60 Tausend reads? Dankeschön!<3 Ich weiß ja nicht womit ich das verdient habe, aber das freut mich unglaublich!! xoxo
„Um deinen Vater steht es nicht besonders gut", Niklas hat mich aus Papas Zimmer geholt, weil er mit mir reden wollte. Ich dachte eigentlich, dass es um seinen Aussetzer vor dem Restaurant gehen würde. Fassungslos sehe ich ihn an. „Wie kann das sein? Letzte Woche hat er sich doch gut gemacht!", rufe ich aus. Zwischen meinem letzten Besuch und diesem liegen gerade einmal vier Tage. Seufzend reibt er sich über die Schläfe. „Wir können das nicht kontrollieren", sagt er, als würde ich das nicht verstehen. „Ich weiß."
Mama ist fertig mit den Nerven. So wie wir alle es sind. Niklas hat mit ihr geredet, bevor er damit zu mir gekommen ist. Ich kann mir denken, dass Mama nicht mit mir darüber sprechen wollte. Sie sitzt mit Papa und Josy am Fenster seines Zimmers. Er darf die Etage nicht mal verlassen, was für ihn auch nicht mehr möglich ist.
Ich wünschte, Noah wäre jetzt hier, ich könnte ihn mehr brauchen als alles andere.
Niklas wendet sich zum Gehen, doch ich halte seinen Arm fest. „Ich würde gerne mit dir über den Vorfall sprechen", ich muss nicht sagen, was ich meine, denn er weiß es genau. Fast zwei Wochen ist es mittlerweile her und seit dem verhält er sich mir gegenüber reserviert. „Da gibt es nicht viel zu reden. Es war falsch so forsch zu dir zu sein", gesteht er. „Aber du warst auch nicht ehrlich zu mir."
Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen. „Ich hab-" „Du hast mir nicht erzählt, dass du einen Freund hast", unterbricht er mich. „Hätte das denn eine Rolle gespielt?"
Für mich war das ein Essen unter Freunden. Ich hatte keine Ahnung, das Niklas mehr im Sinn hatte. Er war zwar immer sehr freundlich und zuvorkommend, doch das er mehr wollte kam mir nicht in den Sinn.
„Ivory, was glaubst, du wieso hätte ich dich sonst zum Essen eingeladen? Ich suche keine Freunde, davon habe ich genug." Sein Ton klingt überheblich. So überheblich, dass es mir die Sprache verschlägt.
„Wir sehen uns", er dreht sich um und geht davon. Ratlos bleibe ich vor dem Zimmer meines Vaters stehen und sehe ihm nach.
„Und wie geht es deiner Mutter?", Noah sieht mich mitleidig an und reicht mir ein Glas Wein. Er setzt sich neben mich auf das Sofa. Seine Hand legt er auf mein Bein und streicht beruhigend mit dem Daumen darüber. Nachdenklich schaue ich auf seinen kreisenden Daumen. „Sie ist komplett fertig, aber Josy ist bei ihr und kümmert sich um sie", Sie hat mir versprochen dort zu bleiben und sich um sie zu kümmern. Ob sie dieses Versprechen hält weiß ich nicht, aber ich traue ihr nicht zu, dass sie so kalt geworden ist. Mir zeigt sie momentan die kalte Schulter. Schlimmer als noch bevor Jerry aufgetaucht ist. Sie scheint wirklich etwas für diesen Widerling zu empfinden. Es ist mir unbegreiflich. Noah habe ich davon bewusst nichts erzählt. Er würde ihm den Kopf abreißen.
„Sag mal wer hat überhaupt die Krankenhausrechnung bezahlt? Ich wollte das machen, aber sie sagten mir, dass das Konto bereits ausgeglichen ist." Fragend sieht er in meine Richtung. Mein Herz setzt einen Moment aus. Ich kann ihm nicht erzählen, dass ich mir von dubiosen Männern Geld geliehen habe.
„Meine Mutter hatte Rücklagen", lüge ich. Mir fällt nichts Besseres ein und obwohl diese Lüge schwach ist, scheint er sie mir abzukaufen.
Ich schaue ihm ins Gesicht. Seine Nase ist noch immer geschwollen und wird in der nächsten Zeit auch nicht besser aussehen. Seine Lippe und das Veilchen hingegen haben sich schon wieder erholt.
Manchmal wünschte ich, mein Leben würde nicht nur aus Pech bestehen. Eine Tragödie jagt die nächste und es scheint nicht aufzuhören.
„Darf ich dich was fragen?", Noah schaut zu mir runter. „Klar", antworte ich, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken.
„Du hast diesem Doktor den Laufpass gegeben. Warum?"
Ich zucke mit den Schultern und sehe auf meine Jeans. „Es hat sich nicht richtig angefühlt. Ich dachte, wir waren als Freunde essen und er hat das nicht so gesehen."
Noahs Haltung entspannt sich etwas, zwar kaum merklich aber ich kann sehen wie seine Schultern sich entspannen. Ich meine fast schon so etwas wie ein triumphierendes Lächeln zu sehen.
„Darf ich dich auch was fragen?", plötzlich überkommt mich Schüchternheit. Vor Noah ist mir das komplett neu und überrascht mich. „Natürlich", sagt er, als sei das selbstverständlich. Ich setze mich in den Schneidersitz und drehe mich, damit ich ihn besser ansehen kann.
„Wie ist das passiert?", ich deute auf sein Gesicht. Diese Frage geht mir seit diesem Abend nicht aus dem Kopf, doch er geht mir aus dem Weg, sobald ich ihn darauf anspreche. Deutlich genervt seufzt er.
„Ich kann nicht viel dazu sagen, Ivory. Ich war betrunken und habe mich geprügelt." Das klingt plausibel, vielleicht etwas zu plausibel. Doch ich nehme die Antwort hin, da aus ihm wahrscheinlich sowieso nicht viel mehr herauszubekommen wäre.
Am nächsten Morgen stehe ich schon früh auf, weil Kyle und ich uns zum Sport verabredet haben. Er hat zwar nicht gerade gut darauf reagiert, dass ich mich mit Noah vertragen habe, doch er hat sich auch nicht weiter beschwert.
Mit jedem Morgen an dem Kyle mich durch einen Park jagt oder über einen selbstgebauten Pakur aus großen Holzstämmen und sonstigen scheucht, wird es leichter für mich mit ihm mitzuhalten. Der positive Nebeneffekt, dass ich alles für einen Moment vergessen kann, ist dabei tatsächlich nur Nebensache. Zwar fühle ich mich immer, wie ein Haufen Wackelpudding, wenn wir fertig sind, doch irgendwie beginne ich dieses Gefühl zu mögen.
„Du wirst besser", lobt er mich grinsend. Völlig aus der Puste nicke ich. Es wird einfacher, ja aber meine Lunge brennt noch immer, als hätte ich Benzin geschluckt.
„Danke", kann ich gerade so herausbringen. Mittlerweile ist es nicht Mal mehr möglich ohne Schal und Mütze nach draußen zu gehen. Es geht auf die Minusgrade zu, was bedeutet, dass die Straßen bald auch glatt sein werden. Aber darum soll ich mir keine Gedanken machen hat er mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht gesagt.
Wir beschließen, zusammen frühstücken zu gehen, weil wir beide Mords Hunger haben. „Wow", staune ich, als ich sein Auto von innen sehe. Auf dem Weg zum Park bin ich gelaufen, deshalb fällt mir auch jetzt erst auf, das sein Auto verhältnismäßig sauber ist. Zumindest liegt kein Müll mehr rum und auch die Bier und Energiedosen sind verschwunden. Den Staubsauger hat dieses Auto trotzdem noch nicht gesehen.
„Ja ich kann auch sauber sein", er nickt überheblich und beginnt zu lachen.
Ich liebe es, dass mit Kyle alles so locker und entspannt ist. Manchmal vermisse ich das bei Noah und mir. Zwischen uns scheint immer eine gewisse Spannung zu liegen, oft kaum spürbar aber neben ihm bin ich anders als bei Kyle und ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.
DU LIEST GERADE
Blue Jeans
Teen FictionIvory und Noah waren beste Freunde. Nichts konnte die beiden trennen, zumindest dachte Ivory das, bis Noah eines Tages aus heiterem Himmel den Kontakt zu ihr abbricht. Jahrelang herrscht Funkstille zwischen den ehemals besten Freunden. Erst als Ivor...