Kapitel Fünf ~ Die Sache mit der Jobsuche

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»Über eine zeitnahe Antwort Ihrerseits würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Ivory Scales«

Seufzend tippe ich die letzten Worte in das Dokument und drücke auf Senden. Innerlich hake ich Bewerbung Nummer acht an diesem Tag ab, darauf vorbereitet, dass sich sicherlich wieder niemand melden wird. So langsam gehen mir die Firmen aus, bei denen mein Studium auch nur den geringsten Nutzen aufweist.

Eine Woche bin ich jetzt schon wieder zu Hause. Viel getan hat sich seit dem nicht. Weder was meine Familie betrifft, noch die Jobsuche. Und wenn ich nicht in wenigen Wochen komplett ohne einen Cent in der Tasche da stehen will, brauche ich dringend einen Job.

Mein Blick wandert aus dem großen Fenster des kleinen Cafés auf die Straße. Der Herbst hält so langsam Einzug. Die Tage werden nicht mehr sonderlich warm, die Blätter beginnen zu welken und generell wirkt alles irgendwie ... tot.

Da meine Eltern zu Hause kein Internet haben, bin ich auf das kleine Café angewiesen. Das WLAN ist kostenfrei, die Stimmung relativ entspannt und die wenigen Menschen, die morgens hier sind, geben mir genug Ruhe um mich konzentrieren zu können. In der letzten Woche bin ich jeden Tag hier gewesen. Die nette Bedienung fragt mich schon nicht mehr was ich haben möchte, sondern bringt mir jedes Mal einen Pfefferminztee und einen Kirschmuffin an den Tisch.

Wenn mir eins aufgefallen ist in den letzten Tagen, dann das die Menschen in Gotsburgh nicht mehr sonderlich viel reden. Meistens wird sich nur noch angeschwiegen, weil jeder mit seinen eigenen Dingen beschäftigt ist. Auch wenn ich diese Haltung verstehen kann und zurzeit selbst nicht so viel Freiraum habe, vermisse ich doch die zwischenmenschlichen Kommunikation. Es ist als wären alle nur noch Zombies, die immer das Handy in ihrer Hand haben und nur darauf warten, dass der nächste Twitterfight irgendwelcher Prominenten los geht.

Die kleine Glocke des Cafés ertönt und jemand betritt den Laden. Die schwarzen Haare des Mannes stehen in alle Richtungen ab, mit einer Hand fährt er sich durch die Haare und versucht sie zu richten. Seine Augen wandern suchend durch den Raum und bleiben schließlich an mir hängen.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kommt Kyle auf mich zu, öffnet die Arme und umarmt mich. Ich begrüße ihn mindestens genauso überschwänglich, wie ein kleiner Welpe seine Besitzer. Kyle ist einer der Kontakte, die mir geblieben und nicht mit der Zeit abgebrochen ist.

„Du..." Offensichtlich versucht der dunkelhaarige die richtigen Worte zu finden, endet letztendlich aber doch bei einem übertriebenen "Wow."

Skeptisch ziehe ich die Augenbrauen hoch, kann allerdings nicht behaupten eine bessere Begrüßung auf Lager zu haben. Es macht den Anschein als wäre Kyle in den letzten Jahren nicht gealtert. Er sieht aus wie früher, nur das jetzt ein Lippenpiercing sein Gesicht schmückt.

Seine blauen Augen mustern mich auch, während er sich auf den Stuhl mir gegenüber setzt.

,,Wie gehts dir?" Fragend blicke ich ihn an, den Laptop klappe ich währenddessen zu und verstaue ihn in meiner Tasche.

,,Noch besser als vor zwei Minuten", feixt er. Ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen, muss aber auch etwas beschämt den Kopf schütteln. Kyle überschüttet die Menschen immer mit Komplimenten, was vielleicht auch der Grund dafür ist, dass die Frauen ihm nur schwer widerstehen können.

Die freundliche Bedienung kommt auf uns zu und nimmt seine Bestellung auf. Dabei tue ich nicht mehr als über beide Ohren zu grinsen und ihn anzustarren. Jetzt wo Kyle vor mir sitzt, wird mir erst so richtig bewusst, wie sehr er mir gefehlt hat.

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