Kapitel 14

66 3 0
                                    

Ich dachte noch lange über Lasses Anruf nach. Was würde er wohl alles mit Mathias besprechen? Wie dachte Mathias über Lasses Meinung? Würde Lasse ihm von Chris erzählen? Das alles war auch Thema, als meine zwei besten Freundinnen Anna und Nadine mich am nächsten Abend besuchen kamen.
„Ich glaube Lasse spricht einfach nur das aus, was Mathias und du denken", sagte Nadine.
„Ich denke er mischt sich ein, damit sein bester Freund nicht verletzt wird", meinte Anna.
„Du meinst er testet mich?", fragte ich nach.
„Kann doch sein!"
„Nein, dann würde er nicht so drauf drängen, dass die beiden sich näher kommen", widersprach Nadine.
„Ach Mädels, was mache ich nur immer mit diesen Handballern...", stöhnte ich.
„Du wolltest es nicht anders. Du hättest Mathias direkt abweisen müssen", erklärte Anna.
„Das kann ich nicht! Mathias ist so lieb und witzig und charming und...ich will ihm ja auch näher kommen, aber..."
„Wenn das schiefgeht, hängt Lasse mit drin...", stellte Nadine fest.
„Nicht nur Lasse, die gesamte Mannschaft...und ich wollte doch einen Neustart. Nicht schon wieder das Gleiche wie mit Chris damals..."
„Du hast Angst, dass Mathias die gleiche Nummer abzieht?", fragte Anna nach.
„Nein...eigentlich nicht...aber man kann den Typen eben nur vor den Kopf gucken...", antwortete ich.
„Bist du verliebt?", fragte Nadine.
„Das Gleiche hat Lasse gestern auch gefragt", lächelte ich.
„Und was hast du zu ihm gesagt?", fragte Anna.
„Dass ich Mathias dafür zu wenig kenne. Und dann hab ich ihm versehentlich von Chris erzählt..."
„Hast du nicht!", rief Nadine.
„Nur seinen Namen und dass er mein Ex-Freund ist. Und, dass es Jahre her ist."
„Bist du dir sicher, dass du Lasse vertrauen kannst?", fragte Anna.
„Nein. Sicher bin ich nicht, aber ich merke, dass er zu meiner Bezugsperson in der Mannschaft wird...also vielleicht irgendwann...ja..."
„Also wir kommen dich auf jeden Fall mal besuchen und nehmen die Männer unter die Lupe!", beschloss Anna, „und wer weiß, vielleicht geht ja bei diesem Lasse auch noch was!"
„Anna!", rief Nadine, „Finger weg von Drama!"
„Lasse ist verheiratet und hat einen Sohn", erzählte ich, „verbrenn dich nicht."
„Ja schon gut, ich lasse die Finger von deinen Typen", lachte Anna, „trotzdem will ich wissen, wer unserer besten Freundin gerade den Kopf verdreht!"
„Ich würde euch zum Sommerfest einladen, aber da ist so viel zu tun, dass ich keine Zeit für euch haben werde..."
„Macht nichts, wir kümmern uns dann um deinen Mathias!", lachte Nadine.
„Das macht ihr bitte nicht!", lachte ich nun auch.
„Malia, du kennst uns. Wir tun nichts, was dir schadet."
„Also sehen wir uns beim Sommerfest?", fragte ich nochmal nach und beide nickten. Was hatte ich mir da nur wieder eingebrockt!

Am Freitag ging es zur Kontrolle ins Krankenhaus. Alles soweit okay, nach wie vor galt: Ruhe halten und OP vermeiden. Es ging wohl soweit alles nach Plan, auch wenn mich die Schiene am Fuß ordentlich nervte. Wie eingeschränkt man doch war...
Immerhin hatte ich genügend Zeit und Ruhe das Sommerfest weiter zu planen. Ich schickte Bob meinen Zeitplan per Mail und wartete auf sein okay. Und dann erlaubte ich mir einen kurzen Blick in die Bilanzierung. Alles war gerade spannender, als nur auf der Couch zu liegen. Am Nachmittag meldete sich Mathias nochmal kurz per WhatsApp und fragte nach, wie es mir ging. Wir schrieben etwas hin und her, sogar auf deutsch. Die Füchse waren nun richtig ins Training eingestiegen, ein Tag war härter als der andere. Wie gerne wäre ich vor Ort! Aber wenn ich schnell wieder fit werden wollte, musste ich noch etwas aushalten. Und vor allem hochhalten. Den Fuß...
Tag um Tag verging. Verwandte kamen mich besuchen, sogar Leute aus dem Heimatverein, die im Endeffekt nur wissen wollten, wie es so bei den Füchsen sei.
„Gut", war meine knappe Antwort. Mehr nicht. Ich war doch sowieso erst eine Woche dort. Es konnte sich noch vieles ändern. Und obwohl ich es kaum erwarten konnte, zurück nach Berlin zu kommen, erweiterte ich meinen Aufenthalt in Köln um ein paar weitere Tage. Warum? Ja, das war die große Frage...ich schob das Einkaufen und Putzen als Ausrede vor, aber vielleicht wollte ich einfach nicht alleine sein. Vielleicht war ich aber auch feige und wollte Abstand von Mathias und Lasse zum Durchatmen. Und das nach einer Woche...immer mehr kam in mir das Gefühl auf, dass die entstehenden Freundschaften vielleicht auch gar nicht so schlau waren. War Bob überhaupt damit einverstanden? Immerhin entschieden wir am Ende der Saison über auslaufende Verträge. Was, wenn ich oder wir uns irgendwann gegen Lasse entscheiden? Oder Paul? Oder Mathias? Egal wen es traf, ich trug eine gewisse Mitschuld. Und so schön die Kontakte waren, so gefährlich und verletzend könnten sie werden. Dieses Gefühlschaos brachte mich nicht weiter. Es verwirrte mich mehr und mehr. Und die Nachrichten von den Spielern machten es nicht besser, auch wenn ich mich wahnsinnig freute!
„Super Zeitplan, passt für alle!", schrieb Paul mir Tage später. Bob hatte das bestehende Konzept wohl schon vorgestellt und weitergegeben. Eine kurze Rückmeldung von Bob wäre schön gewesen, aber immerhin informierte er sich oft über meinen Gesundheitszustand.
Erst drei Tage vor dem Sommerfest ging es für mich zurück nach Berlin. Mit einem gepackten Rucksack und meinen Krücken in der Bahn. Mein Papa bestand darauf mich zu fahren, aber ich lehnte ab. Ich hatte mich an die Krücken gewöhnt und wenn etwas sein sollte, würde ich mich melden. Aber ein Vierer-Abteil zu buchen, damit ich den Fuß hochlegen konnte, davon ließ er sich nicht abbringen. Die Fahrt kam mir viel zu kurz vor. Aber wovor hatte ich Angst? Vielleicht davor, dass mir die ganze Planung und das Konzept in drei Tagen um die Ohren fliegen könnte? Möglich...
Mit einem Taxi ging es zurück in meine Wohnung. Ich nutzte den Tag und zu Putzen und zog dann mit einem Rucksack los, um die wichtigsten Dinge einzukaufen. Am Ende des so langen Tages meldete sich mein Fuß wieder. Entsprechend verbrachte ich den Abend auf der Couch und kühlte. Sollte ich Mathias und Lasse Bescheid geben, dass ich wieder zurück war? Aber dann würden sie vielleicht vorbeikommen und das machte mein Fuß nicht mit. Und auf der Couch liegen bleiben während sie da waren wollte ich auch nicht. Aber Bob gab ich Bescheid. Ich wollte morgen zur Arena fahren und mir einen genauen Überblick verschaffen. Morgen Nachmittag würden die ersten Schausteller zum Aufbau erscheinen. Wir einigten uns darauf, dass er mich abholen kam. Mit Widerworten nahm ich das Angebot schließlich an.
„Wir können vorher nochmal im Trainingszentrum vorbeifahren. Ich muss noch was mit Jaron und Kretzsche klären und du hast dem ein oder anderen sicher auch viel zu erzählen", sagte er und ich stimmte zu, „und du siehst die Jungs endlich mal beim Training!"
Na gut, jetzt würde ich Mathias und Lasse definitiv nicht Bescheid geben. Ich sah sie morgen wieder. Und wenn Lasse unangekündigt vor meiner Haustür stehen konnte, so konnte ich morgen doch einfach bei ihnen auf dem Training auftauchen. Wie es wohl sein wird, sie wiederzusehen? Hoffentlich konnten wir dort anknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Auf jeden Fall freute ich mich riesig auf morgen und versuchte, einfach alles auf mich zukommen zu lassen.
—————-
Wie geht es wohl weiter mit Malia und Mathias? Und was hat es mit diesem Chris auf sich? :) Teilt gerne eure Gedanken mit mir, es würde mich sehr freuen!! :)

Traum und Wirklichkeit (Mathias Gidsel | Füchse Berlin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt