„Kommst du auch noch kurz mit? Wir müssen mal für kleine Mädchen. Ich habe nämlich wenig Lust, während des Konzerts zu gehen", zwinkert Su und nickt zu den Toiletten.
Ich nehme der zierlichen Frau an der Garderobe dankbar den kleinen Zettel entgegen, der mich als Besitzerin der nachtblauen Jacke auszeichnet, und folge den drei Mädchen.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich auch Roy und der Namenslose auf die Toilette zubewegen.„Ist es nicht verrückt? Ich meine, sie sind irgendwo hier drin. Wir sind mit Pentatonix in einem Gebäude!", meint Ana während dem Händewaschen und zieht aus ihrer kleinen Tasche eine pinkfarbene Bürste.
Verständnislos sehe ich ihr zu, wie sie ihre ohnehin schon perfekt sitzenden, goldblonden Haare noch perfekter macht, was in meinen Augen bis eben unmöglich war.
Auf meiner anderen Seite tuscht Fabienne ihre endlos langen Wimpern nach. Hinter ihr bemerke ich Su, die nur grinsend mit den Schultern zuckt.
„Wir gehen schon mal vor, uns die Plätze sichern", sagt sie zu den Beiden, die hochkonzentriert vor dem wandgroßen Spiegel stehen.
Abwesend nickt Ana, und ich stoße die schwere Tür auf. Su folgt mir in die Mitte des riesigen Raumes.
Noch ist wirklich nicht viel los, wir und die Mitarbeiter sind die einzigen, die sich hier aufhalten.
„Die sind immer so vor Konzerten, kann ziemlich anstrengend sein. Ich bin echt froh, dass du auch schon da bist, sonst dürfte ich wahrscheinlich alleine warten. Gehen wir schon hoch? Das kann noch ein bisschen dauern, bis die kommen. Und dann haben wir die guten Plätze...", zwinkert sie und ich nicke, bin erleichtert, dass sie mich jetzt nicht dazu verpflichtet, mit ihr hier zu warten, denn die nächste Gruppe Fans strömt herein. Während wir die Treppen empor steigen, wandern tausende Gedanken durch meinen Kopf, die der Blick auf den Merchandise-Stand sofort vertreibt.
„Ich sage, wir haben drei Minuten, bis die andere Gruppe kommt", behauptet Su und geht mit entschlossenen Schritten auf den Stand zu.
Rätselnd, woher sie das jetzt wissen will, folge ich ihr und ergattere tatsächlich einen Turnbeutel und eine limitierte CD, obwohl ich sonst immer nur misstrauisch die noch immer wahnsinnig hohen Preise beäuge.
„Drei Minuten sind um! Wir müssen uns die Plätze schnappen!", kommandiert mich Su beinahe ein wenig panisch. Mittlerweile - Und in Anbetracht des riesigen Stapels auf ihrem Arm - glaube ich nicht mehr, dass sie die Vernünftigste von den dreien ist, eher die, die sowieso weiß, dass sie fantastisch aussieht und sich deswegen nicht nachschminken muss.Die Halle ist fast menschenleer, nur auf der Bühne schwirren die Helfer aufgeregt durcheinander. Die Scheinwerfer üben ihr Lichtspiel an der Decke und werfen helle, tanzende Wirbel und Punkte an das Weiß.
Es müsste Pflicht sein, so etwas zu fotografieren, es ist so wunderschön.
Die ersten Sicherheitskräfte nehmen gelangweilt ihren Platz ein, in schwarzen T-Shirts, auf denen das strahlend weiße Zeichen des Sicherheitsdienstes prangt. Keiner von ihnen sieht so aus, als hätte er je einen Anschlag erlebt.
Und meine Güte, wie sehr ich sie dafür beneide...„Weißt du, welche Vorband spielt?", frage ich, um mich abzulenken. Bloß keinen Gedanken an die Anschläge verschwenden.
„Keine Ahnung, haben sie eine?", kommt es von Su zurück, die grade versucht,
ihre gekauften Sachen in einem Pentatonix-Turnbeutel zu verstauen.
„Weiß nicht. Groß genug sind sie ja, ich würde es ihnen zutrauen!", meine ich schulterzuckend und beobachte die Helfer dabei, wie sie verzweifelt versuchen, eine riesige Leinwand hochzuziehen.
„Und wenn schon, das würde uns doch nicht interessieren. Wir sind schließlich wegen Pentatonix hier, und nicht wegen irgendeiner krümeligen Garagenband." Su steht vom Boden auf und legt nachdenklich den Kopf schief. Dann verdunkelt sich ihr Gesichtsausdruck.
„Ich wusste, dass ich was vergessen habe! Die Kissen!", ruft sie und schlägt sich die flache Hand gegen die Stirn. Ich lehne mich gegen die Abgrenzung.
„Kissen?", frage ich, während ich daran zweifle, ob sie das wirklich gesagt hat - Oder ob sich mein Gehirn das nur ausgedacht hat, weil es unbedingt ein Kissen haben möchte, um sich nicht direkt auf diesen staubigen Parkettboden setzen zu müssen.
„Ja, Kissen. Bist du zum ersten Mal so früh vor Beginn auf einem Konzert?" Sie schaut mich kritisch an und lässt sich mit verschränkten Beinen auf den Boden sinken.
Ich hocke mich neben sie.
„Jup, aber ich kann mir denken, wie es ist... Wenn man so lange darauf sitzen muss." Ich fahre mit meinem Zeigefinger über den Boden und beäuge die Staubschicht auf ihm, bevor ich sie kopfschüttelnd weg puste.
„Der Staub ist ja nicht das Schlimme - Es sei denn, du hast irgendeine Allergie. Ich fände es nur sehr viel rücksichtsvoller, wenn sie was Weiches auf den Boden machen könnten, damit es nicht so unbequem ist", sagt Su und zieht eine Nagelschere aus ihrer Hosentasche.
In dem Punkt, sie sei weniger schlimm als Ana und Fabienne, habe ich mich wohl geirrt.
„Auf weichen Boden kann man nur schlecht Stühle stellen", meine ich und beobachte sie dabei, wie sie ihre Fingernägel schneidet. Und dann wird mir klar, was das eigentlich bedeutet.Su hat es geschafft, eine Nagelschere mitzubringen.
Wie viel schwerer kann es dann wohl sein, eine Waffe hereinzuschmuggeln?
Eine Waffe, mit der man tausende Menschen umbringen kann?
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Schnappschuss
Fanfiction{Pentatonix FanFiction} 3 miterlebte Anschläge. 3 gescheiterte Versuche, Menschenleben zu retten. In einer Welt, in der Attentate die Nachrichten beherrschen, lebt Amari, Fotografiegenie, Perfektionist, Pentaholic und absoluter Anschlagsmagnet. Doch...