Kapitel 58 - göttlicher Besuch

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(Nike)

Ich atmete schwer.
Obwohl ich keine sichtbaren Wunden hatte, fühlte ich mich ausgelaugt und kraftlos.

Mein Kopf arbeitete viel zu langsam und die alt bekannten Kopfschmerzen meldeten sich zurück.

Vielleicht war das der Grund, warum ich nicht einfach Rhea und Johnny nahm und so schnell es ging floh.

Aber Regar, ich sah den Wikinger mit zusammengekniffenen Augen an, würde mich verfolgen und er würde Aiden töten.

"Ich möchte nur ungern eure Zweisamkeit stören.", ich hob mit zitternder Hand das Schwert. " Ach was rede ich da, ich störe gerne, aber da gibt es noch einige Ungereimtheiten."

" Die da wären?",fragte Aiden.

Ich konnte nicht fassen, dass ich gerade drauf und dran war den Werwolf zu warnen.

"Sie ist nicht die Person für die du sie hälst." Mit einem leichten Ruck meines Kinns zeigte ich in Regars Richtung.

"Und warum sollte ich dir glauben ?"
Aiden klang ruhig,kalt und gefasst. Fast wirkte es so als ob er jeden Moment das Schwert heben würde und das beendete, was Regar angefangen hatte.

Aiden seufzte und ich fragte mich was in dem Kopf des Werwolfs vor sich ging.

Aber vielleicht spielte es auch nach dem heutigen Tag keine Rolle mehr.
Ich würde ihn nicht noch einmal sehen.

"Frag ihn doch." Ich spürte die Magie an mir zerren fast so als ob ich durch eine Reihe von Spinnennetzen laufen würde. Das Gefühl welches es hinterließ war mehr als nur schaurig, aber ich hatte keine Schmerzen.

Nichts deutete an, dass die Magie in der Arena darauf ausgelegt war mich davon abzuhalten mein wahres Ich zu zeigen. Doch, wollte ich dass Aiden wusste wer sein Champion war?

Könnte ich ihm nach dieser Enthüllung entkommen?

"IHN?",schrie der Werwolf entsetzt."Du machst doch Witze, Frau. Willt du mir unterstellen, dass ich neben einem Mann mit Brüsten und Hintern stehe?"

Fast musste ich bei dieser Aussage grinsen. Fast.

Er warf einen scharfen Blick auf seine Uhr während ich spürte, wie meine Füße begannen unter der Anstrengung meines Gewichts halten zu müssen, einknickten.

Plötzlich spürte ich ein leichtes Beben in der Luft, die schwankende Elektrizität ließ die Härchen auf meinen Armen stramm stehen während die Temperatur rapiede sank.
Kleine Rauchwolken bildeten sich vor meinem Mund wann immer ich ausatmete.

Dieses Gefühl hatte ich bis jetzt nur einmal gespürt.

Ich versuchte Aidens Blick einzufangen, zu sehen ob er es auch spürte, doch das was ich stattdessen sah ließ mein Herz erzittern.

Ein lautloses 'Nein' bildete sich auf meinen Lippen als ich sah wie Regar einen versteckten Dolch zog und damit auf Aidens Kehle zielte.

"Werwolf!",rief Rhea aus schier unendlicher Entfernung.

Ich war zu weit entfernt. Ich konnte nichts tun.

Als hätten meine Gefühle Gestalt angenommen, peitschte der Wind noch stärker, die Elektrizität verstärkte sich soweit dass ich förmlich kleine Blitze über den Boden huschen sah und dann war alles still.

Von einem auf den anderen Moment war der Wind verschwunden. Kein einziger Ton drang an mein Ohr, ich spürte nicht mehr die Wärme der Flammen in der Umgebung.

Erst als ich die Augen öffnete, würde mir bewusst, dass ich sie geschlossen hatte.
Und was ich sah waren die Auswirkungen der Magiewelle.

"Lange nicht mehr gesehen, kleines Mädchen. Du bist wahrlich groß geworden." Eine Stimme so süß und warm wie Honig in warmer Milch erklang ganz dicht an meinem Ohr.

"Wer..Wer bist du?", fragte ich mit plötzlich trockenem Mund.

"Ich habe viele Namen, aber die Menschen in dieser Zeit nennen mich Gott."

Das musste ein schlechter Scherz sein.

"Du willst mich auf den Arm  nehmen, deine Stimme ist eindeutig weiblich. Willst du mir sagen, dass Gott eine Frau ist?"

Aus dem Augenwinkel sah ich weiße Flügel. Was zur..?!

"Heute ja, morgen Nein. Meine Gestalt ist so launenhaft wie das Meer und der Wind. Mal bin ich so, mal bin ich anders, doch was bleibt ist mein ich."

Meine Beine gaben endgültig unter mir nach und ich sank zitternd auf den sandigen Boden.

"Wenn du Gott bist, dann zeig dich mir und versteck dich nicht hinter meinem Rücken."

Ich sah hilflos zu Aiden, der genauso erstarrt war wie Regar und scheinbar die ganze Welt.

Ich hörte Schritte auf dem Sand, dann schoben sich atemberaubende Flügel vor mein Blickfeld bevor ich die restliche Gestalt erkannte.

Mir blieb der Mund offen stehen als ich ihr ins Gesicht sah. Sie hatte dunkelbraunes in leichten Wellen fallendes langes Haar, ihre Augen waren von einem bläulichen Grau, die Haut blass, die Lippen waren etwas voller und glänzten rosig. Sie war etwas größer als ich und besaß eine athletische aber dennoch kurvenreiche Figur,die von einer Toga verdeckt wurde. In ihrem Haar befand sich eine Krone aus Lorbeeren.

Sie sah wirklich schön aus mit ihren großen weißen Flügeln und strahlte solch eine Macht und Autorität aus,dass ich mich nicht einmal traute ihrem Blick stand zu halten.

Doch das schlimmste war, dass sie wie eine bessere und ältere Kopie von mir selbst aussah.

"Bist du jetzt zufrieden ,Nike? " Ihre Stimme klang sanft und war fern von jeglichem Tadel. Ich hätte mich in ihr verlieren können.

Dennoch.

"Warum siehst du so aus wie ich? Bist du Schuld an diesen Magiewellen? Warum kann sich  Aiden nicht bewegen?", die Fragen quollen nur so aus mir heraus.

Sie, Gott, wer auch immer, lachte und es klang wie das Läuten von Glocken.

"Ich wusste, ich habe dich genau richtig gemacht, kleine Nike."

"Gemacht?" Meine Verwirrung wuchs und wuchs.

"Ja, gemacht. Aber um auf deine Fragen zu antworten, nicht ich sehe aus wie du, sondern du siehst aus wie ich. Ich habe dich nach diesem Ebenbild erschaffen und nach diesem Ebenbild benannt. Früher nannte man mich in Griechenland Nike, die Göttin des Sieges, denn ich brachte den Menschen den Frieden nach einem langen Krieg."

"Unsinn. Ich wurde geboren. Ich hatte Eltern und eine Schwester."

"Du wurdest aus Wasser, Erde, Feuer und Wind geschaffen. Mein Kuss hat dir Leben eingehaucht und mein Wille hat dich bei Menschen aufwachsen lassen."

Ich schnaubte.

"Warum? Warum solltest du mich erschaffen und mir dann eine Familie geben?"

"Weil ich Pläne mit dir habe, Pläne, die verlangen, dass du auf der Seite der Menschen bist. "

"Hör auf so wage zu sein. Rede endlich. " Ich zuckte ungläubig zusammen als ich spürte wie etwas nasses über meine Wange lief. "Wenn du Gott bist, dann erkläre mir, warum du zugelassen hast, dass die Menschen so grausam abgeschlachtet wurden. Warum hast du so viele Unschuldige sterben lassen? Du hast auf keines meiner Gebete gehört und das wo ich doch anscheinend deine Tochter bin!" Ich begann zu schluchzen während ich an Pollux und die anderen toten Gladiatoren, an Dinaela und an Marcus denken musste. So viel Leid und so viel Schmerz, wofür?

"Ich werde es dir erklären, kleine Nike. Nun sei still und lausche der Geschichte deines Volkes."

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Sorry Leute, ich weiß jetzt wird es erst so richtig spannend, aber das Kapitel wird zu lang deshalb muss ich es hier beenden und in zwei Teile teilen.
Also seid gespannt was es mit dieser Welt auf sich hat.

LG NastjaIN

Burning GoddessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt