Tick
Tack
Tick
Tack
Ich habe unglaublichen Hunger und die Wanduhr im Flur will mich einfach nicht schlafen lassen. Nicht nur sie, aber auch der Streit mit Josy hat mich die ganze Nacht wachgehalten. Meine Augen fühlen sich an als würden sie an Betonklötzen hängen, aber ich kann sie einfach nicht schließen.
Mein Magen knurrt wieder und da sich so langsam etwas am Himmel tut, denke ich, dass es bald an der Zeit ist etwas zu essen. Zwar hat sich mein Magen schon die ganze Zeit über gemeldet, doch nachts zu essen gehört definitiv nicht zu den Dingen, die ich tue.
Bis drei Uhr morgens habe ich gewartet und gehofft das Josy noch nach Hause kommt, doch irgendwann habe ich die Hoffnung aufgegeben. Genauso wie ich die Hoffnung aufgegeben habe, dass sich zwischen uns irgendwann mal wieder etwas tun wird. Wir treten auf der Stelle, nicht zuletzt, weil sie ein bockiger und dickköpfiger Teenager ist, der einfach nicht mit der Sprache rausrücken möchte.
Ich vermeide den Blick auf meinen Wecker. Die Stunden ziehen sich wie Kaugummi und mit hoher Wahrscheinlichkeit sind wieder nur ein paar Minuten vergangen. Stattdessen quäle ich mich aus meiner viel zu dünnen Decke, nehme mir ein paar Klamotten aus dem Schrank und mache mich leise auf den Weg ins Badezimmer.
Die Heizungen sind ausgefallen, was laut der Aussage meines Vaters des Öfteren passiert. Es ist kalt und eigentlich will ich mich nicht ausziehen und unter die Dusche steigen. Aber da stinken keine Option ist, verziehe ich einfach nur genervt das Gesicht und schäle mich aus meinem Pyjama.
Der Wasserhahn quietscht beim Aufdrehen und es dauert einen Moment, bis das Wasser warm wird.
Kyles Worte kommen mir wieder in den Kopf.
„Sie hat harte Zeiten hinter sich, nimm es ihr nicht übel."
Vielleicht hat er recht. Vielleicht sollte ich mit mehr Verständnis an sie rangehen und vorsichtiger sein.
Möglicherweise war ich gestern einfach zu bevormundend.
In den letzten Tagen beschleicht mich immer öfter das Gefühl, dass es ein Fehler war wieder nachhause zu kommen. Womöglich wäre es besser gewesen, hätte ich mir von Beginn an eine eigene Wohnung gesucht. Die Luft hier ist dick, die meiste Zeit schweigen wir uns an und wenn wir miteinander reden, sind es keine Themen die sonderliche Freude machen.
Ich seufze.
Das warme Wasser macht mich augenblicklich müde, ich könnte ohne Probleme direkt in der Dusche schlafen. Doch das geht nicht, also beeile ich mich, damit ich nicht wirklich einschlafe und drehe das Wasser ab.
Im Badezimmer liegt ein Nebel, der mir sagt, dass meine Dusche wohl etwas zu heiß war. Allerdings ist mein Körper so entspannt wie schon lange nicht mehr und da ich heute nichts habe, was mich aus dem Bett treiben könnte, beschließe ich genau dorthin wieder zu verschwinden, nachdem ich etwas gegessen habe.
Mit frischer Kleidung und nassen Haaren betrete ich die Küche, wo Papa auf seinem Platz sitzt und seinen Kaffee trinkt. Verwundert sehe ich auf die Uhr. Es ist erst sieben und normalerweise nicht seine Zeit.
„Guten Morgen", murmle ich leise und schlürfe an ihm vorbei um mir eine Schale aus dem Schrank zu holen. Dad begrüßt mich wie immer, schenkt meinem Tun aber keine weitere Beachtung.
„Warum bist du schon angezogen?", hake ich nach und lasse mich mit Müsli und Milch am Tisch nieder.
„Eine Kontrolle im Krankenhaus." Er sagt wie immer nicht zu viel, nur das nötigste.
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Blue Jeans
Teen FictionIvory und Noah waren beste Freunde. Nichts konnte die beiden trennen, zumindest dachte Ivory das, bis Noah eines Tages aus heiterem Himmel den Kontakt zu ihr abbricht. Jahrelang herrscht Funkstille zwischen den ehemals besten Freunden. Erst als Ivor...