Kapitel 24- Erinnerung an längst vergangenes

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(Nike)

"Warum hast du mir nicht erzählt, dass du Aiden Nightwalker persönlich kennst!?", rief Rhea viel zu laut und tänzelte dabei durch unsere neue Zelle.

" Das habe ich doch so eben.", murmelte ich und setzte mich in den einladenden braunen Sessel." Aber wie du es bemerkt hast hat er mich nicht erkannt."

Meine Gedanken schweiften wieder zu dem Szenario in der Arena. Aiden vor mir, der stinkende grüne Fuß des Kobolds in meiner Hand, der wütend funkelnde Blick des Vampirs über uns. Fast hätte ich Aiden gesagt, dass ich Nike bin, jenes Mädchen, dass er fast geküsst hätte und mit dessen Butler sie seine Sprache gelernt hatte. Dabei wusste er nicht mal, dass ich Nike heiße, alles nur wegen den Geschichten meines Volkes , die weder Hand noch Fuß hatten.

Oh verdammt, zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich in all diesen übernatürlichen Kreaturen nicht die Mörder meines Volkes sondern Freunde. Mit einer von ihnen würde ich sogar kämpfen müssen.

" Aber jetzt hast du mich neugierig gemacht, ich dachte ihr Menschen versteckt euch bloß, oder habt eine geheime unterirdische Stadt gebaut. Doch du übertriffst all meine Vorstellungskraft. Ich meine wie hast du Aiden kennen gelernt oder so lange mir zwei Männern in der Gruppe überleb", sprudelte es nur so aus ihr heraus.

Ich stieß ein Seuftzen hervor und streckte mich. " Rhea es ist schon spät, können wir nicht schlafen? Nach deinen Training fühlen sich meine Glieder wie Wackelpudding an und morgen werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit bevor die Sonne auf geht geweckt und gezwungen zu trainieren!"

Rhea fing an zu kichern, sie kicherte wirklich." Es tut mir leid Nike, weißt du, wir werden morgen später geweckt! So lange wir nicht sterben erhalten wir die gleichen Privilegien, wie die Zwillinge und das alles nur wegen dir!"

" Klappe halten oder wir erledigen euch noch vor dem Arenakampf!", rief eine dumpfe Stimme den Flur entlang.

Sofort waren Rhea und ich in Alarmbereitschaft und sahen durch die Gitterstäbe hindurch zu dem in der Ferne leuchtenden Punkt. Dort hatten die blonden Zwillinge ihr Zimmer.

"Geht doch.", rief eine zweite, etwas tiefere Stimme, das musste der Bruder gewesen sein.

"Wie wäre es, wenn wir uns hinlegen und ich dir die Kurzfassung erzähle?", fragte ich Rhea und erntete einen ernsten Blick." Die lange Fassung und ich besorge dir morgen Schokolade."

Ich war gerade dabei in mein mit Seide bedeckte Bett zu steigen als ich inne hielt. "Was ist Schokolade?"

Einige Sekunden schien es als ob die Zeit anhielt, Rhea's Augen weiteten sich, trugen einen erstaunten Ausdruck in sich und fingen dann an feucht zu schimmern. Hatte ich gerade etwas falsches gesagt, war es vielleicht eine Beleidigung gewesen?

"Rhea, wenn ich dich gekränkt habe, dann tut es mir wirklich leid. Ich kenne mich noch nicht so recht mit dieser Welt aus..."

Der Halbling hob die Hand und brachte mich damit zum Schweigen. "Pscht Süße, ich hatte ja keine Ahnung was man dir angetan hat.", sie wischte sich theatralisch ihre Augen ab." Es muss wirklich eine schlimme Folter gewesen sein. Doch jetzt ist es vorbei, morgen werde ich dir das Heilmittel für jegliches Problem einer Frau besorgen, so wahr ich Rhea heiße!", versprach sie feierlich und stieß dabei die Faust gen Himmel.

Ich verstand gar nichts, Schokolade ist ein Heilmittel? Und es wirkte nur bei Frauen? War es so etwas wie eine Droge, immerhin hat sie etwas von Folter gesprochen?

" Was ist Schokolade?"

"Schokolade ist eine Mischung aus Kakao und vieeeel Zucker, die einfach nur göttlich Schmeckt und dich wirklich alles für einen Moment vergisst. Wie ein Stückchen dir einfach auf der Zunge zergehen....", träumte sie und tänzelte dabei zu ihrem Bett und ließ sich mit einem lauten Seuftzer fallen.

" Und jetzt erzähl mir deine Geschichte, Nike die Menschliche." Kupferfarbene Locken kräuselten sich um ihre Schultern als sie sich auf die Seite legte und mir ins Gesicht sah.

" Ehm,ok. Also ich bin als jüngste in meiner Familie zur Welt gekommen. Meine Schwester, Dinaela, war vier Jahre älter als ich. Mein Vater starb kurz nach meiner Geburt, drei Jahre später auch meine Mutter. Also wurden Dinaela und ich von einer kinderlosen Familie aufgenommen und versorgt. Das Leben im Bunker war zwar einfach, aber es war sicher und man konnte viel Zeit mit anderen Kindern verbringen. Irgendwann bin ich mit einigen meiner Freunde auf die Idee gekommen den umliegenden Wald und die Berge zu erkunden. Wir fanden es zu dieser Zeit ziemlich aufregend, doch im Grunde war es nur sehr dumm. Wir gerieten in Schwierigkeiten, eine Gruppe von Drachenwandlern stieß auf uns und drängte uns in ihre Höhle...", meine Stimme brach bei der schmerzhaften Erinnerung auf das folgende.

" Deshalb hast du Brian so mörderisch angesehen, als du erfahren hast, dass er zum Teil ein Drachenwandler ist, muss es dich eine Menge gekostet haben, ihn nicht sofort zu töten."

Ich nickte. Mehr brachte ich in diesem Moment nicht fertig, doch ich war es Rhea schuldig, sie musste wissen mit wem sie in die Arena stieg.

" Jedenfalls hat meine Schwester sich auf die Suche nach mir gemacht und mich auch gefunden. Sie hat die Drachenwandler von uns abgelenkt und wurde dabei schwer verletzt. Alle konnten fliehen, nur sie nicht. Wir mussten sie verletzt zurück lassen... Es wäre ein Segen gewesen, wenn sie an ihren Verletzungen gestorben wäre, doch das ist sie nicht. Ich war sechs zu der Zeit, konnte meine Schwester nicht alleine lassen und lief keine zwei Stunden wieder in die Höhle, um nach ihr zu suchen. Was ich fand war zu viel für mich. Dinaela hing angekettet an der Felswand, ihr ganzer Körper voller Blutergüsse, doch ihre schweren Verletzungen waren versorgt worden. Verstehst du, sie wollten sie foltern und uns warnen!", schluchtzte ich und wischte mir eine Träne von der Wange.

" Sie bat mich davon zu laufen, das Blut hatte sich in ihren Lungen angesammelt und nahm ihr langsam die Luft. Und trotzdem hatte sie mehr Sorge um mich als um ihr eigenes Leben. Sie schrie mich an, dass ich laufen solle und sie vergessen solle. Drohte damit, dass sie im Himmel nicht auf mich warten würde und so rannte ich los. Ich rannte und rannte, spürte den Atem eines Verfolgers im Nacken und schlussendlich fing er mich auch. Er zerfetzte mit seiner Klaue meinen Rücken, ließ meine Wirbelsäule intakt und leckte mit seiner Zunge das heraus strömende Blut auf, bohrte seine Zunge in mein Fleisch wärend ich zappelnd und windend unter ihm lag. Es wäre mein Ende gewesen, wären Johnny und Marcus nicht in diesem Moment aufgetaucht. Sie töteten ihn und versorgten meine Wunden."

Das Blut des Drachenwandler hatte sich über meinen ganzen Körper verteilt als ihm der Kopf abgeschlagen wurde. Ich hatte kaum reagiert, spürte nur den stechenden Schmerz in meinem Rücken, spürte den kühlen Windzug der über meinen Körper strich und schmeckte den Geschmack von Blut nach einer Mischung von Eisen und Kupfer. Meine Wahrnehmung hatte sich getrübt und nur das noch warme Blut wärmte meinen Körper. Es hatte sich angefühlt als ob ich langsam in die Dunkelheit entgleitet und dann waren da diese beiden Männer. Der eine alt und knochig, der andere jung und muskulös. Gegensätze wie Tag und Nacht die mir eine zweite Chance gaben.

Burning GoddessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt