Kapitel 42 Der erste Schritt ins Nirgendwo

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(Nike)

Ich hörte das Gebrüll der Menge noch in dem dunklen Durchgang zu unseren Kerkern. Sie hatten Blut geleckt und waren richtig in fahrt, was auch kein Wunder war, nach dem was sich dort abgespielt hatte.

" Geht es dir auch wirklich gut?", fragte mich Rhea zum gefühlten hundertsten Mal.

Seufzend nickte ich und betrachtete meine Kleidung durch die Maske die ich noch immer trug hindurch. Meine Brüste wurden knapp von etwas Leder bedeckt, während mein Rücken sowie mein ganzer Bauch frei lagen. Der ehemalige 'Rock', wenn man ihn überhaupt so bezeichnen durfte, war soweit weggebrannt, dass nur der breite Gürtel tief auf meiner Hüfte lag und die entscheidenen Zonen verdeckte. Von meinen Schuhen war nichts übrig geblieben. Einzig meine Maske schien die Hitze überstanden zu haben, nur an deren Rändern spürte ich leicht die Hitze.

"Mr. Blade wird nach den Spielen bei Ihnen vorbeikommen, bereiten sie sich darauf vor und ziehen sie die bereitgestellten Sachen an.", brummte der Wachmann hinter mir und schubste mich mit Rhea in unseren Kerker. Fast sofort rastete das Schloss ein.

Wir beide schenkten dem keine Beachtung.

"Du scheinst ganz schönen Eindruck hinterlassen zu haben.", hörte ich Rhea sagen und betrachtete dabei die schlichte schwarze Shorts und das dazu passende Tshirt. Sogar ein Slip lag dabei.

" Sagst gerade du. Was hast du da für eine Show abgezogen? Ich habe mich wegen dir fast eingepinkelt!",gab ich leise zurück.

Die Angst um meine Freundin lag mir noch immer schwer im Magen und nachdem das Adrenalin langsam abzueben begang traf mich dies im vollem Ausmaß.

" Etwas Show muss sein, sonst wären wir jetzt nicht die Lieblinge des Publikums."

" Das will ich auch gar nicht sein. Diese Männer und Frauen sind schlimmer als die Gladiatoren, die sich im Blut sulen!"

Ich strich die Reste meiner Klamotten ab und und schmiss meine Maske in die hinterste Ecke des Kerkers. Klackernd kam sie auf dem Boden auf.

"Und was ist mit deinem Werwolf?", feixend sah sie mich an und wechselte dabei ihre Kleidung.

" Er ist nicht mein Werwolf!", ich hielt die Hand hoch um sie davon abzuhalten mir ins Wort zu fallen. " Immerhin hat er noch immer nicht verstanden wer ich bin, dabei sind wir auf seine Hilfe angewiesen, wenn wir hier rauß wollen.", zischte ich leise.

Mit einem Mal war Rheas Mine ernst, ihre sonst so hellen grünen Augen verdunkelten sich soweit, dass man die gelben Sprenkel umso besser erkennen konnte.

" Darius' Hexe hat ganze Arbeit geleistet, die gesamte Arena wie auch das Kolosseum sind mit mehreren Zaubersprüchen belegt. Normalerweise sollten sie einen so mächtigen Werwolf wie Aiden nichts an haben können, doch das Miststück muss sich hilfe geholt haben. Ich spüre schwarze Magie."

Ich hatte mich nun komplett angezogen und band mir gerade die neuen Turnschuhe bis ich inne hielt und sie stirnrunzelnd ansah.

" Von was für Zaubern sprechen wir hier?" Beschämenderweise musste ich zugeben, dass mir davon gar nichts aufgefallen war.

" Es muss dir nicht peinlich sein, die wenigsten wissen, wie viel Magie in der Luft liegt. Es ist schon fast wie ein flimmern in der Luft." Sie setzte sich auf ihr Bett und atmete aus, ihre Wunden heilten bereits. " Ich kann die Zauber auch nur aufgrund meiner vielen Leben wahrnehmen, es ist also nicht so als ob Elfen oder Sirenen irgendeine Affinität zur Zauberrei hätten. Deshalb kann ich dir auch nicht sagen um welche Zaubersprüche es sich genau handelt."

Mein Blick ruhte weiterhin auf ihr, während ich mein Haar zu einem losen Zopf flocht. " Mir kommt es nicht so vor als ob du gar nicht Zaubern könntest, immerhin kann ich mich sehr gut an deinen Pfeil erinnern."

Damit wies ich sie auf meinen zweiten Tag im Kolosseum hin und dem ersten Tag unserer Partnerschaft.

" Das ist keine Zauberrei, das ist meine Fähigkeit.", kam die schlichte Antwort von ihr.

" Ist es nicht das gleiche?"

Ich ließ mich wie einen nassen Sack fallen und starrte an die Decke des Kerkers. Er war karg und grau, jedoch konnte man kein einziges Spinnennetz sehen, so als ob die Tiere wüssten, mit welchen Kreaturen sie es zutun hätten.

"Nein. Zauberei erfordert immer etwas aus der Außenwelt, ob es sich dabei um Molchsaugen oder Rattenschwänze handelt ist egal."

Ich verzog das Gesicht. Das Klischee der Hexe war somit erfüllt.

"Widerlich."

" Kannst du laut sagen." Eine kurze Zeit herrschte Stille im Raum bis sie weiter sprach. "Doch Fähigkeiten haben ihren Ursprung aus dem Inneren. Du könntest es Ki nennen."

Bei ihren Worten dachte ich daran zurück, wie ich gegen Vesik gekämpft hatte.

Die Flammen hatten an meinem Körper geleckt, waren jedoch weder schmerzhaft noch heiß gewesen. In meinem Inneren hatte es jedoch gebrodelt und ich hätte schwören können, dass flüßige Lava durch meine Venen pulsierte.
Doch mein Kopf war erstaunlich klar geblieben. Ich hatte genau gewusst was zu machen war, es erschien mir sogar logisch um Aidens Erlaubnis zu bitten...

Und dann hatte ich dem Miststück das noch schlagende Herz aus der Brust gerissen. Es hatte sich leich und warm in meiner Hand angefühlt, fast wie eine kleines Küken.

" Woher wusstest du, dass mir Vesik nichts an haben kann?"

Wieder diese Stille.

" Du zeigst Eigenschaften von Drachenwandlern und zwar nicht die verkümmerten sondern voll ausgeprägten. Du scheinst unverwundbar, heilst sehr schnell und deine Augen leuchten in einem strahlenden Silber, wenn du in der Hitze des Gefechts bist. Da war es nahelegend, dass du auch feuerfest bist."

"Drachenwandler haben keine leuchtend silbernen Augen.", murmelte ich nachdenklich und versuchte das eben gehörte zu verarbeiten.

" Die modernen Drachenwandler nicht mehr, aber es gibt Gerüchte, denen zufolge früher innerhalb der Drachenwandlergesellschaft größere Unterschiede bestanden, da sie ja nachkommen von unterschiedlichen Drachen waren. Mit den Jahrhunderten sind diese Unterschiede jedoch untergegangen."

Ich hörte aufmerksam zu. " Das heißt du hast russisches Roulett mit mir gespielt ohne zu wissen an welcher Stelle die Kugel steckt?"

Es raschelte und Rhea setzte sich neben mich hin. " Nike, ich habe viele Leben gelebt, ich habe vieles gesehen und vieles vergessen, aber seitdem du hier bist beginne ich mich an immer mehr zu erinnern. Du bist etwas besonderes und das spüren alle meine Leben."

Ich wandte den Kopf zu meiner einzigen Freundin. "Rhea bevor ich hier hin kam war ich ein einfacher Mensch. Eine Rarität in dieser Welt. Ich hasste meine Leben, jegliche Existenz auf diesem Planeten und vor allem hasste ich mich selbst für den Tod meiner Schwester. Und jetzt möchtest du mir sagen, dass ich zu größerem bestimmt bin als hier in den Kerkern zu versauern oder elendlich zu sterben?"

"So siehts aus.", ihre Augen funkelten wieder belustigt.

"Daran kann ich erst glauben, wenn ich Darius Blade das Herz herausgerissen habe."

"Versprochen?"

Ich zog eine Augenbraue hoch. " Versprochen"

Auf dem Gesicht meiner Partnerin bildete sich ein breites Lächelnd während mich das Gefühl überkam, ich hätte einen Packt mit dem Teufel geschlossen.

Verdammt. Irgendwas hatte ich übersehen.

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Hoffentlich hat euch dieses Kapitel etwas mehr Hinweise auf den Verlauf der Geschichte gegeben und hiermit muss ich auch verkünden, dass wir uns langsam dem Finale nähern.
Aber nicht traurig sein, dass bedeutet nicht, dass die Geschichte damit endet, vielmehr bedeutet es, dass es ein zweites Buch geben wird.
Ich hoffe ihr freut euch darauf!

Burning GoddessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt