Kapitel Siebzehn ~ Seine Verlobte

6.7K 494 103
                                    

„Schön dich zu sehen", Jane strahlt mich mit einem Lächeln im Gesicht an. Ich glaube ihr wirklich, dass sie glücklich ist und unter anderen Umständen könnte ich ihr dieses Glück vielleicht auch gönnen. Sie versucht aufzustehen, was ihr Dank des voluminösen Kleides nicht ganz gelingt. Deshalb hilft Bailey ihr. Während sie darüber lacht, ist sein Blick eisern und kalt. „Ich wollte euch nur kurz beglückwünschen", sage ich monoton, den Blick immer noch auf Bailey gerichtet. Jane zieht mich in eine Umarmung, zeigt mir stolz ihren Ehering. Sie ist eine wunderschöne Braut und sie hat es verdient glücklich zu sein. Ich hatte nie etwas gegen sie, nur gegen den Mann, der jetzt warnend den Kopf schüttelt. Ich erwidere ein Lächeln.

„Leider habe ich es zur Trauung nicht geschafft", entschuldige ich mich bei Jane, als diese mich wieder loslässt. Sie schüttelt den Kopf, betont, dass das gar nicht schlimm sei und das ihre Familie alles auf Video aufgenommen hat.

„Jane du wirst verlangt", ruft nun eine Stimme hinter mir. Es muss ihre Mutter sein. Ich habe ihre Eltern nie kennengelernt, wieso auch? Wir hatten nie etwas miteinander zu tun. Sie entschuldigt sich lächelnd, versichert bald wieder zurück zu sein und verschwindet in der Richtung, aus der ich vor einigen Minuten noch kam. „Mitkommen", Bailey zieht mich mit festem Griff in eine Stille Ecke. „Aua", protestiere ich und fasse mir an die Stelle, wo er so fest zugepackt hat. Ich kann mir ein überlegenes Grinsen allerdings nicht verkneifen. Bailey steht am Abgrund, ob er fällt oder nicht entscheide ich und das weiß er.

„Was soll das hier werden?", faucht er. Beeindrucken tut mich seine Reaktion wenig, deshalb zucke ich nur mit den Schultern. „Sag du's mir."

„Du wirst gefälligst deinen Mund halten, Ivory. Und wenn du es nicht für mich tust, dann für sie." Bailey presst die Lippen zusammen, mustert mich abwartend. Er kann nicht wirklich denken, dass ich das hier für sie verschweige. Ich tue ihr damit einen Gefallen.

„Nur gut, das du da nicht mitzureden hast", provozierend kreuze ich die Arme vor der Brust. Er kann mir nichts, ich bin diejenige, die die Zügel in der Hand hat. Frustriert fährt er sich durch die perfekt gerichteten Haare. „Was willst du Ivory? Geld? Das kannst du haben, aber halt die Klappe."

„Ich will dein scheiß Geld nicht, Arschloch", blaffe ich.

Meine Augen wandern durch den großen Saal, der so voll ist, dass ich Jane nicht finden kann. Das sollte wegen des riesigen Kleides eigentlich kein Problem sein.

„Das mit dir war ein Fehler. Nicht nur, dass du nur ein Lückenfüller warst, du warst die Einzige, bei der ich es bereue." Bailey weiß, dass er einen wunden Punkt getroffen hat. Er weiß wie sehr mich solche Worte verletzen. Von ihm am allermeisten. Wütend wie ich bin, hole ich aus und verpasse ihm eine Ohrfeige.

„Jetzt erst recht", damit gehe ich an ihm vorbei, laufe suchend durch den Raum in der Hoffnung Jane zu finden. Allerdings werde ich unterbrochen, als die Musik stoppt und alles umher verstummt.

„Ich hoffe, ich störe niemanden bei dem romantischen Tanz mit seinem Liebsten", lacht Jane ins Mikrofon. Sie hat sich umgezogen, trägt ein weißes, schmales Kleid, das sich perfekt um ihren Körper legt.

Bailey taucht neben ihr auf, mit einem Glas in der Hand. Den roten Abdruck in seinem Gesicht sieht man dank des ebenfalls rötlichen Lichtes nicht. Dabei wäre es schön, wenn jeder es sehen könnte und er eine Erklärung dafür finden müsste.

„Bailey und ich", Jane sieht zu ihrem Ehemann, der ihre Hand nimmt. „Wir haben lange überlegt, wann und wo wir euch die großen Neuigkeiten mitteilen sollten. Und dann wurde uns bewusst, dass es wohl keinen besseren Ort gibt, als diesen." Sie lacht, während alle anderen gespannt auf die Bühne schauen.

„Wir dürfen euch jetzt, wo die riskanten Wochen schon hinter uns liegen, endlich mitteilen, dass wir bald nicht mehr nur zu zweit sein werden", ihre Stimme bricht. Und plötzlich wird mir bewusst, was ich da kaputt machen würde. Nicht nur ihre große Liebe, sondern jetzt hängt da noch so viel mehr dran, als ich eigentlich gedacht habe.

Blue JeansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt