg elsker dig!", flüsterte ich an seine Lippen, bevor ich die kleine Lücke wieder zwischen uns schloss. Ich wollte Mathias niemals ein schlechtes Gefühl vermitteln. Und Lasse war absolut keine Alternative für mich. Selbst wenn Mathias und ich uns trennen würden und es Nanna nicht gäbe. Nein - niemals!
Ich spürte während des Kusses, dass er lächelte. Das hatte ich vermisst. Unser Kuss wurde intensiver. Mathias drehte uns mit Schwung um, sodass ich unter ihm lang. Er fuhr mit seiner Hand unter mein Oberteil und zeichnete kleine Kreise auf meiner Haut. Ich bekam eine Gänsehaut und zog ihn näher an mich. Ich griff nach dem Saum seines Shirts und zog es ihm über den Kopf. Er ließ kurz von mir ab und beugte sich dann schelmisch grinsend wieder über mich. Wir verloren nach und nach unsere Klamotten, bis wir schließlich unsere Körper nackt aneinanderrieben. Jetzt ging es auf einmal doch wieder sehr schnell.
„Ist das falsch?", fragte ich Mathias schwer atmend.
„Was ist falsch?"
„Ist es falsch, wenn wir weitermachen? Nanna wird überfallen und wir..."
„Nanna ist bei Lasse. Oder Polizei. Wir haben geholfen."
„Ja du hast recht!"
Mathias drückte erneut seine Lippen auf meine und zog mich nah an sich heran. Ich genoss seine Berührungen, aber meine Gedanken kreisten weiter um Nanna. Wie geht es ihr? Was war genau geschehen? Waren sie bei der Polizei? Würde der Täter gefasst werden? Findet man ihr Portemonnaie und ihr Handy? Sind an den Sachen vielleicht Fingerabdrücke? Konnte ich persönlich ihr helfen?
Ich zog Mathias noch näher und griff während unserer Küsse in seine Haare. Und dann kam die Idee, wie wir Nanna helfen konnten.
„Nur ganz kurz!", unterbrach ich Mathias. Er rollte die Augen und lachte.
„Ja?"
„Was, wenn wir Lasses Idee vielleicht doch versuchen?"
„Malia, können wir bitte aufhören zu sprechen von ihm?!"
„Ich könnte den Lockvogel spielen. Und wenn mich Nannas Täter angreift, schnappt ihr ihn euch!"
„Du guckst zu viel Krimi!", lachte er, „das ist nur gefährlich! Wir machen das nicht!"
„Aber nur mal angenommen", begann ich. Mathias stöhnte, ließ von mir ab und legte sich neben mich.
„Bist du genervt?!", fragte ich ihn.
„Ich möchten lieber gerne was anderes machen, als reden über Probleme von Lasse!"
„Von Nanna!", korrigierte ich, „sie ist unsere Freundin!"
„Sie hat Lasse."
„Mathias, du bist sauer auf Lasse, aber Nanna hat nichts damit zu tun!"
„Wir werden nicht dich dafür allein gehen lassen in Berlin. Und wir werden nicht hoffen, dass der Typ auftaucht und Gleiche macht mit dir wie Nanna!", sagte er streng.
„...Na gut..."
„Alles geklärt?"
Ich nickte.
„Gut", grinste er und beugte sich wieder über mich. Seine Hand streichelte über meine Haut bis herunter zwischen meine Beine, seine Lippen legte er fordernd immer wieder auf meine. Ich zuckte bei seinen intensiven Berührungen. Und Mathias hatte recht: Wir konnten Nanna gerade sowieso nicht helfen. Also war es okay, wenn wir weitermachten, oder? Ich versuchte immer wieder die Gedanken abzuschütteln und mich nur auf Mathias zu konzentrieren. Und schließlich schaffte er das auch. Unsere Küsse wurden intensiver, wir zogen uns eng aneinander, auch wenn noch enger schon gar nichtmehr möglich war.
„Ich liebe dich", flüsterte Mathias gegen meine Lippen, bevor er die Lücke wieder schloss, bevor ich antworten konnte. Stattdessen legte ich meine Arme um ihn und zog ihn auf mich. Ich zog ihn am Nacken immer wieder zu mir herunter und küsste ihn. Und dann wieder. Und wieder.
„Warte!", lächelte er und beugte sich rüber zu seiner Nachtischschublade. Schwer atmend nahm er ein Kondom heraus und legte sich dann wieder über mich. Ein letzter Kuss folgte, bevor er kurz von mir abließ, sich das Kondom überstülpte und zu mir zurückkam. Gierig zog ich ihn wieder zu mir, ich wollte ihm nah sein, seine Haut auf meiner spüren. Und ihm schien es nicht anders zu gehen. Seine Hände strichen erneut über meinen gesamten Körper, ich bekam eine Gänsehaut und schauderte kurz. Er machte mich so verrückt. Und das schien ihm zu gefallen. Ich rieb meine Hüfte an seiner, um ihn ebenso verrückt zu machen, wie er mich. Er wimmerte kurz, bevor er mir wieder in die Augen sah und dann gefühlvoll in mich eindrang. Jeder seiner Küsse war voller Liebe, so intensiv, dass ich alles andere um mich herum total vergaß.

Traum und Wirklichkeit (Mathias Gidsel | Füchse Berlin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt