Ruckartig und ohne nachzudenken schleudere ich die Zeitschrift in die Ecke und springe auf, nur um mich kurz danach wieder hinzusetzen.
Das darf doch nicht wahr sein.
Das kann doch nicht wahr sein.
Für einen Moment setzt mein Herz aus, und alle Erinnerungen sind wieder da.
Tränen schießen mir in die Augen, als ich jeden einzelnen Moment noch einmal im Schnelldurchlauf erlebe.
Einzig und allein die Zeit, in der Avi mich ins Freie getragen hat, bleibt verschwunden.
Wahrscheinlich war ich ohnmächtig.
Die Bilder von meinem Daddy huschen vorbei, er reißt den Arm hoch, zielt auf mich, und es ist dunkel.
Und doch bin ich nicht wegen einer Schusswunde hier, sondern wegen einem schweren Schock.
Vielleicht hat er mich ja gar nicht angeschossen.Verdammter Mist.
Ich müsste schon Pentatonix fragen, um das zu erfahren.
Aber die sind auf Tour.
Einmal um den gesamten Globus.
Wie sehr ich mir wünsche, ebenfalls Sänger zu sein, einfach um auch einen Grund zu haben, die ganze Welt zu bereisen.Es klopft und ich hebe erwartungsvoll den Kopf, hoffe nur, dass es kein Arzt ist.
Die Klinke wird vorsichtig herunter gedrückt und der blonde Lockenschopf meiner Freundin erscheint.
„Hey", sagt sie und geht mit langsamen Schritten auf mein Bett zu.
Ich beobachte sie und nicke.
„Wie geht's dir?", fragt sie und bleibt neben mir stehen.
Ich zucke mit den Schultern.
„Es war komisch. Ich konnte keine ordentlichen Sätze bilden, nicht denken. Es ging einfach nicht. Und es ist alles weg. Ich habe keine Ahnung, wann ich weg war. Irgendwann war ich hier."
„Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist", meint sie und ich sehe die Tränen, die in ihren Augen glitzern.
„Du warst noch gar nicht hier", stelle ich fest, um ihre Hoffnung nicht zu zerstören. Mir ist nichts passiert? Das sehe ich anders.
„Schulstress", murmelt sie.
„Versteh ich", meine ich.
„Ich hab dir die Hausaufgaben mitgebracht", sagt sie.
Ich verziehe das Gesicht.
„Werde ich doch eh nicht machen."
Sie lächelt.
„Ich weiß."
Ich seufze und schaue in die Ecke, in der die Zeitschrift ab jetzt wohl ihr Dasein fristen wird.
„Ich höre auf", meine ich dann plötzlich.
„Mit was?", fragt meine Freundin misstrauisch.
„Mit Schule. Ich hab einen guten Realschulabschluss, das reicht mir fürs erste. Ich komm doch sowieso nicht mehr rein", erkläre ich kurz angebunden.
„Du kannst mich doch nicht mit den Idioten alleine lassen!", ruft sie erschrocken.
Ich lache.
„Du kommst besser mit ihnen klar als ich. Außerdem denkst du das doch bestimmt auch, seit der Oberstufe bin ich total abgeschlagen. Ich bin froh, dass ich den Realschulabschluss so gut geschafft habe", meine ich trocken.
„Hey, du warst die Klassenbeste! Aber ich kann es verstehen. Jetzt mit dem... Anschlag. Das ist bestimmt nicht leicht für dich. Auch wenn ich dich gewarnt habe."
Ich nicke müde.
Ja, sie hat mich gewarnt. Ich erinnere mich daran.
Ich war so dämlich.
„Ich muss ihnen folgen", murmele ich.
„Bitte was?!", fragt meine Freundin schockiert und es tut mir fast schon leid, sie mit so vielen Dingen über den Haufen rennen zu müssen.
„Ich habe nur noch eine grobe Ahnung, was passiert ist. Die Hälfte der Zeit war ich ohnmächtig, stell dir das mal vor! Ich war in dem selben Raum wie Pentatonix und einfach ohnmächtig!"
„Du weißt wieder, was passiert ist?", sagt sie leise.
Ich nicke schnaubend.
„Zum Glück gibt es noch Zeitschriften", meine ich und deute in die Ecke, auf den zerknickten Haufen Papier.
Keine Sekunde später bereue ich es, denn Lucia macht sich sofort mit großen Schritten auf den Weg dorthin.
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Schnappschuss
Fanfiction{Pentatonix FanFiction} 3 miterlebte Anschläge. 3 gescheiterte Versuche, Menschenleben zu retten. In einer Welt, in der Attentate die Nachrichten beherrschen, lebt Amari, Fotografiegenie, Perfektionist, Pentaholic und absoluter Anschlagsmagnet. Doch...