27. Kapitel

67 11 3
                                    


Es ist kurz vor zwölf, als ich aufwache, und ich bin müde.
Bis ich an Pentatonix denke, an das Konzert am morgigen Abend, und Adrenalin beginnt, in mir emporzusteigen.
Mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht angele ich nach meinem Handy und finde es schließlich auf dem Boden vor, was auch immer es dort macht.
Die Nachrichten von Lucia ignoriere ich geflissentlich, denn etwas anderes nimmt meine Aufmerksamkeit vollkommen in Anspruch.
In der Hoffnung, dass die Nachricht so weitergeht, wie ich es mir in meinem Kopf grade zusammenreime, drücke ich meinen zitternden Finger auf den hellblauen Twitter-Vogel, nur um sofort die Augen zu schließen.
Eigentlich will ich es gar nicht sehen.
Eigentlich will ich in dem Gedanken weiterleben können, dass etwas passiert ist, was ich mir quasi seit Geburt an wünsche.
Eigentlich muss ich es nicht sehen, um davon überzeugt zu sein, dass es wahr ist.
Und trotzdem öffne ich vorsichtig meine Augen, in mir steigt ein hysterisches Kichern auf, ich starre auf die Nachricht.
PTXofficial gefällt Dein Tweet
Begeistert werfe ich mein Handy in die Luft, versuche erschrocken, es wieder aufzufangen, und grinse dabei wie eine Verrückte.
Quietschend rolle ich mich aus dem Bett und lande unsanft auf dem Teppichboden, was mich in dem Moment aber wenig stört.
Mit meinem Handy in der Hand tanze ich zum Bad, mein plötzlicher Bewegungsdrang verblüfft mich nur kurz.
Pentatonix hat mein Bild geliket! Ein Herz gegeben, sich die Mühe gemacht, auf meinem Profil vorbeizuschauen!
Mein Spiegelbild strahle ich kurz an, dann wende ich mich wieder meinem Handy zu, auf dem das Bild zu sehen ist.
Kurz darauf verziehe ich das Gesicht.
Die Lichter sind leicht verwischt, das Meer im Hintergrund erkennt man kaum, dafür ist es viel zu dunkel.
Jeder andere, jeder normale Mensch hätte wahrscheinlich nicht weiter darüber nachgedacht, doch durch meinen Kopf spukt der Gedanke auch beim etwas verspäteten Frühstück im Hotel.
Solange es Pentatonix gefällt? Nein.
Es hätte besser sein können.
Um Längen besser.
Mein Appetit ist vergangen und ich gehe wieder zu meinem Zimmer. Die Treppen nach unten, denn das Restaurant ist im obersten Stock, um eine atemraubende Aussicht zu garantieren.
Seufzend werfe ich einen kurzen Blick aus meinem Fenster und gehe Zähne putzen, nachdem ich beschlossen habe, dass ich später packe.
Und noch ein Foto mache. Mindestens eins.
Auch wenn es jetzt nicht mehr dunkel, nicht mehr magisch ist.

Dass dafür etwas ganz anderes in der Stadt leuchtet, fällt mir wenige Minuten später auf, als ich mit meiner Kamera vor der Nase an der gläsernen Wand stehe.
Verblüfft lasse ich meine Hände sinken und starre auf dieses eine Hochhaus, auf diese eine Anzeige, auf der grade Werbung für ein Auto zu sehen ist.
Doch wenige Sekunden später, kurz bevor ich aufgeben will, erscheint das Bild.
Die Farben.
Die Schrift.
Schwarz, rosa, blau, grün, gelb.
Pentatonix.
Fasziniert starre ich auf den riesigen Bildschirm und hebe, fast von selbst, die Kamera wieder hoch.

„Mit dieser Aussicht lässt es sich leben! @PTXofficial"

SchnappschussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt