Kapitel 46 Vampirdroge Teil 2

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(Nike)

Ich war nie eines dieser Mädchen, die bei etwas Blut anfingen zu zittern, in Ohnmacht zu fallen oder sich Übergaben und war auch ziemlich Stolz darauf und trotzdem schlug ich die Augen auf und wusste, ich hatte nicht geschlafen.
Obwohl in den Kerkern, die unsere Schlafzimmer darstellten keine Fenster angebracht waren und man dadurch leicht das Zeitgefühl verlor, wusste ich, dass der nächste Tag angebrochen war.

Es herrschte müde Stille in den Kerkern, was verriet, dass es noch nicht 6 Uhr morgens war und unsere Wärter noch nicht soweit waren uns mit Wasserschläuchen und viel Lärm zu wecken.

Ich musste nicht einmal blinzeln, damit sich meine Augen an die tiefe Dunkelheit gewöhnten, ein weiteres Indiz, dass meine Menschlichkeit, die mich wie ein tröstende Decke ummantelte nun wie abgeblätterte Farbe langsam von mir abfiel.

Es war nicht schön, nicht einmal hässlich dieser Vorgang, er verlief schlichtweg wie die Metalorphose einer Raupe.

" Du bist wach," hörte ich Rhea leise sprechen. In ihrer Stimme klang Unsicherheit mit und ich fragte mich warum. Ich fragte mich überhaupt woher das Blut an den Gitterstäben stammte, dass mich allem anschein nach so ausflippen ließ.

"Ja," meine stimme klang kratzig und rau als ob ich sehr lange sehr laut geschrien hätte" du auch."

Langsam bemerkte ich einen großen Klumpen in meinem Magen, der mir die Tränen in die Augen trieb, obwohl ich mir geschworen hatte nicht zu weinen. Schnell blinzelte ich die aufsteigenden Tränen weg und atmete tief ein und aus. Mein Gehirn nahm wohl nur schleppend seine Arbeit wiedet auf.

" Geht es dir gut?" Das Bett gab leise Geräusche von sich als Rhea aufstand und zu mir kam.

"Was ist passiert?" Ich gab auf die einzelnen Puzzelteil zusammensetzen zu wollen, dafür hatte ich nie die nötige Geduld oder das Talent besessen. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ich Puzzel nur mit menschlichen Knochen hätte spielen können.

" Du erinnerst dich nicht?" Sie setzte sich an die Bettkante meines Bettes, ihre kupfernen Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden.

"Noch nicht." Auch ich richtete mich auf, konnte aber nicht die aufsteigende Wut begreifen, die mich überkam als ich Rhea in die leuchtenden Augen sah.

"Vielleicht solltest du dich ni..." ich gab ein kehliges Knurren von mir.

"Komm mir bloß nicht mit diesem Schwachsinn!"

Ein kleiner Kieselstein flog gegen die Gitterstäbe, ich ignorierte es.

"Darius war da."

Das Gesicht des breit grinsenden Mannes blitzte auf als er von einer Überraschung sprach.

" Welche Überraschung?", meine Fingernägel gruben sich in das zwarte Fleisch meiner Hände.

"Johnny, er hat ihn zu einem Vampir gemacht."

Ich schluckte irgendwas in meinem Mund herunter, vielleicht war es die bittere Galle die mir bei diesen Worten hoch gestiegen war.

Eine Reihe Bilder blitze vor meinem Auge auf, spritzendes Blut, abgetrennte Gliedmaßen und Johnnys ernstes Gesicht.

Leise Flüche entdrangen sich meiner Kehler, ich verfluchte Johnny für seine Bitte, ich verfluchte Darius für seine dummen Machtspielchen und ich verfluchte mich selbst für diese derzeitige Situation.

"Kopf hoch Nike, der Tag ist jung und du weißt nie was passiert!", versuchte Rhea mich aufzumuntern.

"Hm" Ich schwang meine Beine aus dem Bett und setzte mich neben Rhea hin. " Manchmal könnte ich dich für deinen Optimismus umbringen."

"Ich weiß, aber dann hättest du niemanden, der dir den Arsch rettet. Und jetzt ist es genug mit den negativen Gefühlen, gleich gibts Frühstück und es ist Pancake Tag."

Noch mehr Steine flogen gegen unsere Gitterstäbe.

Ich seuftzte und blendete das dabei entstehende Geräusch erneut aus. "Du bist einfach nur krank, irgendwas muss in deinem Kopf ganz seltsam verdreht sein."

"Nein gar nicht wahr.", sie verdrehte ihre Augen und richtete sie dann zu den Gitterstäben. " Gott woher kommmt denn der Gestank?"

Mit einem schlag machte auch meine Nase bekanntschaft mit dem Geruch von Moor und verfaulendem süßlichen Fleisch. Ich hielt mir die Nase zu. " Eindeutig von da draußen."

Mein leerer Magen rumorte lautstark bei dem unappetitlichen Geruch.
Für einen Moment herrste Stille, dann hörte ich leises Schlurfen und das Geräusch von Stein auf Metall.

In den benachbarten Zellen machten sich die ersten Insassen bemerkbar und traten näher zu den Gittern, um Ausschau nach dem Ursprung des Geruches zu halten.

Auch Gabriels roter Schopf tauchte in einer Zelle versetzt von mir auf, also hatte er seinen gestrigen Kampf gewonnen.

Rhea machte Anstalten ebenfalls an die Gitterstäbe zu gehen, doch ich packte sie einem Instinkt folgend am Arm und schüttelte den Kopf.

Was auch immer in unsere Richtung kam, es roch nicht freundlich und in diesem Moment hatten wir keinerlei Waffen bei uns.

Leises zischen wie von einer Cobra erklang in dem Durchgang gefolgt von entsetzen aufkeuchen weiter entfernter Insassen.

Zwei Minuten vergingen, begleitet von einem immer lauter werdenen Geräuschpegel bis sich die erste verrottete Hand vor unsere Zelle schob. Es folgte der Kopf, die andere Hand und der Rest des Körpers.

Dieses Wesen, nein diese Wesen liefen auf allen vieren, wie Spinnen denen einige Beine fehlten durch den Gang und schwangen ihre Köpf in einem Takt hin und her den nur sie kannten.

"Um Gottes Willen." Rhea hielt sich die Hand vor den Mund und schluckte hörbar, auch mir versagte die Stimme für einen Moment.

Es war klar, dass diese Wesen Vampire waren obwohl ihnen die vampirische Schönheit fehlte, die das Dasein als Untoter mit sich brachte,verfügten sie doch über die gefährlichen Reißzähne und den leicht rötlichen Schimmer der Augen.

"Ich hatte ja keine Ahnung, dass die Gerüchte wahr sind."

Ich sah zu Reah. " Gerüchte?"

"Ja.", sie löste ihren Blick von den Kreaturen und sah mich an. "Die neue Vampirdroge, die Darius in Umlauf gebracht hat, soll den Verfall eines Körpers beschleunigen und die Abhängigen zu Zombies machen."

Zombies war ein guter Begriff für diese Kreaturen, denn da wo frische Haut hätte sein sollen, war die Haut gerissen und hing zum Teil in Fetzen von blutigen Wunden.

" Wie kann jemand so mächtiges seinen eigenen Leuten solch ein Schicksal antun?"

"Indem man von Grund auf verdorben ist und gute Beziehungen zum Rat hat."
Reah griff unter ihr Bett und förderte ein neues Shirt zu Tage.

"Wer ist der Rat? Etwa eure Regierung?" Meine Hand glitt ebenfalls unter mein Bett, um mir frische Sachen anziehen zu können.

"Das ist eine lange Geschichte aber ich erzähle sie dir beim Frühstück." Sie schob sich eine ihrer Locken aus dem Gesicht und verzog ihr Gesicht angewidert.

"Ich werde die Person Gott nennen, die Darius seine verdiente Strafe zukommen lässt."

Ich lächelte. " Du kannst gerne schon anfangen mich Gott zu nennen."

Burning GoddessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt