Kapitel 78

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Leon
Ich wünschte ich könnte einfach im Krankenhaus bleiben, ganz ehrlich am Ende des Tages wäre ich eh wieder drin.
Mit einer Laune, die jeden Morgenmuffel verschreckt hätte, ging ich in die Schule und blendete alles um mich herum aus.
Okay, okay ich versuchte es.
Versuchte, die nassen Papier Kugeln zu ignorieren, die mich überall trafen und in meinen Haaren hängen blieben.
Versuchte, das Getuschel auszublenden.
Versuchte, die kreischenden, brüllenden Lacher zu vergessen.
Versuchte, die Leute nicht wahrzunehmen, die an mir vorbei schrammten.
Versuchte, versuchte, versuchte.
Aber es gelang mir nicht.
Jede einzelne Kleinigkeit fiel mir auf und erinnerte mich an früher.
Sie wussten noch nicht mal, dass ich wirklich schwul war und trotzdem machten sie den ganzen scheiß.
,,Ey, Schwuchtel!" Ich drehte den Kopf und sah den Ball, der näherkam.
Er flog so unendlich langsam. So langsam...vielleicht hätte ich auch einfach ausweichen können, aber ich blieb stehen. Tatsächlich wollte ich den Schmerz spüren. Wollte den Hass spüren.
Ein Zitat aus dem X-man Universum schoss mir durch den Kopf.
~Mutant und stolz~
In meinem Fall wohl eher: Schwul und...Knack!
Das war dann wohl der Ball, der gegen meinen Kieferknochen geprallt war.
Es tat so unglaublich weh. Doch ich weinte nicht. Diese Leute verdienten keine Tränen.
Ich lief einfach weiter.
Schwul und stolz.
Ob ich wirklich stolz war? Nein. Ich meine, wie kann man stolz sein, wenn die Besonderheit nicht Respektiert wird?
Bei jedem Schritt sammelte sich der Schmerz in meinem Kiefer, nur um sich dann Wellenartig zu entladen. Das Lachen um mich herum, verschwamm und bildete zusammen mit dem Schmerz eine bittere Kulisse.
Es tat so weh.
Ich lief in meine Klasse, setzte mich hin und starrte mit leeren Augen auf die Tafel.
Ob er wohl gebrochen ist? Das knacken war eigentlich eindeutig. Vorsichtig, versuchte ich ihn zu bewegen, doch vor Schmerz kann ich kaum atmen und so lasse ich es. Nur noch 7 Stunden, dann wäre der Horror für heute vorbei.
Dann könnte ich zum Arzt gehen.
Um mich abzulenken denke ich an Finn.
Aber auch die Gedanken an ihn können den Schmerz nicht vertreiben. Viel mehr fachten sie ihn an. Denn jetzt schmerzt nicht nur mein Kiefer, sondern auch mein Herz.
Ich wünsche mir nichts mehr, als bei ihm zu sein.
Schrecklich wie abhängig ich bin. Schrecklich wie sehr mich das alles mitnimmt.
Schrecklich, aber ich glaube auch einfach menschlich.
Ich könnte nicht hier sitzen und sagen, dass mir alles egal ist.
Ich würde gerne, weil es vieles einfacher machen würde.
Aber ich kann schlicht und einfach nicht.
Es ist der erste Tag und ich fühle mich als hätte ich ein ganzes Leben hinter mir.
Und da werden mir mehrere Dinge klar.
Das kann nicht so weitergehen.
Ich muss wenigstens eines meiner vielen Probleme wegschaffen.
Zu Finn kann ich jetzt nicht.
Mich mit meiner Mutter zu unterhalten, dazu fehlt mir grade die Kraft.
Meinen Mitschülern klarmachen das homosexuelle keine Aliens sind, unmöglich.
Da bleibt noch Zac. Wenigstens das mit ihm muss aus der Welt verschwinden. Ich will nicht auf mein Leben zurückblicken und bereuen, dass ich ihn so stehen gelassen habe.
Wenigstens eine Erklärung ist er mit schuldig.
Nur eine kleine Erklärung.

Cheers Mates!
Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles gut rüber gebracht habe. Sorry wenn nicht!
Leon tut mir leid...
Naja, Feedback gerne in die Kommis.
Bye Bye

Ich.Bin.Nicht.Schwul.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt