Kapitel 21- Instinkt

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Heiße Tränen flossen über meine Wangen als ich schon zum Gefühlten tausendsten Mal auf den harten Sandboden geworfen wurde.

"Ich gebe auf!", keuchte ich zwischen zwei kurzen Atemzügen und versuchte meine verschrammten Handflächen möglichst wenig zu belasten.

" Im Kolosseum gibt es kein aufgeben, nur der Sieg oder der Tod!",lehrte mich eine feste Stimme und drückte mir ihren Schuhen ins Kreuz. Fast sofort entwich mir auch die verbliebene Luft in meinen Lungen.

Jede Faser meines Körpers schmerzte unter dem Akt aufzustehen. Jeder neue blaue Fleck auf meiner Haut schmerzte mehr als sein Vorgänger und ich wünschte mir fast verzweifelt, dass Rhea nicht zugestimmt hätte meine Partnerin zu werden. Denn das hatte die Folgen, dass ich in weniger als drei Stunden windelweich geprügelt wurde und den morgigen Tag mit grauen beobachtete.

" Du vergisst vollkommen deine Füße, sie sind eine mächtige Waffe, du musst sie gut nutzen."

Ihr Speer schlug gegen meine Oberschenkel, ein klares Zeichen, dass Rhea ungeduldig wurde.

" Ja..ich..", meine Stimme ging in einem lauten Hustenanfall unter, als ich mehr als genug Staub einatmete. Der Druck auf meinem Rücken wurde noch verstärkt.

" Nike, du musst jetzt lernen, denn wenn ich recht habe, wird Darius uns schon morgen antreten lassen. Bis dahin musst du dich um einiges gesteigert haben. Im Ring sind keine unerfahrenen Idioten, sondern Kreaturen die sich an den Geschmack von Blut gewöhnt haben und seit Jahren morden."

Ich hörte das Scharren von Schuhen als auch Gabriel das Wort ergriff. " Rhea lass es, du darfst nicht zu hart mit ihr sein, sie ist noch immer ein Anfänger und ein Mensch, unter diesem Umständen ist es ein Wunder, dass sie solche Fortschritte gemacht hat."

Der Fuß auf meinem Kreuz wurde weggenommen, Rhea schnaubte und ich krallte meine Finger in den staubigen Boden. Vielleicht hatte Gabriel mit guten Absichten handeln wollen, doch unterschwellig vernahm ich deutlich seine Meinung gegenüber den Menschen. Dabei waren es doch die Menschen, wie meine Freunde, die mir geholfen hatten zu überleben. Menschen die nicht schwach oder hilflos waren.

" Gabriel verpiss dich.", murmelte ich und setzte mich vorsichtig auf, jeder Knochen in meinem Körper protestierte lautstark.

Verwirrt sah mich der Telepat an." Was habe ich denn falsch gemacht?", fragte er und versuchte meinen Gedanken zu folgen.

" Ich packe das auch ohne dich, ich bin ein großes Mädchen." Ein großes Mädchen, welches bis zum Hals in Scheiße steckte und jede Hilfe brauchte, die es nur kriegen konnte.

Eine schlanke Hand erschien vor meinem Gesicht." Das ist der Kampfgeist den ich sehen will. Lass uns noch eine gute Runde machen und dann können wir rein gehen, es ist schon Abend." Ich ergriff sofort die Hand, ignorierte den Schmerz und sah in ihre Gesicht.

"Ich werde es dir nicht zu leicht machen." Mit diesen Worten reichte mir Gabriel beide Kurzschwerter und klopfte mir kurz auf die Schultern. Ich keuchte vor Schmerz.

" Oh Sorry Nike.", sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Dieser Sadist.

" Du bist tot!", rief Rhea plötzlich hinter mir und ich hob gerade noch im letzten Moment eines meiner Schwerter bevor sie mich im Gesicht traf. Ich stolperte einige Schritte zurück, die Wucht des Schlag hätte mich wahrscheinlich sofort in das Reich der Träume befördert, hätte ich nicht reagiert.

Verwunderung blitzte in ihren Augen auf, dann schlug sie auch erneut zu. Ein kurzer Schlagabtausch folgte, meine Schwerter immer in Abwehrhaltung, wärend sie unermüdlich auf mich einschlug. Ein Schlag von rechts, einer von links, ein weiterer von links und so weiter. Ich konnte mich nur wundern, wie ich bei dieser Geschwindigkeit ihre Bewegungen ausmachen konnte.

Meine Kopf fühlte sich auf einmal ungewohnt leer an, die verschiedenen Gedanken in ihm auf einmal verschluck, nur noch der Klang von Stahl auf Stahl und der Wind gaben mir meine Bewegungen vor. Mein Körper handelte aus Instinkt, schlug zum ersten Mal selbstständig zurück. Beim ersten Schlag erzitterte der Speer in Rhea's Händen, beim zweiten verlor sie kurzzeitig das Gleichgewicht, beim dritten nahm sich noch gerade rechtzeitig den Speer vor ihren Körper, um den Schlag zu parieren. Ihr Gesicht spiegelte die verschiedensten Emotionen; zuerst einem Verwunderten, einem Erfreutem, zu letzte einem Erschöpften.

Ich spürte ein ungewohntes Hochgefühl im Magen, spürte die Stärke in jedem Schlag und vergaß meine Umgebung. Mein Zustand erinnerte mich an einen Rausch, als ob ich LSD genommen hätte und gleich hinter Rhea ein sprechendes Pony auftauchen und Regenbögen pupsen würde. Verdammt, soweit ich wusste könnte das sogar der Realität entsprechen, diese ganze Welt war ein verdammter Drogentrip.

" Nike hör auf!", rief jemand schrill und ich hielt in der Bewegung an. Eines meiner Schwerter steckte zur Hälfte in der Wand, keinen Zentimeter von Rhea's Kopf, das andere schwebte bedrohlich über ihrem Herzen. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und ließ die Waffe sinken.

Geistesabwesend hörte ich noch Gabriel, der irgendwas von Frauen, Mutterinstinkt und hochgestemmten Autos faselte.

Rhea fuhr sich durch die kupferfarbenen Locken und sah mich mit leicht geöffneten Mund an. "Was war denn das? Du bist wie eine verdammte Furie über mich hergefallen, hast mir keine Pause zum verschnaufen gegeben und hast dein Schwert in die Wand gerammt!"

Ich trat unruhig von einem auf den anderen Fuß, verdammt, was ist nur in mich gefahren. Solch ein Verhalten habe ich noch nie an den Tag gebracht. "Es... es tut mir leid. Mein Kopf war auf einmal einfach so frei von allen Gedanken und dann hat sich mein Körper wie von selbst Bewegt und irgendwie... habe ich mich vergessen.", gestand ich und sah zu Boden. Fast hätte ich Rhea ernsthaft verletzt.

" Spinst du!? Das war perfekt, so musst du Kämpfen!", rief sie, griff nach meinen schmerzenden Händen und hüpfte um mich herum.

" Ich muss mich entschuldigen für das, was ich gegen die Menschen gesagt habe! ", japste sie grinsend.

"Du hast doch gar nichts gegen meine Rasse gesagt."

"Oh...aber ich habe es gedacht!" Gabriel tauchte neben uns auf und lachte.

"Ja hat sie wirklich, aber jetzt kommt Leute. Es gibt Abendessen und ihr kennt doch das Sprichwort: Wer zuerst kommt mahlt zu erst." Sein Grinsen war ansteckend.

Trotzdem wanderte mein Blick über den Trainingsbereich; bis auf die Aufseher gab es hier keine weiteren Personen außer uns. So viel zum Thema früh.

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