Auf dem Festivalgelände angekommen stelle ich fest, dass alles viel größer ist, als ich angenommen habe. Auf vier Bühnen mit verrückten Namen (Wer denkt sich Ocean-, Mountain-, Sonic- und Forest-Stage aus?) treten an dem gesamten Wochenende über 70 Sänger und Bands auf. Hätte ich das gewusst, wäre ich gestern schon hierher gekommen. Nachdem ich einer der riesigen Tafeln entnommen habe, dass Pentatonix auf der Ocean-Stage auftreten wird - und das auch nur dank den Bildern der Künstler, welche unter den kryptischen, japanischen Schriftzeichen angebracht sind - dränge ich mich zu der von blauem Licht gekennzeichneten Bühne, auf der grade ein DJ sein Können vorführt. Bevor ich durch die kleine Öffnung zwischen den Zäunen gehen kann, welche die jubelnde Menge nicht vollkommen auseinanderdriften lassen, wird mir ein blaues Armband und eine Kappe in die Hand gedrückt, welche ich wegen Platzmangel schließlich wirklich auf meinen Kopf setze, auch wenn mir blau nicht ansatzweise steht.
Dann zerre ich meine Kamera aus der kleinen Tasche, welche ich mitgenommen habe, und mache ein Foto von den Menschen vor mir, welche alle eine blaue Kappe tragen, um die Einstellungen für diesen Tag anzupassen, auch wenn ich nicht glaube, dass in einer Stunde noch die selben Lichtverhältnisse herrschen. Trotzdem der eigentlichen Lächerlichkeit der blauen Kopfbedeckungen sieht das Bild erstaunlich gut aus und ich knipse die Menge vor mir noch ein paar Mal, um später eins der Fotos hochladen zu können. Anschließend widme ich mich dem DJ und bemerke frustriert, dass ich alle Einstellungen von eben über den Haufen werfen kann, weil die Bühne komplett anders beleuchtet ist. Dafür entsteht ein wunderschöner Effekt, welcher die Fans nur als schwarze Silhouetten erscheinen lässt. Damit habe ich auch kein Problem.Ein Knall reißt mich wenige Sekunden später aus meinen Gedanken und ich zucke erschrocken zusammen, nur um mich dann angespannt und auf alles gefasst umzusehen. Das Jubeln aller Anwesenden schockiert mich, und erst, als ich das grüne Feuerwerk bei der Forest-Stage am allmählich dunkler werdenden Himmel erkenne, kann ich meine Fäuste, die ich eben noch angespannt habe, wenigstens etwas lockern. Ich habe sogar davon gehört, dass in den späteren Stunden ein Feuerwerk die nächsten Sänger ankündigt, aber ich hätte nicht gedacht, dass das hier für die Japaner schon dunkel genug für am Himmel verglühende Funken ist.
Wie dem auch sei.
Meine Unterlippe muss in den nächsten Minuten wieder daran glauben, denn ein wenig der Anspannung behalte ich in mir. Immer wieder sehe ich mich um, zucke beim kleinsten Geräusch zusammen, wenn ich es nicht einordnen kann und auf die Show vor mir kann ich mich auch nicht wirklich konzentrieren.
Als das Feuerwerk über unseren Köpfen wieder losgeht, diesmal in strahlendem Eis- und tiefem Nachtblau, klopft mein Herz zum Zerspringen schnell. Hier wäre es für jeden Attentäter ein leichtes, einen Anschlag zu vollführen.
Von hinten strömen noch mehr Leute in das eingegrenzte Gebiet vor der Bühne und drücken mich näher an die Menschen vor mir, wobei ich den Gedanken zum ersten Mal überhaupt auf einem Konzert nicht ertragen kann, dass ich die Menge hinter mir nicht sehen kann. Übelkeit steigt in mir hoch, als sich der DJ verabschiedet und ich realisiere, dass gleich fünf Leute auf der Bühne stehen werden, die mir eine riesengroße Erklärung schuldig sind. Und ich muss einem von ihnen noch Danke sagen, wenn es stimmt was die Medien berichten. Wenn er mich gerettet hat.
Als Scott mit rauer Stimme anfängt, die ersten Töne von Cracked zu singen, ist es vorbei mit meiner Aufmerksamkeit gegenüber potentiellen Angreifern. Wie angewurzelt bleibe ich stehen und starre zur Bühne, während das Lied komplett im Jubeln der Fans untergeht.
Avi, schwarz gekleidet, seine Haare streng zurückgebunden, wie fast immer, ganz links.
Kirstie neben ihm, mit bauchfreiem, weißen Oberteil, dünner Jacke, die im blauen Licht silbrig glänzt, und einer verdammt kurzen Hose. Es wundert mich, dass sie mit den ewig hohen Absätzen laufen kann.
In der Mitte Scott, in dunkelblauer Jeans und schwarzweiß gemustertem Oberteil, dazu eine schwarze Jacke.
Mitch entlockt mir tatsächlich ein zittriges Lächeln, sein rosafarbener, flauschiger Pullover ist mal wieder viel zu weit und rutscht ihm fast über die Schultern, während er sich das Mikrofon dicht an den Mund hält.
Kevin steht am rechten Rand der Bühne, mit weißer Hose und schwarzem Oberteil, vertieft in das Lied.
Und ich stehe hier, fast ganz hinten, mit zitternden Händen, und will das alles nicht mehr, als hinter mir wieder ein Knall ertönt.
DU LIEST GERADE
Schnappschuss
Fanfic{Pentatonix FanFiction} 3 miterlebte Anschläge. 3 gescheiterte Versuche, Menschenleben zu retten. In einer Welt, in der Attentate die Nachrichten beherrschen, lebt Amari, Fotografiegenie, Perfektionist, Pentaholic und absoluter Anschlagsmagnet. Doch...