Die Bahn ist leer, nur vereinzelt sehe ich Menschen nachdenklich aus dem Fenster der grauen Nacht entgegen starren.
Selbst im Abteil ist es eisig kalt, sodass ich mich jetzt schon auf die stickige Wärme in der Halle freue, die ich sonst verabscheue.
Der Zug wird langsamer und ich starre angestrengt in die Dunkelheit, in der Hoffnung, auf dem spärlich erleuchteten Bahnsteig das Ortsschild zu erkennen. Statt auf das Schild fällt mein Blick allerdings auf die leuchtende Uhr, auf welcher die Zahlen 17:30 unkontrolliert flackern.
Ab jetzt sind es offiziell noch drei Stunden bis zum Beginn des Konzerts. Angespannt lasse ich mich zurückfallen. Das Anfahren des Zuges drückt mich sanft auf die schmale Bank und ich schließe für einen winzigen Moment meine Augen, mit dem befreienden Gefühl, mich einfach treiben zu lassen können.
Erst, als der nächste Bahnhof - Und somit der, an dem ich aussteigen muss - angesagt wird, schrecke ich wieder hoch.
Mein Herz klopft und ich fühle mich, als könne ich mich nicht richtig bewegen. Nervosität überfällt mich, als ich den Wagen verlasse und mich mutterseelenallein auf dem Bahnsteig wiederfinde, froh, dass der Wolkenbruch inzwischen aufgehört hat.
Die spärliche Beleuchtung hüllt alles in ein gespenstisches Licht, als ich durch die Unterführung in Richtung Halle gehe. Es sieht so verlassen aus, so wunderschön.
Nicht zum ersten Mal heute wünsche ich mir, ich hätte meine Kamera dabei, um den Moment einzufangen, aber auf dem Konzert sind diese nicht erlaubt - Schon gar nicht in der Hightechvariante, die ich besitze.
Vielleicht, ganz vielleicht, bin ich doch etwas früh dran. Zögernd bleibe ich stehen, versenke meine Hand in der kleinen Tasche, die ich mitgenommen habe, und ergreife erleichtert die Karte für das Konzert. Daneben liegt kühl die Wasserflasche, die ich emporziehe und im Weiterlaufen aufschraube, um etwas zu trinken.
Man weiß nie, was man mitnehmen darf, erst recht nicht in diesen Zeiten, und lieber trinke ich jetzt was, als fünf Stunden in der Halle zu verbringen - Ohne etwas zu Trinken, versteht sich. Denn kaufen werde ich bei diesen übertrieben hohen Preisen garantiert nichts. Außer eventuell Merchandise, aber das zählt nicht.
Mit schnellen Schritten nähere ich mich dem Ort, an dem die Mitglieder von Pentatonix wahrscheinlich schon den ganzen Tag verbracht haben, und das lässt mein Herz vor Vorfreude schneller klopfen.
Die ersten Stimmen werden vom Wind zu mir getrieben, und als ich um eine Ecke biege, sehe ich eine kleine Gruppe vor dem Eingang stehen. Von meiner Neugier getrieben gehe ich direkt auf sie zu, in der Annahme, dass die Türen noch verschlossen sind. Ich behalte recht und stelle mich, inzwischen vor Kälte und Nässe in meiner Jacke zitternd, zu der Gruppe.
„Hey!", werde ich sofort von einem Mädchen begrüßt, welches ungefähr in meinem Alter sein muss.
„Hi", entgegne ich und vergrabe mein Gesicht in dem hohen Kragen meiner Jacke.
Kalt, kalt, kalt.
„Das ist Roy, die Schönheiten hier sind Ana und Fabienne und der Typ da verrät uns seinen Namen nicht. Ich bin Su", rattert sie in einem wahnsinnigen Tempo herunter. Fasziniert starre ich sie an.
„Verrate mir bitte, wo du das gelernt hast", bringe ich mit zitternder Stimme hervor.
„Was?", fragt Su überrascht und auch die anderen schauen mich verwundert an.
„So schnell zu sprechen", grinse ich.
„Oh, das geht ganz leicht. Hast du schon mal versucht, das Daft Punk Medley mitzusingen? Den Anfang? Wenn du das kannst - Oder Mitchs Rap-Part in Problem - dann bist du auf dem besten Weg dorthin", sagt sie und ich bin schon wieder von der dermaßigen Geschwindigkeit überrumpelt.
„Verrätst du uns deinen Namen oder bist du wie der da?", grinst Roy erwartungsvoll und mit einer erstaunlich hohen Stimme. Der da holt kopfschüttelnd Luft und will grade protestieren, als Ana ihm den Mund zuhält und mir zunickt. Ich grinse nur.
„Ich bin Amari", sage ich, während mein Kopf noch damit beschäftigt ist, sich die Namen der anderen zu merken.
„Was bedeutet der?", fragt Ana neugierig und lässt ihren Arm wieder sinken. Der Typ ohne Namen, der wahrscheinlich älter ist als wir alle zusammen, schnappt nach Luft.
„Stärke und Kraft oder so. Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich ihn bekomme. Ist eine lange, langweilige Geschichte.", meine ich und verdrehe belustigt die Augen.
„Ach, wieso denn? Wir haben Zeit, sehr viel Zeit", meint Ana vergnügt und mit einem mir unerklärlichen Funkeln in den Augen. Warum auch immer sie die Bedeutung meines Namens so spannend findet.Etwa eine halbe Stunde später kennen die Vier meine grobe Lebensgeschichte, wobei ich peinlich genau darauf geachtet habe, nicht zu viel von mir zu offenbaren.
„Du bist ja ein echter Anschlagsmagnet, was?", staunt Roy, während die anderen mich noch fassungslos anstarren. Ich verziehe das Gesicht.
„Sag so was nicht, ich hatte einfach viel zu viel Pech. Was mich aber nicht davon abhält, weiterhin auf Konzerte zu gehen. Vorzugsweise Pentatonix." Ich zwinkere in die Runde, wobei mein Blick auf die Türen hinter uns fällt, die grade aufgesperrt werden.
„Na, wer hat Lust auf ein Konzert?", lache ich und sprinte als Erste zur Sicherheitskontrolle.
Hinter mir drängen sich Ana, Fabienne, Roy und der Unbekannte, der sich mit glänzenden Augen umsieht.
Etwas in mir flackert warnend auf, aber ich ignoriere das Gefühl. Wieso sollte grade heute wieder etwas passieren?~
Frohes Neues! ;3
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Schnappschuss
Fanfiction{Pentatonix FanFiction} 3 miterlebte Anschläge. 3 gescheiterte Versuche, Menschenleben zu retten. In einer Welt, in der Attentate die Nachrichten beherrschen, lebt Amari, Fotografiegenie, Perfektionist, Pentaholic und absoluter Anschlagsmagnet. Doch...