Hallo meine treuen Leser,
ich wollte euch schon eine ganze Weile lang zeigen, dass ich mir durchaus eure Anregungen und Kommentare zu Herzen nehme. Es ist auch kein Geheimnis, dass ich dieses Buch hier irgendwann überarbeitet und verbessert als Buch veröffentlichen möchte...naja wenn es denn funktioniert.
Aber genug geredet. Das hier ist das erste Kapitel in meinem eigentlichen Buch und wurde noch nie von jemand anderem außer mir gelesen. Hoffentlich gefällt es euch und natürlich steht es euch frei Verbesserungsvorschläge zu machen!
Viel Spaß beim Lesen!
TIPP: Lest doch noch mal das erste Kapitel zum Vergleich:)
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Kapitel 1
Werwölfe, Vampire, Dämonen, Nymphen, Hexen, Kobolde sie alle sind unseren Köpfen entsprungen, ausgedacht von übereifrigen und sehr fantasievollen Menschen wie Bram Stoker. Sie fanden in Büchern von Autoren des 21. Jahrhunderts ihren Platz und zählten schon immer zu den Sagen und Legenden. Welcher Mensch aus der heutigen Zeit würde denn auch glauben, dass es so etwas wie Magie und Hexerei geben könnte? Niemand. Schon immer herrschte der Mensch als mächtigstes Wesen über die Erde, baute Festungen, regierte und führte Kriege. Genau diese Denkweise besiegelte vor fünfhundert Jahren den Untergang der Menschheit, als die Mächtigen der Welt ihre Atomwaffen einsetzten. Es hätte das Ende sein können, doch es war der Anfang der kompletten Ausrottung einer ganzen Spezies. Überall auf der Erde wurden unerwartet Stimmen laut. Die ehemaligen Sagenkreaturen warfen ihre menschliche Haut ab und dezimierten in nur einer verhängnisvollen Nacht die Menschheit auf 60 Prozent ihres Ursprungs. In den folgenden Jahren ging die Zahl auf unter zehn Prozent zurück. Es war nur eine Frage der Zeit bis kein einziger Mensch mehr am Leben war. Die Menschen waren gezwungen sich zu verstecken und fortan den Platz der Mythen einzunehmen. Das sagten jedenfalls die lückenhaften Geschichtsbücher. Für mich stand jedoch eins fest, ich war keine Sagengestalt, ich bestand aus Fleisch und Blut und jede Zelle meines Körpers schrie Mensch, ebenso wie die meiner beiden Freunde. Auch wenn wir wahrscheinlich die letzten unserer Art waren, so hatten wir unseren Willen zu überleben nicht aufgegeben. Und trotz fünf Tage andauernden Strapazen, die die Überquerung der Sümpfe in Louisiana mit sich brachte und dem drohenden Hungertod, war der Ausblick auf einen noch unbenutzten Notfallbunker der Menschen ein ausreichend großer Hoffnungsschimmer, um uns voran zu treiben. Vor mir stolperte Johnny über die Wurzeln eines Sumpfbaumes und landete mit einem saftigen Platschen im Matsch. „Pass doch auf, wo du hingehst. Es sind nur noch einige Meilen bis zum Lager und wir können jetzt gerade keine Verletzungen erlauben!", fauchte Marcus neben mir. Seine Worte hätten wahrscheinlich viel respekteinflößender geklungen, wenn er nicht selbst kaum Kraft zum Sprechen gehabt hätte. So sah man seiner im Normalzustand schon hageren Gestalt die Strapazen der Reise merklich an. Trotz seines schlamm bedeckten Gesichts, konnte man seine tiefen Falten erkennen, die von seinen über fünfzig Jahren Lebenserfahrung sprachen.
„Ich bewundere wirklich deinen Enthusiasmus, alter Freund, aber es muss schon ein verdammtes Wunder geschehen, damit wir es lebend aus dem Gebiet der Wölfe schaffen." Vorsichtig richtete sich Johnny zu seiner stattlichen Größe von knapp zwei Metern auf und funkelte den kleineren Marcus aus seinen strahlend blauen Augen an. Sein breiter Brustkorb spannte sich unter dem dreckverkrusteten, rissigen, schwarzen Shirt, während er versuchte seinen Atem zu beruhigen. Johnny war schon immer sehr temperamentvoll gewesen, wusste jedoch, dass Marcus ihm nicht nur in Sachen Erfahrung überlegen war. Der alte Mann in unserer Gruppe mit dem messerscharfen Verstand, hatte nicht nur das taffe Auftreten eines Admirals, sondern auch dessen Ausbildung. Mit einem geübten Blick nahm er seine Umgebung in sich auf und ganz gelehrige Schülerin machte ich es ihm nach. Das dichte Unterholz, die riesigen Pflanzen und die Sumpfbäume wirken bedrohlich, während sie sich im aufziehenden Wind bewegten. Die tief liegende Sonne warf lange Schatten über uns hinweg und gab der Umgebung einen noch düstereren Ausdruck, noch unterstrichen wurde dieser Eindruck von dem Zirpen der Grillen und dem gelegentlichen Geräusch des Wassers, wenn Alligatoren eintauchten. Eine leichte Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut als sich mein etwas zu fantasievoller Kopf ausmahlte, wie hinter dem umgestürzten Baum einige Meter vor uns ein riesiges Alligator auftaucht, oder schlimmeres. Marcus räusperte sich und drapierte den Riemen seiner Umhängetasche neu auf seiner knochigen Schulter.
„Wenn du dich beruhig hast, sollten wir weiter gehen. Die Dunkelheit wird nicht lange auf sich warten lassen und ich würde es, wenn möglich, gerne vermeiden bei den Alligatoren zu übernachten. Du stimmst mir doch zu, Nike?", fragte er und sah mich aus seinen dunklen Augen an.
Ich nickte, wozu sollte ich auch etwas sagen, wenn ein Nicken viel kräfteschonender und ausdrucksstärker war? Ich musste niemanden etwas vormachen oder beweisen, mein Körper bestand kaum noch aus Muskeln, mein Magen grummelte schon seit zwei Tagen vor sich hin und die Blasen an meinen Füßen mussten schon längst ihr Eigenleben entwickelt haben. Trotzdem durfte ich mich nicht beschweren, denn die von Grund auf unterschiedlichen Männer hatten eines gemeinsam, sie würden alles für mich tun und das hatten sie oft genug bewiesen. Ich wusste zwar nicht, womit ich das verdient hatte, doch ich war ihnen einfach nur dankbar, besonders in solchen Zeiten.
„Jetzt mach keinen auf Daddy, du alter Sack, wir machen ja schon hin, aber wir stecken wortwörtlich bis zu den Knien in Scheiße, Alligatorenscheiße wohlgemerkt", grummelte es nur zu meiner linken von Johnny und ließ seine Worte von dem tiefen schmatzen unserer Schuhe untermahlen.
Er log nicht, wir steckten in Scheiße, aber ich wäre auch nicht verwundert gewesen, wenn der Dreck an unseren Körpern, den wir mit geriebenen Pflanzen auf unserer Haut verteilt hatten, nicht auch zu einem hohen Prozentsatz daraus bestand. Ich strich mir vorsichtig das nasse Haar aus dem Gesicht und beeilte mich mit den Männern Schritt zu halten, dabei war Johnnys leises Keuchen ein noch größerer Ansporn die vor uns liegenden Meilen möglichst schnell zu überwinden.
„Reiß dich doch zusammen, Surfer Boy, langsam gehst du mir auf die Eier", beschwerte sich Marcus nach weiteren zehn Minuten des Wanderns. „ Du legst...es gerade ernsthaft auf einen Streit an oder?", keuchte Johnny durch zusammengebissenen Zähnen hindurch und warf mir einen kurzen Blick zu. Ich wusste, dass Johnny trotz seines Temperaments für mich den coolen, großen Bruder spielen würde, genau so sicher wusste ich auch, dass der Grund dafür mein Aussehen war. Ich konnte gelegentlich mein Spiegelbild in dem dreckigen Sumpfwasser erahnen. Mein Gesicht war ausgemergelt, die Wangen eingefallen, die grau-blauen Augen stumpf, trotz der Sonne sah meine Haut ungesund käsig aus.
„Ein ernst gemeinter Rat, wenn du nicht mehr kannst, dann sag bescheid. Wir haben Hunger und du bietest bestimmt genug Nährstoffe." Ich sog zischend die Luft ein. „Marcus, lass das, es ist nicht mehr witzig. Du kannst doch sehen, dass er Schmerzen hat und außerdem beschwert er sich doch auch nicht." „Ist schon gut, Nike, ich werde dich mit diesem alten Griesgram nicht alleine lassen. Dafür habe ich noch genug Ehrgefühl im Leib", er lächelte mich aufmunternd an, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. Schon an dem Tag unseres Kennenlernens, als die beiden mich gerettet hatten und sich darüber stritten, wer denn jetzt der größere Held war, bewunderte ich sie dafür, dass sie sich nicht schon vorher umgebracht hatten. Nun war ich diejenige, die sie davon abhielt sich umzubringen. „Danke Johnny." Ich brachte ein schwaches Lächeln zustande und konzentrierte mich dann auf den Weg vor mir. Auch ich durfte keine Last darstellen, ich musste in dieser Welt genau so stark und hartnäckig sein wie alle anderen. Ich musste es schaffen den anderen in den Arsch zu treten, denn wie sollte ich sonst mein Leben rechtfertigen? Ich war weder eine den Legenden angehörende Gestalt noch eines ihrer Haustiere, wie es einige, wenige Menschen vorgezogen hatten. Armselige Kreaturen waren sie, meine ganze Spezies bestand aus armseligen Kreaturen, die nicht die Macht hatten zurück zu schlagen. Ich durfte mir nichts vormachen, auch ich gehörte zu ihnen, ich war ebenso armselig wie sie und hatte genau so viele Sünden zu tragen. Nicht, dass ich von den Sünden meiner Vorfahren spreche; Atomwaffen und sinnlose Kriege, nein, ich spreche von meinen ganz eigenen persönlichen Verbrechen. Einst hatte Marcus, als ich noch etwas jünger war und ein echtes Reh mit einem Rehwandler verwechselt hatte erzählt, dass ich in dieser Welt immer wieder gegen meine eigenen Moralvorstellungen verstoßen würde, denn dort oben am sternenbesetzten Himmel gab es keinen Gott, der unsere Sünden aufwiegen würde. Zur gleichen Zeit liefen die ersten Rehwandler unter dem Ast, auf dem wir saßen, zu der zu Mensch gewordenen Leiche der Frau und verlangten nach einem Heiler. Ich schluckte und wartete bis der ganze Tumult abgeklungen war bis ich die Frage stellte, warum er glaubte, dass es keinen Gott dort oben gebe. Er hatte daraufhin nur leise und wissend gelacht. „Entweder existierte Gott nie und dieser Jesus und Noah haben die ganze Menschheit gründlich verarscht oder aber Gott ist vor fünfhundert Jahren selbst auf die Erde herabgestiegen und feiert jetzt mit all den anderen die größte Party ihres Lebens und die Menschen wurden dazu nicht eingeladen." Er hatte Recht, er musste Recht haben, denn wie konnte man sonst erklären, dass die Menschen kurz vor ihrer Ausrottung stehen. Wofür brauchte man da einen Gott, wenn es keine Menschen gebe, denen er Hoffnung und Frieden schenken konnte? „Achtung, Ast", brummte Johnny neben mir und drückte meinen Kopf mit seiner Hand etwas tiefer, damit ich mich nicht verletzte. Ich blinzelte, meine Gedanken hatten mich wie immer viel zu sehr beschäftigt und so hatte ich gar nicht gemerkt, wie die Dunkelheit langsam hereinbrach und wir immer mehr unserer verbliebenen Strecke zurückgelegt hatten. „Wie weit haben wir es noch?" Die Hoffnung, dass wir es gleich geschafft hätten trieb mich noch mehr an. „Noch gut eineinhalb Meilen, dann sollten wir in der Nähe des Schachts sein." „Meint ihr wir finden dort Proviant?" Johnny verstaute seine Hände in die Taschen seiner abgetragenen Lederjacke, langsam aber sicher verlor sich die von der Sonne geliehen Wärme und der Nebel der Sümpfe schwappte über die Ufer auf unseren Weg. Es schien als ob die Geister des Sumpfes sich aus den Tiefen der Schatten erhoben. Die Tiere in unserer Umgebung wurden immer leiser, fast als ob sie mit gedämpfter Stimme sprachen damit man sie nicht entdeckt. „Unsere Vorfahren waren Kriegstreiber, sie wussten, dass sie in schlechten Zeiten Jahre in einem Versteck verbringen mussten. Das bedeutet, dass wir genug Proviant finden dürften. Es sei denn, andere haben den Schacht vor uns gefunden, dann müssen wir uns aufs schlimmste gefasst machen." „Du meinst die Drachenwandler oder?", fragte ich ihn leise und vergrub mein Gesicht noch tiefer in dem zerrissenen Schal um meinen Hals. Der ehemals leuchtendrote Ton war verblasst und von Dreck bedeckt. „Es gibt noch mehr Kreaturen, die uns auf Platz eins der Delikatessen gesetzt haben.", murmelte Johnny und atmete tief aus, fast so als ob er versuchte sich von der Last seiner Erinnerungen zu befreien. „ Es bringt nichts sich um so etwas Gedanken zu machen, wenn dieser Schacht trotz allem unsere einzige Chance auf überleben ist. Die Nacht ist zu gefährlich als das wir riskieren könnten unter freiem Himmel zu schlafen, wenn nicht die Alligatoren uns fressen dann sicher die hier umherstreifenden Guhle oder Vampire." Ich nickte ruckartig während ich den Klos in meinem Hals versuchte runterzuschlucken. Johnnys Hand legte sich beruhigend auf meinen Kopf und er wuschelte mir mit einer fast schon zärtlichen Berührung durch mein Haar. „ Das packst du, du bist doch unsere Überlebenskünstlerin." Er lächelte mich mit einem beruhigenden Lächeln an und sah dann wieder gerade aus. „ Wir haben ein Ziel, es liegt direkt vor uns und das gilt es nun zu erreichen." „ Ja, Sire!", ich hob meine Hand an meine Schläfe und mimte einen salutierenden Soldaten nach. Marcus schnaubte nur amüsiert und zündete seine Taschenlampe an. „ Ab jetzt müssen wir noch aufmerksamer sein." Seine Hand glitt zu seiner Hüfte an der eine unauffällige Pistole hing. Auch Johnny überprüfte die beiden Messer, die in seinen Stiefeln steckten. Ich musste nicht nach meiner Pistole greifen. Ich spürte ihr Gewicht an meinem rechten Oberschenkel, schwer und beruhigend. „ Ihr beide wisst noch, wie unsere Regel lautete?" Marcus warf mir und Johnny einen kurzen Blick zu. „ Natürlich, die letzte Kugel in Nikes, meiner und deiner Pistole sind nicht für den Feind bestimmt, sondern für uns selbst, denn..." „Denn sollten uns die Dämonen der Nacht fangen, so würde unser Leben als Mensch ab da enden und ein Leben voller Qualen und Experimente würde auf uns warten. Lieber als freier Mensch sterben, als ein Versuchsexperiment zu überleben!", vollendete ich Johnnys Satz und sah entschlossen auf meine schwieligen Hände. So gingen wir schweigend weiter, Seite an Seite während um uns herum die Geräusche langsam verklagen bis nur noch das gelegentliche platschen des Wassers uns vor den nachtaktiven Alligatoren warnte. Es verging vielleicht eine halbe Stunde. Die Nacht wurde nach und nach von einem dreiviertel Mond und dessen ewigen Begleitern, den Sternen erhellt. Unser Atem bildete kleine Wölkchen in der Luft und machte die hungrigen Moskitos auf uns aufmerksam. „Mistviecher." Johnny schlug sich zum gefühlt zwanzigsten Mal gegens Gesicht und zerteilte dabei einen der Moskitos auf seiner Wange. „ Wir sind jeden Moment da, haltet euch bereit." „Ja!", hauchte ich und ignorierte dabei meinen schmerzenden Magen. „ Wir müssen nach etwas Ausschau halten, das..." Ein lautes, durch Mark und Bein dringendes Heulen durchschnitt die sonst so stille Nacht. „Nur ein einfacher Wolf, der sein Rudel verloren hat. So was gibt es ab und an.", flüsterte Johnny und zog entgegen seiner Worte eines seiner Messer. Ein Wolf, in den Sümpfen. Nein, ein Werwolf in den Sümpfen. „ Egal was jetzt passieren wird, wir treffen uns bei diesem Schacht, verstanden?" Marcus nahm das Scharfschützengewehr von seiner Schulter und entsicherte es. „ Dieses Baby hat ein eingebautes Nachtsichtgerät." Er übergab mir seine Taschenlampe und sah durch das Visier, genau in die Richtung aus der das Heulen ertönte. Zu meiner Rechten begangen die Zypressen im nicht vorhandenen Wind zu rascheln. „Johnny." Meine Stimme zitterte nicht als ich das Licht der Taschenlampe dorthin richtete und blutrote Augen aufblitzten. Nicht einmal eine Sekunde später drängte sich Johnnys Gestalt vor mich. „Ganz ruhig, Nike. Wenn wir sagen lauf, dann läufst du ohne dich umzudrehen und suchst dir ein Versteck, morgen treffen wir uns am ausgemachten Ort. Verstande?" Seine Stimme, Johnnys Stimme zitterte keinen Augenblick und doch wusste ich tief in meinem Inneren, dass wir tief in der Scheiße steckten. Und wieder wollten die beiden mich beschützen. „ Ich kann euch helfen!" Ich zog meine Pistole und entsicherte sie. „ Ich bin eure Rückendeckung." „ Vergiss es Mädchen, du wirst uns nur ablenken und im Weg stehen." Dieses Mal sprach Marcus, der noch immer konzentriert durch das Visier hindurch spähte. Ein Kreischen wie von einem sterbenden Tier erklang nur einige hundert Meter aus der Richtung aus der zuvor das Heulen gekommen war. Meine Muskeln spannten sich genau wie die von Marcus an. Dennoch atmete er ruhig, sein Mund zu einem harten Strich verzogen. Dann formte er etwas mit seinen Lippen bevor zu meiner Rechten, Johnnys Seite und zu meiner Linken, Marcus Seite jeweils zwei Vampire auftauchten. Mein Herz rutschte mir in die Hosen. Wir hatten schon schlimmeres erlebt, oder etwa nicht? „Lauf!", schrien sie ohne zu zögern und eröffneten damit den Kampf. Ich erstarrte, meine Muskeln fühlten sich wie unter Strom gesetzt, ich sah die weit geöffneten Münder der Vampire, wie Geifer von ihren Eckzähnen tropfte und ihre Augen wild hin und her schossen. Meine Hand, in der die Pistole noch immer schwer und warm lag zitterte unkontrolliert, mein Herz klopfte so schnell wie ein aufgescheuchter Vogelschwarm. „Mädchen beweg deinen Hintern von hier weg!", rief Jimmy. Dann hörte ich nur ein Keuchen als er zu Boden geworfen wurde und mit dem Messer versuchte auf den über ihm aufragenden Vampir einzustechen. Man konnte nur erahnen, dass dieser Vampir ein Frau gewesen war, groß und schlank mit ehemals perfekten Kurven, die jetzt jedoch wie bei einer heiß gewordenen Wachsfigur unproportional verschoben waren. „Menschen!", zischte das Wesen und hob die messerscharfen Klauen in die Luft. „Nein!" Schüsse ertönten und trafen den Vampir mitten ins Gesicht. Erst jetzt realisierte ich, dass ich geschossen hatte. Meine Hände zitterten noch immer unkontrolliert. Ich spürte etwas Nasses meine Wangen hinunter laufen. Ich hatte Todesangst. Irgendetwas traf mich am Rücken und ich stolperte einige Schritt zur Seite bevor meine Füße in dem matschigen Boden halt fanden. „Renn endlich. Renn!" In Marcus Augen zeichnete sich etwas Wildes ab. „Wir treffen uns Nike, versprochen. So leicht sind wir nicht tot zu kriegen." Ich schluckte, alles in mir schrie danach zu fliehen, doch gleichzeitig sagte mir mein Herz, dass ich da bleiben und kämpfen sollte, so wie es mir die beiden beigebracht hatten. Marcus, Johnny...sie waren meine Familie, sie waren meine Retter, wie könnte ich sie jemals zurück lassen. Eine Kugel schlug nur einige Millimeter von meinen Füßen entfernt in den Boden ein. Ich taumelte zurück und sah auf. Marcus hatte ohne mich anzusehen seine Pistole gezogen und in meine Richtung geschossen. „ Hau ab! Verschwinde! Ohne dich sind wir besser dran." Er biss die Zähne zusammen und verpasste dem Vampir vor ihm einen Kopfschuss. Ich öffnete meinen Mund, wollte etwas erwidern, kämpfen und doch bewegten sich meine Beine nicht auf den Kampf zu, sondern von ihm weg. Ich rannte mit brennenden Augen den Weg zurück den ich gekommen war, die Taschenlampe vor mich haltend um ja nicht zu fallen. Der Nebel am Boden lichtete sich für mich wo auch immer ich hin trat während ich nicht anders konnte als still vor mich hin zu weinen. Wie konnte ich mir einbilden den beiden eine Hilfe zu sein. Ich war ein Klotz am Bein, ein kleines Mädchen ohne Familie, ein hilfloser Mensch. Mich meinen Gefühlen für nur einen Moment ergebend schloss ich die Augen. Fast zeitgleich verfing sich mein Bein in einer am Boden wachsenden Wurzel und ich stürzte zu Boden. Mein Hände rutschten an dem matschigen Boden aus, vergeblich auf der Suche nach Halt während ich ein zischen in meiner Nähe hört. Kein vampirisches Zischen, doch genauso gefährlich. In meinen rechten Stiefel sickerte Wasser und da wusste ich, dass nicht die Vampire mich töten würden sondern ein einfacher Alligator. Ich krallte meine Finger noch tiefer in den Boden bis ich mir sicher war etwas halt zu finden und hob mein nasses Bein aus dem Wasser. Ich musste ruhig und schnell sein, sonst würde mich der Alligator finden. Vorsichtig atmete ich tief ein und aus, mobilisierte all meine Kräfte und stemmte mich hoch. Meine Füße tasteten nach Halt bis sie eine stabile Wurzel fanden und so krabbelte ich auf allen vieren auf den Weg, den ich zuvor benutzt hatte. Ich wollte mich am liebsten auf den Boden fallen lassen, doch mein Überlebenswille trieb mich weiter. Ich brauchte ein sicheres Versteck, irgendwo auf einem Baum oder zumindest irgendwo, wo mich kein Alligator fressen würde und die Vampire nicht hinkämen. Ein Friedhof wäre schön gewesen. Leise keuchend stand ich auf und sah mich um. Meine Taschenlampe versank gerade in dem kleinen Tümpel, in den ich zuvor fast gefallen wäre und erhellte dabei auf gespenstische Art und Weise das Gesicht eines Alligators, sein Maul weit offen. Fast so als hätte er gehofft ich läge noch immer dort. Vor Erleichterung, dem Tier entkommen zu sein zitterte ich noch mehr und traute mich einen Blick nach hinten zu werfen. Ich hätte es nicht machen sollen. Goldene Augen starrten mich durchdringend an und nur vage konnte ich die Umrisse eines Tieres erkennen. Ich trat langsam einen Schritt zurück, dann noch einen. Wenn meine Augen mich nicht täuschten, dann stand vor mir ein Wolf, ein verdammt großer Wolf und er machte keine Anstalten mir zu folgen. „Guter Junge, bleib da einfach sitzen und lass mich gehen." Die Augen des Wolfes schienen sich leicht zu verengen. „Gutes Mädchen?", versuchte ich es erneut. Er knurrte. Okay, doch ein Kerl. Ich hob mein Hände zum Zeichen des Wohlwollens und realisierte erst da, dass ich meine Pistole nicht mir hatte. Scheiße, Marcus würde mich für diese Dummheit windelweich prügeln. „ Ehm, willst du Fresschen? Da hinten sind ganz viele Vampire, die schmecken bestimmt viel besser als ich." Ich deutete mit dem Kinn hinter ihn und zermarterte mir den Kopf darüber, warum ich mit einem Werwolf, wie mit einem Hund sprach und wo zur Hölle ich meine Pistole verloren hatte. Sie musste doch ganz in der Nähe sein! Doch meine Worte schienen den Wolf nicht zu beleidigen, viel mehr sah er mich mit einem fast schon misstrauischen Blick an, wenn man das bei einem Tier denn genau so einordnen konnte wie bei einem Menschen. Dann passierte etwas unerwartetes, der Wolf drehte sich um und lief in die Richtung in die ich zuvor mit dem Kinn gedeutet hatte, er griff mich nicht an. Ich wusste nicht ob ich gleich vor Glück in Ohnmacht fallen würde. Aber dafür hatte ich keine Zeit, ich musste darauf vertrauen, dass Johnny und Marcus vor den Vampiren fliehen konnten, denn anders wollte ich das Ausbleiben der Schüsse nicht interpretieren. Ich schüttelte kurz meinen Kopf und kniete mich dann auf den Boden. Irgendwo musste doch meine Waffe sein, nur wo? Meine Hände wühlten durch den Matsch, auf der Suche nach dem kühlen Metall der Waffe. Irgendwann, ich wühlte schon eine Weile am Boden herum, trafen meine Fingerspitzen auf etwas Metallisches und ich konnte meine Hand um die Pistole schließen. „ Ein Glück", flüsterte ich und hob sie vor mein Gesicht. Sie schien funktionsfähig zu sein. Mit einem siegreichen Lächeln auf den Lippen wollte ich mich gerade erheben, als ich die Umrisse von etwas erkennen konnte. Pfoten Abdrücke. Mein Herz blieb einen Moment stehen bevor es wieder anfing noch schneller zu schlagen. Vorsichtig zeichnete ich mit meinem Finger die Umrisse nach. Ein Abdruck größer als meine Hand. Ich hob meinen Blick und begutachtete meine Umgebung genauer. Das musste die Stelle gewesen sein, an der der Wolf gestanden hatte. Er hatte gewusst, wo meine Waffe lag und doch hatte er sie nicht ins nahe gelegene Dickicht geschoben. Seltsam. Ein lautes Heulen durchdrang die Nacht, genau aus der Richtung in der der Wolf verschwunden war. Angst stieg in mir auf, legte sich wie ein ekelhafter Pelz auf meine Zunge und rückte mir die Luft zum Atmen ab. Ich sollte so schnell wie möglich meine Beine in die Hand nehmen. Der Wolf konnte genauso gut noch auf ein Dessert vorbeischauen. Die Pistole fest in der Hand machte ich mich wieder auf den Weg, entschlossen nicht wieder zu stolpern und auch keine weitere Bekanntschaft mit dem Wolf zu machen. Krampfhaft versuchte ich irgendwo einen gut gelegenen Platz zu finden. Mein Blick blieb nach einigen Minuten des schnellen Laufens auf einer Gruppe von Schatten haften. Bäume, schoss es mir durch den Kopf. Ich konnte auf einen von ihnen Klettern und die Nacht abwarten. „Hier werden mich weder die Vampire, noch der Wolf oder die Alligatoren finden.", murmelte ich erschöpfter als je zuvor nachdem ich mit reiner Willenskraft einen Baum erklommen hatte und lehnte nun meinen Kopf gegen den Baumstamm. Endlich etwas zur Ruhe kommend, verrenkte ich mir den Hals, um mich zu orientieren. Jäh wurde mir bewusst, dass ich mich noch weiter von dem Schacht befand als erwartet. Die Sterne funkelten unbeirrt hell und schön am Himmelszelt. Die Zypressen unter mir bewegten sich zum kalten Wind. Zitternd rieb ich mir die Hände aneinander. Trotzdem konnte ich froh sein in den hohen Bäumen fast schon unsichtbar zu sein, da musste ich das bisschen Kälte ertragen. Ich betrachtete die Kugeln in meinem Schoß, es waren drei an der Zahl. Zog ich die Kugel ab, die für mich bestimmt war hatte ich nur noch zwei und keine davon bestand aus Silber. Es waren einfache Bleikugeln, die ich vor Tagen in einem halb verrotteten Haus gefunden hatte. Kein Frage, ich steckte ziemlich tief in der Scheiße. Aber war das je anders gewesen. Vorsichtig steckte ich die Pistole an ihren Platz zurück. Ob ich wohl ein Auge zubekommen konnte? Ich musste leicht schmunzeln, es blieb mir nichts anderes übrig als es auszuprobieren. Ohne Schlaf würde ich noch unvorsichtiger werden und das konnte ich Johnny und Marcus nicht antun. Ein lautloses Gähnen entrang sich meiner Kehle und ich schloss flattern die Augen. In ein paar Stunden würde ich noch immer dieselben Probleme haben wie jetzt.
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Burning Goddess
FantasyMein Name ist Nike, ich bin ein ganz gewöhnliches 18- Jähriges-Mädchen aus Ohio..... Jedenfalls wäre ich das in einer längst vergangenen Zeit gewesen, doch meine Welt hat sich verändert. Das Leben, wie man es früher kannte existiert nicht mehr. Das...