59. Kapitel

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„Jetzt wird es ernst", flüstert Grace in mein Ohr und zwinkert mir zu, als wir alle aufstehen und den Mann in unseren Kreis aufnehmen.
„Ich bin Nathan, ich weiche euch jetzt nicht mehr von der Seite. Und den anderen, die noch kommen", stellt er sich mit einem schiefen Lächeln vor.
„Hallo", grinst Grace und schüttelt seine Hand, was er mit einem Lachen quittiert.
„Habt ihr schon irgendwelche Fragen?"
Ich überlege.
Fragen?
Wieso ich hier bin.
Was passiert ist. Damals.
Sonst noch was?
Nein, eigentlich nicht.
„Wann werden die Einser aussortiert?", fragt die Rothaarige und zieht eine Grimasse.
„Du meinst die mit dem niedrigsten Ticket? Wir machen gleich das Meet & Greet da hinten, dabei auch das ganze Zeug mit den Autogrammen und dem exklusiven Merch, und dann geht es getrennt weiter, die Einser können dann gleich an den Merch-Stand, und für die Zweier und Dreier geht es noch weiter mit dem Soundcheck und so. Bis die Einser in die Halle können, dauert es dann aber noch ein bisschen", antwortet Nathan.
„Wie lange geht das Meet & Greet jeweils?", fragt eine andere und erntet einen leicht bedauernden Blick von Nathan.
„Außer euch haben noch, lasst mich lügen, mindestens vierzig andere ein VIP-Ticket. Ein paar Minuten vielleicht."
Super.
Was habe ich mir auch gedacht?
Dass ich zu ihnen spaziere, wir ganz alleine sind und ich sie erst mal in aller Seelenruhe fragen kann, was damals passiert ist?
Ein paar Minuten.
Das sollte wenigstens reichen, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich sie viel öfter sehen werde, wenn ich meinen Plan verwirklichen kann.
Vielleicht ist es ganz gut, dass ich nicht sofort damit konfrontiert werde, stundenlang mit ihnen in einem kleinen Raum eingesperrt zu sein.
Wieder.
„Ist alles okay bei dir?", dringt in diesem Moment eine Stimme durch den Nebel aus Gedanken zu mir.
Ich schüttele das Bild von damals ab.
„Entschuldigung", lache ich und nehme mir die Karte, die Nathan mir entgegenhält. Dieser wirft mir noch einen kurzen, forschenden Blick zu und geht dann weiter.
„Oh Gott, ich kann dich so verstehen! Ich hoffe ja irgendwie, dass ich nicht vollkommen hysterisch rüberkomme", meint Grace und hakt sich bei mir unter, um mich in die Schlange zu schieben, die sich langsam formt.
„Das ist meine geringste Sorge. Mein Problem wird eher sein, dass ich kein Wort rausbekomme", sage ich und verziehe das Gesicht.
„Echt? Okay, das wiederum kann ich absolut nicht nachvollziehen. Aber ich fange auch immer an zu viel zu reden, wenn ich nervös bin. Bestimmt mache ich das grade schon wieder, oder? Halt mir einfach den Mund oder dir die Ohren zu, wenn es dir zu viel wird. Aber ich darf doch auch irgendwie durchdrehen, oder? Ich meine, ich habe zufällig dich getroffen, gleich kommt Pentatonix dran, und dann außerdem der Soundcheck und die private Performance, das hält doch kein normaler Mensch aus!"
Ich grinse.
„Erzähl ruhig weiter, und wundere dich bitte nicht wenn ich ein bisschen abwesend wirke. Ich muss mir etwas überlegen", sage ich und werfe ihr einen halb entschuldigenden, halb belustigten Blick zu.
Zum Glück versteht sie, dass ich alleine überlegen will und nicht irgendwelche Gedanken mit ihr teilen. Sogar ihren Redefluss tauscht sie gegen ehrfurchtsvolles Umsehen aus.
Und dann geht es los.
Erst jetzt bemerke ich, wie weit vorne Grace und ich stehen, und was das bedeutet.

Ich muss mir schleunigst etwas ausdenken, damit sie sich auch danach noch an mich erinnern.

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Grace hat schon Recht: Jetzt wird es ernst... ;)

Ihr habt wahrscheinlich alle schon viele Dinge und Meinungen zu Avis Ausstieg gelesen, deswegen will ich euch gar nicht mit so viel Text daran erinnern. Aber ich will euch kurz daran erinnern, dass wir Teil einer riesigen Pentatonix-Family sind und das gemeinsam durchstehen werden. Klar werden manche mit Avi verschwinden, aber das sollte uns nicht daran hindern, Avi voll und ganz zu unterstützen und ihm virtuelle Umarmungen zu schicken, die er grade wirklich gebrauchen kann.
Und in diesem Sinne: *virtuelleumarmunganalle*

SchnappschussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt